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Nea - James erzaehlt –

Nea - James erzaehlt –

Titel: Nea - James erzaehlt –
Autoren: Natalie Rabengut
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dieser wertvollen Momente, in denen einfach alles stimmte.

    „Ist das Junas Mann?“ Sophie deutete auf Linneas Schwester, neben der ein relativ kleiner Kerl mit einem leichten Bauchansatz stand, der ein kindliches Gesicht ohne erkennbaren Bartwuchs hatte. Juna überragte ihn um beinahe zwei Köpfe.
    „Ja“, antwortete ich. „Sein Name ist Steve. Wir haben gerade Smalltalk gehalten – toller Kerl, extrem lustig und kann sehr gut zuhören. Aber das muss er bei einer Frau wie Juna auch wohl können.“
    Sophie lachte und schmiegte sich an mich. „Trotzdem muss ich zugeben, dass ich eher mit einem Mann von Mikes Kaliber gerechnet hatte – nicht, dass du mich falsch verstehst, er ist irgendwie attraktiv und hat etwas, aber er ist eher, nun ja, unkonventionell. Du weißt schon, was ich meine.“
    Das Paar winkte uns zu und wir hoben die Hände, um sie zu grüßen. Dann schnäuzte Juna wieder einmal deutlich hörbar in das Taschentuch, das sie seit einigen Minuten genauso wie ihren Mann fest bei sich hielt – hinter ihrer aufgekratzten, extrem aktiven Art verbarg sich offensichtlich eine hochsensible und leicht sentimentale Frau. Aber wenn ich mittlerweile eines gelernt hatte, dann war es, dass jeder interessante Mensch auf den ersten Blick anders wirkte, als er eigentlich war.
    Dann sagte ich: „Linnea meinte zu mir, dass ihre Familie das Ungewöhnliche mag.“
    Sophie nickte langsam und sah verträumt in die Ferne. „Ungewöhnlich ist gut.“
    Wir schwiegen eine Weile und sogen die Eindrücke um uns herum auf. Juna hatte einen Dresscode durchgesetzt, der großartig funktionierte: Während die Männer in dezenten, eleganten Grautönen gekleidet waren, trugen alle Frauen cremefarbene Kleider – so setzten wir hier draußen in Derbyshires idyllischer Landschaft die Farbgebung des Nea fort. Ich wusste nicht, wie Juna alles innerhalb von so kurzer Zeit hatte planen können, doch es war ihr gelungen. Eine Hochzeit unter freiem Himmel vor Gleichgesinnten – es gab schlechtere Dinge auf der Welt.
    Auf einmal nestelte Sophie an der kleinen Clutch herum, die sie trug; neugierig sah ich ihr zu. Sie trat vor mich und sah mich an.
    „Bevor die Trauung beginnt, James“, sagte sie und zeigte mir ein rotes Armband. „Dieses Mal meine ich es ernst.“ Ohne zu zögern legte sie es an und küsste mich, dann flüsterte sie mir ins Ohr: „Ich bin Dein.“

    Die weiteren, übersüßen Details will ich Ihnen an dieser Stelle ersparen; mittlerweile sollten Sie mich ja gut genug kennen, um zu wissen, dass mir emotionale Szenen nicht unbedingt liegen – irgendetwas an übersteigerter Romantik sorgt einfach dafür, dass ich mich sehr unwohl fühle. Vielleicht hat die Entwicklung zwischen Sophie und mir auch deswegen so viel Zeit beansprucht.
    Bitte begnügen Sie sich damit, dass es eine ausgesprochen schöne Hochzeit war. Derek traute meinen besten Freund und seine schöne Partnerin auf unprätentiöse, ehrliche Weise – genau das, was meiner Meinung nach den beiden entsprach.
    Die Feier dauerte bis in die Mittagsstunden des nächsten Tages an, es war gleichzeitig der Tag, an dem wir beinahe alle kollektiv abreisten. Linnea und Mike würden nach einem kurzen Trip in die Flitterwochen bereits wenige Wochen später wiederkommen, um die Vorgänge im Nea zu administrieren; offenbar hatte es sich unter denjenigen, die sich für sexuell Ungewöhnliches interessierten, bereits herumgesprochen, dass es ausgerechnet in Englands so unscheinbaren East Midlands einen neuen Geheimtipp gab – angesichts der Arbeit, die die beiden auf sich genommen hatten, freute mich diese Tatsache natürlich ungemein für sie, auch wenn ich ihnen mehr Zeit für sich gegönnt hätte. Aber wie ich sie kenne, hätten sie es sowieso kaum länger als eine überschaubare Menge an Tagen geschafft, wirklich gar nichts zu tun. Sie hatten sich auf jeden Fall gefunden, wie man so schön sagt.
    Eine ausgesprochen enge Freundschaft entwickelte sich auch zwischen Peter, Melanie, Sophie und mir, was mich einerseits überraschte, weil wir uns unter so ungewöhnlichen, aber speziellen Bedingungen kennengelernt hatten; andererseits war das jedoch genau der Grund, warum wir so gut funktionierten.
    Auch zu Leiko und Fiona hielten wir weiterhin Kontakt – es war für mich extrem entspannend, dass Sophie so lässig damit umgehen konnte, dass ich mit all unseren Freunden zumindest auf irgendeine Weise bereits Sex gehabt hatte. Offenbar mochten nicht nur Linnea und Juna,
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