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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition)
Autoren: H. J. Anderegg
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einfach sehr misstrauisch gegenüber diesen smarten Machern.«
    »Kein Problem«, murmelte Kyle zwischen zwei Bissen Schokoladekuchen. »Diese dynamische Forschergeneration kann einen schon ein wenig erschrecken.«
    »Nicht nur das. Als sie den BiosynQ Konzern erwähnte, haben bei mir irgendwelche Alarmglocken geläutet. Ich kann mich allerdings beim besten Willen nicht erinnern, weshalb. Ich glaube, du solltest jedenfalls diese Geschichte im Auge behalten. Vielleicht ergibt sich interessanter Stoff für einen Folgebericht über den Feldversuch und die Konsequenzen dieses Projekts.«
    Noch so gerne , dachte Kyle und kaute lächelnd weiter.
Cambridge
     
    Robert Barnard hatte die Mappe des toten Fremden erst zuhause wieder entdeckt, als er den Koffer nach der Parisreise auspackte. Er erinnerte sich zwar, sie nach dem Todessturz des armen Sonderlings auf sein Zimmer mitgenommen zu haben. Er hatte sie wohl einfach in den Schrank zu seinen übrigen Sachen gestellt und vergessen. Andere Dinge schienen wichtiger gewesen zu sein, oder war er wirklich so zerstreut, wie ihm Mrs. Carvalho, seine Haushalthilfe immer wieder vorwarf? Er mochte es nicht glauben.
    Jedenfalls hatte er nun ein handfestes Problem mit diesem unerwarteten Erbstück. Zur Polizei bringen? Mit welcher Geschichte? Er hatte keine Lust, sich stundenlang mit begriffsstutzigen Beamten herumzuschlagen, welche die Mappe sowieso in ihrer Asservatenkammer verschwinden lassen würden. Der Familie des Toten schicken? Die kannte er natürlich nicht, falls er überhaupt Verwandte hatte, die sich für die Tasche interessierten. Er musste mehr über diesen Mann herausfinden, also durchsuchte er eher widerwillig den Inhalt der Mappe. Neben Netzgerät, Maus und Telefonkabel für den fehlenden Laptop fand er lediglich eine Broschüre des Hotels in Paris und ein paar vergilbte Visitenkarten im Innern der Tasche. Pierre Marchand, klar, jetzt erinnerte er sich an den Namen. Auf der Visitenkarte war seine Geschäftsadresse mit Telefonnummer angegeben: BiosynQ Köln. Robert suchte weitere Anhaltspunkte und fand ein Seitenfach in der Tasche, das er beinahe übersehen hätte. Es enthielt eine Sichtmappe mit dem Logo der Firma BiosynQ und vielleicht zwanzig, dreißig Seiten eines Berichts, dem einige Tabellen mit handschriftlich eingetragenen Zahlen und Codes beigefügt waren, deren Sinn Robert nicht verstand.
    Zu seiner eigenen Überraschung begann ihn dieser Fund zu interessieren. Er begann das Dokument zu lesen, gab jedoch nach kurzer Zeit auf, da die meisten Passagen in französischer Sprache abgefasst waren. Seine Sprachkenntnisse beschränkten sich auf die vagen Erinnerungen an die lange zurück liegende Schulzeit. Was er jedoch verstand, war, dass sich das Dokument mit synthetischer Biologie und Versuchen in Afrika befasste. Die Codes waren offenbar Bezeichnungen von Proteinen oder Enzymen, vielleicht auch Viren. Er war kein Spezialist auf diesem Fachgebiet, aber er hatte ein umfangreiches Beziehungsnetz von Wissenschaftlern und kannte genau den richtigen Mann für diese Aufgabe.
    Dr. Peter Thornton arbeitete als Biologe am CCBI, dem Cambridge Computational Biology Institute der Universität. Robert hatte früher regelmäßig gemeinsame Kolloquien und Seminare mit ihm durchgeführt. Peters Französisch war wohl auch nicht viel besser als seins, doch er war sozusagen ein Allrounder, der sich auf den Gebieten der modernen Biologie ebenso auskannte wie in deren medizinischen Anwendung. Wenn einer diese Codes und Tabellen verstand, dann Peter. Robert rief seinen Kollegen an.
    »Hallo Peter, hast du eine Minute Zeit für einen alten Zoologen?«
    »Robert, welche Überraschung. Lange nichts gehört, schreibst du an deinen Memoiren?«
    Robert lachte. »Die schreibe ich wenn ich alt bin. Hör zu, ich war in Paris an diesem Biologen-Kongress und da sind mir einige Unterlagen in die Hände gefallen, die ich beim besten Willen nicht verstehe. Es geht um dein Fachgebiet. Darf ich dir die paar Seiten schicken, damit du einen unverbindlichen Blick darauf werfen kannst? Ich würde dich auch zu einem Afternoon Tea ins Graffiti einladen.«
    »Da kann ich wohl schlecht nein sagen. Das Schriftstück muss dir sehr am Herzen liegen, wenn du dich in solche Kosten stürzt.«
    »Na ja, es ist eine gute Gelegenheit, wieder einmal ein paar Gurkenscheiben mit Stil zu verzehren. Eine willkommene Abwechslung nach dem Kongressbüfett.«
    Robert kopierte die Seiten mit seinem klapprigen, langsamen
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