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Nacht der Leidenschaft

Nacht der Leidenschaft

Titel: Nacht der Leidenschaft
Autoren: Lisa Kleypas
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heftigen Krämpfe zu bezwingen. Die Gewalt der empor quellenden Empfindungen erschreckte sie … es kam ihr vor, als würde ihre Seele in Stücke gerissen, als zerbärste ihr Verstand. Niemand konnte ihr helfen, wieder heil zu werden.
    „Lass mich allein“, wimmerte sie und bedeckte die brennenden Augen mit den Händen. Sie spürte den verzweifelt forschenden Blick ihres Mannes und versuchte sich zusammenzunehmen. Niemand sollte sie in diesem Zustand sehen. Sie kam sich wie ein Haufen Scherben von den man nicht mehr kitten könnte. Immer war sie der Überzeugung gewesen, dass man diese nackten Emotionen im stillen Kämmerlein zu bewältigen hatte.
    Jack schlang die Arme um sie und zog sie an seinen breiten Brustkasten. „Amanda … Liebes … leg die Arme um mich. So ist es gut.“ Er war fest und beständig wie ein Fels, an den sie sich Trost suchend lehnen konnte. Sein Geruch und sein Körper waren ihr so vertraut, als ob sie ihn ihr ganzes Leben lang kannte.
    Sie klammerte sich an ihn, während die Worte wild und unzusammenhängend aus ihr hervorsprudelten. „Der einzige Grund, war-um wir geheiratet haben, war das Kind. Jetzt ist es fort. Zwischen uns wird nichts mehr so sein wie früher.“
    „Du redest Unsinn.“
    „Du hast das Kind nicht gewollt“, weinte sie. „Aber ich. Ich wollte es unbedingt haben, und jetzt habe ich es verloren. Das kann ich nicht ertragen.“
    „Ich wollte das Kind auch“, sagte Jack ergriffen. „Amanda, wir werden darüber hinwegkommen, und eines Tages werden wir wieder ein Kind haben.“
    „Nein, ich bin zu alt“, schluchzte sie und eine neue Tränenflut rann ihr über die Wangen. „Darum die Fehlgeburt.
    Ich habe zu lange gewartet. Nie mehr werde ich in der Lage sein, Kinder zu bekommen …“
    „Schscht. Das ist Unfug. Der Arzt sagte, er hätte Frauen, die viel älter als du waren, von gesunden Kindern entbunden. Deine Gedanken sind nicht klar.“
    Jack hob sie mühelos auf, trug sie zu einem weich gepolsterten Sessel, setzte sich und behielt sie auf seinem Schoß.
    Er nahm die zusammengefaltete Serviette von ihrem Teller auf dem Tablett und betupfte ihr damit Augen und Wangen. Dabei strahlte er so viel Ruhe und Zuversicht aus, dass ein Teil ihrer Ängste verflog. Artig schnäuzte sie sich in die Serviette, stieß einen bebenden Seufzer aus und legte den Kopf auf seine Schulter. Auf ihrem Rücken spürte sie die Wärme seiner Hand, die langsam auf und ab strich und ihre erschütterten Nerven beruhigte.
    So hielt er sie lange in den Armen, bis ihr Atem sich dem beständigen Rhythmus des seinen angepasst hatte und ihre Tränen zu salzigen Spuren auf den Wangen versiegten.
    „Ich habe dich nicht wegen des Kindes geheiratet“, sagte er ruhig. „Ich habe dich geheiratet, weil ich dich liebe. Und wenn du noch einmal auch nur den Gedanken erwähnst, mich zu verlassen, dann werde ich …“ Er machte eine Pause und dachte über eine abschreckende Strafe nach. „Also, tu es nie wieder“, schloss er.
    „Ich habe mich noch nie so elend gefühlt wie jetzt. Nicht einmal beim Tod meiner Eltern.“
    Sein, Brustkasten vibrierte an ihrem Ohr, als er weitersprach. „Ich auch nicht. Außer. …“ Er schwieg kurz und fuhr dann mit einem Lächeln fort. „Ich bin so verdammt froh, dich im Arm zu haben. Die letzten Wochen waren die Hölle. Ich durfte weder mit dir reden noch dich berühren.“
    „Glaubst du wirklich, wir könnten eines Tages wieder ein Kind haben?“, fragte sie kaum hörbar.
    „Wenn du es möchtest.“
    „Willst da es?“
    „Anfangs fiel es mir schwer, mich an den Gedanken zu gewöhnen, Vater zu werden“, gestand Jack. Er küsste sie auf das Kinn, auf den Hals. „Aber dann machten wir Pläne und das Kind wurde für mich Wirklichkeit. Ich dachte auch an die kleinen Jungen in Knatchford Heath, denen ich nicht helfen konnte, aber dann wich meine alte Verzweiflung, und ein Gefühl der Hoffnung keimte in mir auf. Ich erkannte, dass es wenigstens ein Kind auf der Welt geben würde, das ich beschützen konnte. Es war ein neuer Anfang für mich. Ich … ich wollte, dass es ein wunderbares Leben hat.“
    Amanda hob den Kopf und sah ihn mit feuchten Augen an. „Ja“, flüsterte sie.
    „Dann wollen wir die Hoffnung nicht aufgeben, mein Pfirsich. Wenn du so weit bist, werde ich mich Tag und Nacht der Aufgabe widmen, dir ein Kind zu machen. Und wenn du nicht empfängst, werden wir einen anderen Weg finden. Gott weiß, wie viele Kinder es auf der Welt gibt, die
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