Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition)
Autoren: Leslie Tentler
Vom Netzwerk:
die Fliegen an der …“ Sawyers Worte erstarben, als er Annabelle ansah. „Du weißt schon.“
    Trevor hustete und verzog vor Schmerz das Gesicht.
    „Wir sollten Sie jetzt in Ruhe lassen.“ McGrath bewegte sich in Richtung Tür. „Ich muss sowieso weiter. Tibbs’ Beerdigung läuft noch. Ist eine höllisch gute Party, Rivette. Schade, dass Sie nicht dabei sein können.“
    Trevor wusste, dass Beerdigungen in New Orleans eine ganzeWoche dauern konnten – insbesondere in der afroamerikanischen Gemeinde. Wahrscheinlich zog eine Parade durch die Straßen, angeführt von einer kompletten Jazzband, und in den Bars im French Quarter feierten sie ausgelassen und ließen den Verblichenen hochleben. Kein Zweifel – es war bestimmt ein angemessener Abschied für Thibodeaux.
    Sawyer folgte McGrath zur Tür hinaus. Seine Finger berührten sanft Annabelles Hand, als er an ihr vorbeiging. Auf der Schwelle drehte er sich um und sagte zu Trevor: „Vergiss nicht, worüber wir gesprochen haben.“
    Trevor nickte.
    „Du siehst schrecklich aus“, bemerkte Annabelle streng, als die Männer verschwunden waren. Trevor drückte auf der elektronischen Bedienkonsole den Knopf, der das Schmerzmittel zuführte. Dann legte er den Kopf zurück aufs Kissen. Annabelle stand neben seinem Bett. „Ich meine es ernst, Trevor.“
    „Wann wolltest du mir eigentlich von dir und Sawyer erzählen?“
    „Er hat es dir gesagt?“
    „Das musste er nicht. Ich befinde mich vielleicht gerade in einer Art Medikamentennebel, aber die Blicke und Berührungen waren schwer zu übersehen. Er hat die letzten fünf Minuten damit verbracht, dich sehnsüchtig wie ein Hündchen anzustarren.“
    „Sawyer guckt nicht wie ein Hündchen.“ Sie seufzte und faltete die Hände über ihrem Jeansrock. „Ich war mir nicht sicher, ob ich schon bereit war, es jemandem zu erzählen. Ich habe in der Vergangenheit so viele Fehler gemacht. Manchmal ist es schwer für mich, mir selbst zu vertrauen.“
    „Wie findet Haley ihn?“
    „Sie mag ihn. Auch wenn sie ihm gesagt hat, er hätte Haare wie ein Stachelschwein.“
    Bei der Bemerkung musste Trevor lachen und zuckte zusammen, weil seine Wunden durch die unwillkürliche Bewegung spannten.
    „War Brian hier?“, fragte Annabelle, als er sich wieder entspannt hatte.
    „Er hat vorbeigeschaut. Heute in der Früh.“
    „Dann hat er dir bestimmt erzählt, dass eine Galerie aus Chicago wegen einer Ausstellung angerufen hat. Alex ärgert ihn gerade damit, dass er jetzt wohl den Süden für ein Leben in der Großstadt verlassen wird.“
    „Ich bin stolz auf ihn.“ Trevor dachte an Brians geschickte Landung auf dem Highway und wie er ihm in die Sümpfe gefolgt war, anstatt seinen Anweisungen zu gehorchen und beim Flugzeug zu bleiben. Brian hatte Rain das Leben gerettet, genauso wie ihm.
    Schweigen erfüllte das Krankenzimmer. Annabelle zupfte an einem Blumenstrauß auf dem Nachttisch herum. „Sie sind nicht in der Lage, Dad wegen irgendetwas anzuklagen, was Haleys Entführung angeht“, sagte sie leise. „Er hat sich mit ihr nur wenige Meilen entfernt und uns telefonisch den Aufenthaltsort mitgeteilt. Für eine Geschworenenjury sähe es nach einem Großvater aus, der einen harmlosen Fehler begangen hat. Sawyer drängt noch immer auf Beihilfe zur Entführung, was Rains Fall betrifft. Er hat in dieser Hinsicht allerdings ebenfalls Zweifel. Schließlich scheint Dad eher ein unfreiwilliger Komplize gewesen zu sein. Ich habe ihn gebeten, dir das alles selbst erzählen zu dürfen.“
    Ganz klar, ihr Vater war lediglich eine Schachfigur in Carteris’ Spiel gewesen. Dennoch wünschte sich Trevor, sie hätten einen Weg gefunden, ihn hinter Gitter zu bringen, wo er hingehörte. Wenn irgendjemand für all seine entsetzlichen, unaussprechlichen Taten eine Strafe verdient hatte, dann war es James Rivette.
    Annabelle schien sich genau zu überlegen, was sie sagen wollte, bevor sie wieder sprach. „Sie erwägen, in Louisiana die Verjährungsfrist für Vergewaltigung abzuschaffen. Ich weiß, dass sie darüber schon in der Legislaturperiode davor debattiert haben, und vermutlich wird es nicht so weit kommen … aber wenn doch, werde ich wohl Anzeige erstatten.“ Als er sienur stumm anblickte, fügte sie hinzu: „Ich will, dass er dafür bezahlt, was er getan hat. Was er uns beiden angetan hat. Ich hätte schon vor Jahren den Mut zu diesem Schritt aufbringen sollen.“
    „Ach, Anna“, sagte Trevor leise.
    „Ich habe mir niemals
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher