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Neptuns Tochter 2

Neptuns Tochter 2

Titel: Neptuns Tochter 2
Autoren: Terry Waiden
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Nagyi?«
    »Nicht wirklich. Ich bin nur davon überzeugt, dass es für alles eine logische Erklärung gibt.« Die Großmutter legte ihre Hand auf Timeas. »Bestimmt hat Mika gute Gründe, warum sie diesen Mann heiraten will.«
    »Das hat etwas mit ihrem Vater zu tun, soweit ich das begriffen habe«, erklärte Timea. »Ich will nur wissen, welche Rolle ich dabei spielen soll. Damit ich entscheiden kann, ob ich mitmachen möchte oder nicht.«
    »Das hört sich für mich jetzt so . . . analytisch an«, meinte die Gräfin mit einem leicht tadelnden Unterton.
    »Ist es vielleicht auch.« Timea strich ihrer Großmutter über den Arm. »Ich gebe zu, dass ich sehr viel für Mika empfinde. Ich denke oft an sie, weißt du. Und bevor du damit anfängst – ja, sie fehlt mir.« Mit einem Seufzer lehnte sich Timea zurück. »Ihre Art, die Welt zu betrachten . . .« Timeas Gedanken verloren sich in Erinnerungen. »Ich habe festgestellt, dass mir das guttut.« Mit einem neuerlichen Seufzer setzte sich Timea gerade hin. »Aber mehr, Nagyi, mehr ist da nicht.«
    »Nun . . .«, begann Adrienn Illay, unterbrach sich, prüfte ihre Frisur. »Ich denke, wir belassen es dabei.«
    »Danke.« Timea hüstelte leicht. »Ich habe übrigens einen neuen Auftrag«, erzählte sie drauflos. »Einer meiner Kunden möchte einen Bungalow verkaufen. Der ist zwar klein, aber in einem beliebten Stadtteil. Hat also entsprechenden Wert.«
    »Das heißt, dass eine ansprechende Provision auf dich wartet«, fasste die Großmutter zusammen.
    »Genau. In acht Tagen soll bereits eine Massenbesichtigung stattfinden.«
    »Das passt doch nicht zusammen, Timea. Die Umgebung – Massenbesichtigung – und dann noch so kurzfristig. Willst du da nicht so vorgehen, wie du es üblicherweise tust? Einzelne Termine, mit ausgewählten Interessenten und so weiter und so fort.«
    Timea hob die Achseln. »Das wär’ mir auch lieber. Aber der Kunde braucht anscheinend dringend Geld. Also drängt er auf eine rasche Abwicklung.«
    »Pass nur auf, Kind«, warnte die Großmutter. »Das klingt alles ziemlich fragwürdig.«
    »Vielleicht. Wir werden sehen. Morgen schau ich mir das Gebäude erst mal an, kümmere mich um Fotos. Der derzeitige Mieter weiß Bescheid. Anschließend treffe ich mich mit dem Kunden. Dann kann ich immer noch entscheiden, ob ich den Auftrag annehme.«

~*~*~*~
    M it zusammengekniffenen Augen betrachtete Timea am nächsten Tag von der Straße aus den Bungalow, den sie verkaufen sollte. Vor der Garage stand ein Dreirad, daneben ein Kinderwagen. Die derzeitigen Mieter waren demnach eine Familie mit mindestens zwei Kindern.
    Hoffentlich war mit denen alles geregelt. Wenn nicht, dürfte das die Sache erschweren. Praktisch und moralisch.
    Timea gab sich einen Ruck, wollte losgehen. Da nahm sie die Person wahr, die vor der Einfahrt saß. Um sich ein paar Kisten, davor ein Transparent, vollgekritzelt mit irgendwelchen Weisheiten, im Gespräch mit ein paar Leuten vertieft.
    Timea konnte sich nicht bewegen. Sie konnte ihre Augen nicht von der Frau lösen. Sie konnte nicht einmal richtig atmen. »Mika«, formten ihre Lippen.
    Aus sicherer Entfernung beobachtete Timea die kleine Menschenansammlung.
    Wie lange?
    Das konnte sie nicht sagen. Sie konnte aber sagen, dass ihr Herz einen freudigen Hüpfer machte, als Mika aufschaute und in allem stoppte, was sie bis zu diesem Augenblick gemacht hatte. Die Hand fror mitten in der Bewegung ein. Der Satz blieb unvollendet. Mikas Aufmerksamkeit war nur noch auf Timea gerichtet.
    Die Menschen um Mika wirkten irritiert, zuckten mit den Schultern und gingen weiter.
    Langsam ging Timea auf Mika zu.
    Wenige Meter vor ihr schluckte Timea den Kloß in ihrem Hals hinunter und wischte sich kurz über die Augen.
    Mit einem sicherlich verrutschten Lächeln sah sie Mika an und deutete mit dem Kopf auf das Transparent. »Willst du gegen die Lesefaulheit der Menschen angehen?«, fragte sie heiser.
    »Wieso . . . was meinst du . . . ach das«, stotterte Mika nicht minder heiser.
    Timea drehte sich zu dem bunt bemalten Plakat und las laut vor:
    »Die letzten Tage der Menschheit.
Oder . . . Viel Lärm um Nichts?
Nächstenliebe.
Vom Winde verweht.
Liebe unerwünscht.
In uns: Stolz und Vorurteil.
Vor uns: Der Abgrund.
Gefährliche Sehnsucht.
Nach L wie Liebe.
Der lange Weg.
In eine Neue Welt.
Der Schlüssel zum Glück.
Endlich gefunden.«
    Das Lesen hatte Timea etwas beruhigt. Ihr Herz schlug zwar immer noch zu schnell, aber es
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