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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten
Autoren: Alexander Kent
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sah Pomfret in die Augen, hielt sie mit seinem Blick fest, wollte ihn durch pure Willenskraft zum Sprechen zwingen. Einen Sekundenbruchteil glaubte er, einen Funken des Begreifens in diesen Augen zu lesen.
    Leise befahl Bolitho: »Sie bleiben hier bei ihm, Fanshawe.« Pomfrets Finger entspannten sich etwas. »Ich werde den Admiral informiert halten, soweit ich kann.« Dann wandte er sich schnell ab und ging wieder aufs Achterdeck.
    Der ferne Kanonendonner war verstummt, die Schiffe ließen sich jetzt im Teleskop klar erkennen. Das verfolgte Schiff war ein Vier- undsiebziger wie die
Hyperion,
und als es sich leicht in den Wind legte, sah er, daß es den Besanmast verloren hatte. Doch war ein Behelfsmast aufgeriggt, und der Gefechtswimpel flatterte tapfer über den durchlöcherten Segeln. Eben stieg eine Reihe Signalflaggen zur Rah hinauf.
    »Die
Zenith
, vierundsiebzig Kanonen, Kommandant Kapitän Steward, Sir«, erklang Pipers schrille Stimme.
    Bolitho nickte, hielt aber sein Glas über das havarierte Schiff hinweg auf das Gedränge der stumpf-weißen Bramsegel gerichtet. Er zählte sechs feindliche Schiffe; dann mußte er das Glas absetzen, um sein Auge auszuruhen. Sie fuhren in unregelmäßiger Gefechtsformation und luvt en bereits langsam an.
    Herrick senkte sein Glas. »Die haben den Windvorteil, Sir, daran ist nicht zu rütteln«, sagte er.
    Bolitho schaute über das Achterdeck. »Signal an alle: ›Formieren zur Gefechtslinie vor und hinter dem Flaggschiff!‹« Unter den Signalgasten brach fieberhafte Tätigkeit aus, aber er sah nicht hin.
    Steward war ihm nicht ganz unbekannt. Ein guter Kapitän. Schon begann er zu halsen, um Front gegen den Feind zu machen und die Spitze der britischen Formation zu übernehmen. Achteraus bestätigte Dash soeben Bolithos Signal; Minuten später schwangen auch die Rahen der
Tenacious
herum, und sie manövrierte sich behäbig hinter das Flaggschiff.
    Bolitho empfand dieses Wort als Hohn: Flaggschiff. Pomfret war der Sprache nicht mehr mächtig, fiel als Befehlshaber völlig aus.
    Und es war elf Jahre her, seit Bolitho an einer richtigen Seeschlacht beteiligt gewesen war. In der Schlacht bei den Saintes hatte er eine kleine Fregatte kommandiert. Und damals waren die gegnerischen Streitkräfte an Bewaffnung und Kampferfahrung seinen eigenen ungefähr gleich gewesen.
    Er wandte sich noch einmal zu den feindlichen Schiffen um.
    Zwei zu eins. Selbst Rooke würde das Risiko für ziemlich hoch halten.
    »Wir passieren Backbord zu Backbord, Sir«, sagte Herrick. »Ihren Kurs zu kreuzen, das schaffen wir nicht mehr.«
    Bolitho nickte. Cozar lag in Luv; anscheinend kam er von diesem verdammten Stück Erde nicht los, er konnte machen, was er wollte.
    Jetzt wirkte die Insel als Barriere, die ihn daran hinderte, nach Luv aufzukreuzen. Und wenn er seinen jetzigen Kurs beibehielt, würden die französischen Schiffe die
Hyperion
an Backbord passieren und sie der Länge nach bestreichen, ehe sie wenden und wieder feuern konnte.
    »Signal an alle: ›Segel kürzen!‹« befahl er. Die
Zenith
hatte ihr Manöver beendet und war jetzt an der Spitze. Durch sein Glas konnte er erkennen, wie die Buggeschütze des Feindes sie zugerichtet hatten; besonders die Heckaufbauten waren stark beschädigt. Gelassen sagte er: »Wir durchbrechen die feindliche Linie in der Mitte, meine Herren. So erringen wir den Windvorteil und jagen ihnen einen Schrecken ein.« Er sah Herrick bestürzte Blicke mit Ashby tauschen und sprach weiter: »Das heißt, daß uns nur drei Breitseiten bevorstehen statt sechs!«
    Er wandte sich um, denn hinter sich hörte er Alldays Schritte, der ihm Galarock und -hut brachte. Stumm sahen die Männer auf dem Achterdeck zu, wie ihr Kommandant den Rock seiner Alltagsmontur auszog und in die Ärmel des anderen fuhr. Das tat er vor jedem Gefecht. War es Wahnsinn oder Eitelkeit? Er wußte es nicht genau. Vielleicht wollte er auch im Gegensatz zu seinem Vorgänger auf der
Hyperion
nichts Wertvolles hinterlassen, wenn er heute fallen sollte. Die schiere Dummheit dieses Gedankens beruhigte ihn, und die zuschauenden Matrosen und Seesoldaten sahen ihn sogar schwach lächeln. Allday hielt ihm den Degen hin und fragte leise: »Muß ich beim Admiral bleiben, Sir?« Verzweifelt sah er zu den knienden Geschützbedienungen hin. »Mein Platz ist doch hier.«
    »Ihren Platz bestimme ich, Allday! Aber ich finde Sie schon, wenn ich Sie brauche, keine Sorge«, entgegnete Bolitho und nickte ihm zu.
    »Beide
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