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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition)
Autoren: Sergej Minajew
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denken? Ganz logisch. Sicherheitshalber habe ich ihr vorgeflunkert, mein Mann sei ein hoher Offizier beim Geheimdienst. Davon abgesehen kannst du sicher sein, dass ich ihr ernsthafte Schwierigkeiten gemacht hätte, wenn sie mich verraten hätte. Ich habe seit damals gelernt, wie man mit Menschen umgeht. Übrigens, sie brauchte tatsächlich Geld für ihr Auto. Dieser Teil der Geschichte stimmte. Eigentlich ein hübscher Einfall, was? Mein Hase? Ich hatte zu dem Zeitpunkt nicht genug flüssig, und meinen Mann wollte ich nicht in Anspruch nehmen. Deshalb haben wir ihr vorgeschlagen, dich anzupumpen. Unter Freunden. Sie hätte es dir auf jeden Fall zurückgezahlt. Aber dir die Scheine einfach ins Gesicht zu werfen, das war ihr eigener spontaner Einfall. Als du durchblicken ließest, diese Geschichte mit der HIV -Infektion sei vielleicht nur ein Trick, damit sie das Geld behalten konnte, hat sie einen Wutanfall bekommen. Sie hatte ihre Rolle wirklich gut verinnerlicht, das muss man sagen. Besser hätte ich es mir auch nicht ausdenken können. Wer verzichtet schon ohne Not auf zehn grüne Tausender? Mit so einer Geste kann man den meisten Menschen jede beliebige Krankheit aufschwatzen, sogar die Beulenpest. Und dir erst recht, hypochondrisch, wie du bist!«
    » Aufschwatzen?« Ich fühle, wie meine Finger und Zehen warm werden. » Soll das heißen, der Arzt hat sich geirrt? Moment… willst du damit sagen…? Du bist ein verdammtes Luder! Du widerliche Schlange!«
    » Eigentlich solltest du dich lieber bei mir bedanken für die gute Nachricht. Du bist nicht HIV -positiv. Das heißt, ich weiß natürlich nicht, wie dein Testergebnis aussieht, aber Rita ist auf jeden Fall nicht HIV -positiv. Aber vielleicht lehrt dich das endlich mal, Präservative zu benutzen. So gesehen bin ich für dich so eine Art Mutter Teresa. Das Gesundheitsministerium sollte mir einen Orden verleihen für meine Leistungen bei der Sexualerziehung der Jugend.«
    Olga setzt sich wieder neben mein Bett und zerdrückt die nächste Zigarette an meinem Bettpfosten, fast an derselben Stelle wie vorhin. Ich starre auf den schwarzen Fleck und habe das befremdliche Gefühl, sie zerdrücke die Kippen an meiner Stirn. Der pulsierende Schmerz zwischen meinen Augen wird mal stärker, mal lässt er nach. Wenn ich die Augenlider zusammenpresse, glaube ich zu verstehen, dass die Farbe des Schmerzes Rot ist.
    » Das Schwierigste schien mir die Frage, wie wir verhindern konnten, dass du nach dem Arzt, zu dem Rita dich gebracht hatte, nicht gleich noch zu einem Dutzend anderer Kliniken oder Labors rennst. Das hat mir wirklich Sorgen bereitet. Ha, ha, ha! Ich hatte dich wieder überschätzt. Warum hast du das eigentlich nicht getan? Standst du so unter Schock? Oder warst du zu geizig, noch einen Test machen zu lassen? Du brauchst nicht zu antworten, ich hab es nicht ernst gemeint. Es war wirklich ein harter Schlag für dich, das wird mir jetzt klar. Viel schlimmer als Lenas Schwangerschaft, stimmt’s? Aber man muss schon zugeben, du hast dich wirklich bemüht, sie davor zu bewahren! Wie wollte dein sauberer Arzt sie eigentlich dazu bringen, auf das Kind zu verzichten? Was für eine hübsche Geschichte habt ihr euch da zusammen ausgedacht? Mich würde auch mal interessieren, wie viel du ihm dafür bezahlen musstest!«
    » Genauso viel, wie du der Laborantin für den gefakten Test hinlegen musstest!«, zische ich böse.
    » Ach, wie gut ich dich verstehe!« Olga ringt theatralisch die Hände. » Alle sind sie nur auf Geld aus, die reinsten Mörderärzte! Oder machen nur wir beide solche Erfahrungen mit Ärzten, mein Liebling? Du hättest dir wirklich niemals vorstellen können, dass Lena, wäre sie wirklich schwanger, auf jeden Fall mehrere Ärzte aufgesucht hätte, was? Wie schlecht du die Frauen kennst! Dann hätte doch sofort ans Licht kommen müssen, dass du sie infiziert hast. Und was dann? Hättest du ihr eine Szene gemacht, sie eine Hure genannt und so weiter? Oder hättest du dich bloß still und heimlich verdrückt?«
    » Mir wäre schon etwas eingefallen, keine Bange!«
    Angst und Verzweiflung haben sich in Wut und Hass verwandelt. Jetzt könnte ich sie vernichten, aufstehen, ohne auf den Schmerz in meinem Bein zu achten, und sie mit einem Hocker erschlagen. Ich könnte sie packen, mit dem Kopf durch die Fensterscheibe stoßen und aus dem Fenster werfen. Ich würde alles tun, nur damit dieses Luder aus meinem Leben verschwände, für immer und ewig!
    » Also die
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