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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper
Autoren: Glen Cook
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bettelst du um Aufschub. Hast du dir schon einen warmen Hauseingang ausgesucht? Deine Zahlungen sind ein Witz.« »Kein Witz, Meister Krage. Ehrlich. Ich kann über die Hälfte bezahlen.« Krages Augenbrauen hoben sich. »Interessant.« Shed legte neun Silberlevas vor ihm hin. »Sehr interessant.« Er bannte Shed mit einem durchdringenden Blick. Shed stammelte: »Das ist mehr als die Hälfte, einschließlich der Zinsen. Ich dachte, das bringt mich vielleicht gegenüber meinem Zahlungsplan in Vorschub…« »Ruhe.« Shed verstummte. »Du meinst also, ich soll vergessen, was passiert ist?« »Das war nicht meine Schuld, Mister Krage. Ich hatte ihm nicht gesagt… Ihr wißt nicht, wie dieser Raven ist.«
»Halt den Mund.« Krage starrte auf die Münzen. »Vielleicht läßt sich etwas arrangieren. Ich weiß, daß du ihn nicht darauf angespitzt hast. Dafür hast du nicht den Mumm.« Shed starrte zu Boden. Seine Feigheit konnte er nicht verleugnen. »Nun gut, Shed. Du bist ein regulärer Kunde. Mit einem regulären Zeitplan.« Er betrachtete das Geld. »Sieht so aus, als ob du drei Wochen Vorschub hast.« »Danke, Meister Krage. Wirklich. Ihr wißt gar nicht, wieviel mir das bedeutet…« »Halt’s Maul. Ich weiß genau, was das bedeutet. Raus. Besorg die nächste Rate. Das ist dein letzter Aufschub.«
»Jawohl, Sir.« Shed zog sich zurück. Count öffnete die Tür. »Shed! Irgendwann werde ich vielleicht etwas von dir wollen. Eine Hand wäscht die andere. Verstanden?«
»Jawohl, Sir.«
»Gut. Hau ab.«
Als Shed das Haus verließ, wich seine Erleichterung der Niedergeschlagenheit. Krage würde ihn dazu bringen, daß er dabei half, Raven einzukassieren. Während er nach Hause stapfte, weinte er fast. Niemals wurde es besser. Immer saß er in der Falle.

ZEHNTES KAPITEL
Die Wende in Tally
    Tome war genau wie die anderen Städte, in denen wir uns in letzter Zeit eingenistet hatten. Klein, schmutzig, öde. Man fragte sich wirklich, warum die Lady sich darum kümmerte. Wel- chen Nutzen hatten diese abgelegenen Provinzen? Bestand sie bloß auf ihren Kniefall, um das eigene Selbstbewußtsein aufzupolieren? Hier gab es nichts zu holen, von der Macht über die Einheimischen einmal abgesehen.
Und selbst die betrachteten ihr Heimatland mit einer gewissen Verachtung. Die Anwesenheit der Schwarzen Schar war eine schwere Belastung für die relativ arme Ge- gend. Innerhalb einer Woche erwog der Hauptmann, eine Schar nach Herz zu schicken und kleinere Einheiten in den Dörfern unterzubringen. Unsere Patrouillen stießen selten auf Re- bellen, selbst wenn die Zauberer bei der Jagd behilflich waren. Der Einsatz bei Madle hatte die Rebellennester fast vollständig ausgelöscht. Die Spione der Lady berichteten uns, daß die wenigen noch verbliebenen Rebellen nach Tambor geflohen waren, einem Königreich im Nordosten, das sogar noch öder war. Ich ver- mutete, daß unser nächster Auftrag uns nach Tambor führen würde. Eines Tages kritzelte ich an diesen Annalen herum, als ich beschloß, daß ich schätzen müß- te, wie viele Meilen wir auf unserem Vormarsch gen Osten zurückgelegt hatten. Das Ergebnis erschütterte mich. Tome lag zweitausend Meilen östlich von Charm! Weit jenseits der Reichsgrenzen, wie sie vor sechs Jahren existiert hatten. Die blutigen Eroberungszüge der Unterworfenen Wisper hatten eine bogenförmige Grenze diesseits der Schreckenssteppe eta- bliert. Ich ging die Reihe der Stadtstaaten durch, die jene vergessene Grenze bildeten. Frost und Ade, Thud und Barms und Rust, wo die Rebellen der Lady jahrelang erfolgreich getrotzt hatten. Große und reiche Städte waren das, und die letzten dieser Art, die wir gesehen hatten. Einmal mehr durchfuhr mich ein Schauer, als ich mich an die Schreckenssteppe erinnerte. Wir hatten sie unter dem Schutz von Wisper und Feder durchquert, zwei Unterworfenen, Schülerinnen der schwarzen Künste der Lady. Beide waren Zauberinnen, deren Macht um Größenordnungen über der unserer drei schwachen Magier lag. Selbst unter ihrem Schutz und in Begleitung ganzer Armeen der Lady hatten wir dort schwer gelitten. Die Steppe ist ein feindseliges, bitteres Land, in dem keine der üblichen Regeln gilt. Steine sprechen, und Wale fliegen. In der Wüste wachsen Korallen. Bäume wandern umher. Und die Bewohner sind die sonderbarsten von allen… Aber das führt zu nichts. Nur ein Alptraum aus früheren Tagen. Ein Alptraum, der mich immer noch heimsucht, wenn Cougars und Fleets Schreie durch die Korridore
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