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Nacht der Sünde

Nacht der Sünde

Titel: Nacht der Sünde
Autoren: ANNE OLIVER
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zurecht.
    Himmel . Ein Sprung von der Perrine Bridge in Twin Falls war ein Klacks im Vergleich zu dem Besuch bei ihren Eltern.
    Als Kate ihm in ausgewaschenen Jeans und einem dunkelblauen T-Shirt gegenübertrat, musste er an sich halten, um nicht laut aufzustöhnen. Wofür hatte er bitteschön den ganzen Aufwand mit seinem Outfit betrieben?
    „Hi“, sagte sie gedehnt, während sie ihn angenehm überrascht von Kopf bis Fuß musterte. „Wow. Du siehst ja zum Anbeißen aus.“
    „Später“, sagte er und räusperte sich. „Aber was ist denn mit dir passiert? Seit wann trägst du Jeans? So habe ich dich noch nie gesehen.“
    „Offensichtlich kennst du mich noch nicht lange genug.“
    Das mochte sein. Ob er sie nicht vielleicht bitten konnte, sich etwas anderes anzuziehen, damit er nicht so aus dem Rahmen fiel? Doch bevor er etwas sagen konnte, hatte sie sich bereits eine leichte Jacke übergeworfen und zog die Wohnungstür hinter sich ins Schloss.
    „Gehen wir“, bemerkte sie mit einem Lächeln.
    Er gab auf und folgte ihr die Treppe hinunter auf die Straße. Die Absätze seiner blank polierten italienischen Halbschuhe trommelten ein unwirsches Stakkato auf dem Asphalt. Augen zu und durch. Zum Umziehen war es jetzt zu spät, und vor dem Besuch drücken konnte er sich erst recht nicht.
    Stattdessen schaltete er das Autoradio ein und versuchte sich mental auf den Abend einzustimmen. Auf der Harbour Bridge staute sich der Verkehr, während hinter seinen Schläfen ein dumpfer Schmerz pochte.
    Kate beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. „Bist du nervös?“, frage sie sanft.
    Musste sie den Finger unbedingt auch noch in die Wunde legen? „Warum sollte ich?“
    „Vielleicht weil es eine neue oder seltene Erfahrung für dich ist?“
    „Ich bin die Ruhe selbst.“ Lügner. Räuspernd versuchte er, die Krawatte zu lockern, die ihm die Luft abzuschnüren drohte.
    „Nicht.“ Kate hielt seine Hand fest. „Du siehst perfekt aus.“
    Also war ihm nicht einmal diese Erleichterung vergönnt!
    Eine Weile später bog er in die Einfahrt eines bescheidenen, aber sehr gepflegt wirkenden Einfamilienhauses. Nachdem er den Motor ausgemacht hatte, beugte sie sich zu ihm und küsste ihn mitten auf den Mund. „Das will ich schon den ganzen Tag tun.“
    „Und warum machst du es dann erst jetzt? Und ausgerechnet hier?“ Er fragte sich, ob ihre Eltern sie womöglich durch die Spitzengardinen beobachteten. Hatte sie ihn nur geküsst, um ihren Vater zu provozieren?
    Aber er bekam keine Gelegenheit, das Thema zu vertiefen, weil sie bereits ausgestiegen war.
    Ohne zu warten, bis er seine Mitbringsel aus dem Kofferraum geholt hatte, ging Kate schon zum Haus, dessen Tür sich just in diesem Moment öffnete. Als Damon sie eingeholt hatte, standen Kates Eltern bereits auf der Veranda – in Freizeitkleidung oder genauer in … Jeans.
    Kate umarmte beide. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, erlosch ihr Lächeln. „Oh, Damon“, seufzte sie mit gesenkter Stimme. „Ich habe ganz vergessen dir zu sagen … Mum hat eine Rosenallergie, und Dad trinkt keinen Alkohol.“
    Na toll.
    „Katerina!“, schalt ihre Mutter. „Bring den armen Mann doch nicht in Verlegenheit! Ich liebe Männer, die in Anzug und Krawatte bei Tisch erscheinen.“ Ihr Lächeln wirkte warm und aufrichtig. „Was für herrliche Rosen! Ein Jammer, dass ich es nicht riskieren kann, an ihnen zu schnuppern. Vielen herzlichen Dank.“
    Damon wusste, dass Mrs. Fielding Mitte fünfzig war, aber sie wirkte um einiges jünger. Obwohl ihm die Sache ziemlich peinlich war, lachte er. „Pralinen wären wohl besser gewesen. Nun, ich werde es nächstes Mal wiedergutmachen, tut mir leid.“ Sofern es überhaupt ein nächstes Mal geben würde. Betreten stellte er Blumen und Wein ab. Woher hätte er wissen sollen, dass ihre Mutter Allergikerin war und ihr Vater vermutlich ein trockener Alkoholiker?
    „Dann nimmst du eben die Rosen, Kate“, erklärte ihre Mutter.
    „Danke.“ Für einen Moment herrschte Schweigen.
    Dann ergriff Damon die Hand, die Kates Mutter ihm entgegenstreckte.
    „Ich bin Damon Gillespie …“
    „Mum, Dad, das ist …“, begannen Kate und Damon gleichzeitig.
    „Paul und Maria“, sagte Kates Mutter. „Willkommen, Damon, es freut mich, Sie kennenzulernen. Kommt rein, das Essen ist fast fertig. Rosa lässt sich entschuldigen, sie kann heute leider nicht.“
    Nach diesen Worten verschwanden die beiden Frauen eilig in Richtung Küche und ließen Damon mit dem streng
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