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Nayidenmond (German Edition)

Nayidenmond (German Edition)

Titel: Nayidenmond (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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Sicherheit würde der junge Prinz dabei mitbedacht werden, vielleicht erfuhr Iyen dann auch, wo er zu finden war … Große Hoffnung hegte er allerdings nicht.
    Er stand mittlerweile kurz davor, eine der Mägde auszusuchen, an einen verlassenen Ort zu verschleppen und sie solange zu foltern – zur Not mit all der Kunstfertigkeit, die ein Oshanta niemals verlernte, egal, wie lange er sie nicht mehr angewendet hatte –, bis sie ihm alles verriet, was er wissen wollte. Doch da setzten sich die Frauen endlich um den Tisch herum, der in der Nähe von ihm stand, und aßen ihre Suppe. Ihr Geplapper über sinnlose Nichtigkeiten und alberne Gedanken und Verdächtigungen, was irgendwelche Männer zu irgendwelchen Frauen gesagt, gedacht und getan haben mochten, brachte ihm sämtliche Schläfenadern zum Pochen, doch schließlich wurde er erlöst.
    „Ist schon schlimm, das mit dem Prinz, jeder zerreißt sich jetzt das Maul darüber, dass er na-ihr-wisst-schon wurde, dabei ist’s schon lange her“, sagte eine dralle junge Frau, deren rötlich-blonde Locken unter der Kopfhaube hervorquollen.
    „Hatt’ ich’s nicht gleich gesagt, als sie den damals halb tot hergebracht hatten?“, fiel eine ältere Magd eifrig ein. „Danach hatt’ der keine Frau mehr angefasst, obwohl der vorher beinahe jedes Mädchen im Palast mal geküsst hatte.“
    „Nur geküsst? Mehr nicht?“
    Alle begannen zu kichern.
    „Gibt genug, die behaupten, er hätt’ sie mal genommen, geschwängert hat er jedenfalls keine“, brummte die Küchenvorsteherin, eine stattliche Matrone mit Armen wie ein Schmied. „Egal. Leid tut er mir, der hat wirklich was durchgemacht, dabei ist er immer so nett, netter als die anderen auf jeden Fall. Ist gut, dass er raus aus dem zugigen Turm ist, vor allem, wo ihm der Hund weggestorben ist.“
    Iyen biss sich grimmig auf die Lippen. Natürlich, es war nur eine Frage der Zeit gewesen, krank, wie das Tier gewesen war, aber hätte er nicht wenigstens noch ein paar Wochen länger durchhalten können?
    „Der Herr Barlev macht’s schon richtig, war gut von ihm, seinen Bruder neben sich einzuquartieren.“
    „Der ist auch so’n Netter. Richtig gute Brut, die Mutter der beiden hätte ruhig noch mehr Junge werfen sollen.“
    Iyen verdrehte genervt die Augen, als das Geschnatter der Frauen derbere Züge annahm, versuchte, sich in Trance zu versetzen, als sie sämtliche Prinzen und Adlige Kyarvits nach „Nettigkeit“ und anderen Fähigkeiten durchgingen. Vergeblich. Er musste bleiben, wo er war, auch wenn er nur zu gerne in den Raum gesprungen wäre und den Mägden Gesprächsstoff für die nächsten zwanzig Jahre geschenkt hätte. Immerhin, er hatte sein Ziel erreicht. Wo Barlevs Räume lagen, wusste er genau, und es gab nur ein einziges Zimmer, das auf diesem Gang noch frei war.
     

Es mochte etwa eine Stunde bis Mitternacht sein, als er endlich der Küche entkommen konnte. Ein paar Leckerbissen als Entschädigung steckte er sich noch ein und verbarg sich im Innenhof, um dann, als seine Muskeln und Gelenke wieder gehorchten, einen günstigen Moment abzuwarten, um in Rouvens Zimmer einzubrechen.
    Iyen zögerte, als er sah, wie hell erleuchtet der Raum war, doch er riskierte es, kletterte hoch und blickte durch das weit geöffnete Fenster.
    Leichtsinnig wie stets …
    Er sah die zusammengekauerte Gestalt dort im Bett eingerollt auf der Seite liegend, lose zugedeckt. Auch nachdem er eine Weile gewartet hatte, rührte sich Rouven nicht. Schließlich hielt er das Warten nicht länger aus, glitt in den Raum hinein und näherte sich lautlos. Dort kniete er nieder, wollte von seinem Liebsten Abschied nehmen. Nicht mehr als das. Als er bemerkte, dass Rouvens Augen geöffnet waren und leblos in die Leere starten, fuhr er erschrocken zurück.
    „Warum bist du hier?“, fragte Rouven leise. Es klang unfreundlich.
    „Verzeih, ich wollte dich nicht wecken. Nur noch ein letztes Mal ansehen“, flüsterte Iyen schuldbewusst. Er hatte nicht geahnt, wie sehr es schmerzte, zurückgewiesen zu werden!
    „Bevor du dann was tust? Selbstmord begehen?“
    Iyen ertrug es nicht mehr, er konnte nicht länger in diese Augen blicken, denen er das Leuchten gestohlen hatte.
    „Ich will fortgehen, hier gibt es nichts mehr für mich zu tun. Es ist besser so …“
    „Und jetzt, wo du mich gesehen hast, bist du fertig?“ Rouven schnaubte bitter und wandte sich um. „Lass dich nur nicht aufhalten.“
    Iyen fasste ihn an der Schulter und zog ihn zu sich
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