Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Netha-Chrome

Netha-Chrome

Titel: Netha-Chrome
Autoren: Janco Weiland
Vom Netzwerk:
Das ekelhafte Geräusch, als sein Rippenbein durchschlugen wurde, übertönte selbst die Einschläge auf dem Metall. Leise röchelnd sackte er in sich zusammen.
    Als die Soldaten bemerkten, dass der Rover eine härtere Nuss war, als sie angenommen hatten, verstummten die Schüsse langsam. Sydney und ich schauten uns an. Im Gesicht der KI stand eine schreckliche Furcht. Eine Todesangst, wie ich sie noch nie bei ihr gesehen hatte. Und auch ich schien nicht besser dreinzublicken. Natürlich nicht. Die Situation stand selten schlecht. Verließen wir den Rover, waren wir tot. Blieben wir hier, waren wir auch tot. Nun kam es nur noch darauf an, wie wir sterben würden.
    „Ark?“, flüsterte Sydney leise, als das Feuer endgültig verstummt war. Ich kniff meine Lippen zusammen und nickte. Ich wusste, was sie sagen wollte. Ich sah es ihr an.
    „Ja, ich auch.“
    Langsam hob ich den Kopf, den Griff meiner Sixton fest umklammert, als könnte ich damit noch irgendetwas ausrichten. Die schweren Frontgeschützte der Rover nahmen uns nun direkt ins Visier. Sydney ergriff meine Hand.
    „Ich hoffe, das funktioniert“, sagte die KI, doch ich bekam das kaum noch mit. Das letzte, was ich mitbekam, war ein helles bläuliches Licht, das durch mich durchzugehen schien, bevor mir ein dumpfer Knall fast das Trommelfell zerriss. Ich spürte Hitze und eine wütende Druckwelle schleuderte mich durch die Luft. Mir wurde schwarz vor Augen. Die Welt war weg, alles war weg. Wenn das der Tod war, wo blieb dann das helle Licht? Wann spielte sich der Film vor meinem Auge ab, der mein bisheriges Leben revuepassieren ließ? Da war nichts. Nur ein gähnendes schwarzes Loch im Nirgendwo. Ich hörte Schreie. Panische Todesschreie. Nein, das war nicht der Tod!
    Ich landete hart im Sand. Der Aufschlag war mörderisch und ich rollte noch einige Meter über den Boden, ehe ich in einer seichten Kuhle landete. Brennende Trümmerteile flogen über mich hinweg, ein schwarzqualmender Reifen zischte an mir vorbei und hätte mich fast erschlagen. Feuer und Asche regneten auf mich herab. Der Ärmel meines Mantels hatte Feuer gefangen und die Flammen fraßen sich bereits in mein Fleisch. Ich schrie auf, doch die Schreie der anderen Passagiere, die in den Flammen verbrannten, übertönten mich.
    Ich rollte über den Boden und versuchte, die Flammen auf meinem Mantel zu ersticken. Als es mir nicht gelang, schlüpfte ich panisch heraus und warf ihn weit von mir.
    Meine Blicke suchten Sydney, getrübt durch Rauch und Asche. Mein rechter Arm schmerzte höllisch, so als stünde er lichterloh in Flammen. Es roch nach verkohltem Fleisch.
    Die KI lag wenige Meter neben mir mit dem Gesicht im Sand. Sie regte sich glücklicherweise noch, einzig und allein ihr Designerkleid hatte es schlimm erwischt. An einigen Stellen klafften Brandlöcher, der Saum war zerrissen. Ihre Holster-Tasche, die sie trotz allem immer noch über der Schulter trug, hatte hingegen nichts abbekommen.
    Langsam kam die KI hoch und ihre Blicke suchten mich.
    „Bleib unten“, keuchte ich und meine eigenen Worte klangen dumpf, als befände ich mich unter Wasser. Der Explosionslärm hatte meinem Trommelfell arg zugesetzt.
    Wie erstarrt beobachtete ich, wie das Wrack unseres Rovers in gleißendem Feuer verging. Die Flammen schlugen meterhoch.
    „Sie ziehen ab“, bemerkte Sydney mit Blick auf die UDS-Rover. Und sie hatte Recht. Anscheinend hatten die Soldaten nicht bemerkt, dass sich noch zwei ihrer Opfer bewegten und waren sich sicher, dass niemand dieses Inferno überlebt hatte. Die Maschinen der UDS-Fahrzeuge heulten auf und übertönten das Lodern der Riesenflammen, die jetzt immer dunklere Rauchschwaden gen Himmel schickten, während sie über das Metallskelett des Ausflugs-Rovers herfielen. Die Schreie der anderen Passgiere waren verstummt. Lange hatten sie nicht leiden müssen. Auch nicht diejenigen, die nicht sofort durch den Einschlag des Geschützes zerfetzt worden waren.
    Ich keuchte und drückte eine Hand auf das verbrannte, freiliegende Fleisch meines Armes. Sydney robbte zu mir herüber und musterte meine Verletzungen.
    „Du brauchst dringend ein Medi-Pack!“
    „Ach, geht schon. Nur ein Kratzer“, presste ich hervor und verzog das Gesicht vor lauter Schmerz. „Ich lebe noch. Wir…“
    Ich stockte, als ich endlich registrierte, dass wir wirklich noch lebten. Aber eigentlich durften wir gar nicht mehr leben. Eigentlich hätten wir zusammen mit den anderen Passagieren im Rover verbrennen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher