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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen
Autoren: Kelley Armstrong
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er bereits. Wenn ich es ihm erzählt hätte, hätte er am Ende noch entschieden, dass er mich in Gefahr brachte, und wäre verschwunden. Und dieses Risiko wollte ich nicht eingehen.
    Wir waren inzwischen seit zwei Tagen unterwegs. Ich wusste immer noch nicht, wohin wir eigentlich wollten. Im Augenblick war es eine sommerliche Überlandfahrt. Savannah fand es vorläufig noch cool. Sie würde es bald müde werden. Ich hoffte, ich würde einen Ort finden, an dem wir uns niederlassen konnten, bevor es so weit war.
    Am Morgen hatten wir Halt gemacht – in irgendeiner Stadt in Virginia. Jedenfalls glaubte ich, dass wir noch in Virginia waren. Möglicherweise hatten wir die Grenze nach Kentuckyauch schon hinter uns. Heute war der große Tag. Der achte Tag.
    Wir hatten uns seit Tagesanbruch auf die Zeremonie vorbereitet. Nach Einbruch der Dunkelheit waren wir dann zu einem staatlichen Park gefahren, hatten uns an den verschlossenen Toren vorbeigeschlichen und waren in den Wald gegangen. Ich hatte fast sofort einen geeigneten Platz gefunden, eine hinreichend große, von Bäumen umstandene Lichtung, wie das Ritual sie verlangte. Wir hatten noch Zeit, und so nahm Savannah eine Taschenlampe und verschwand, um zu sehen, ob sie nicht doch noch etwas Besseres fand. Der Ort war wunderbar; ich hatte den Verdacht, dass sie einfach zu aufgeregt war, um still sitzen zu können.
    Ich suchte mir einen umgestürzten Baum und setzte mich hin, um meine Aufzeichnungen durchzulesen. Ich tat dies gerade zum dritten Mal, als eine Hand sich zwischen meine Schulterblätter legte und die verspannten Muskeln dort zu massieren begann.
    »Wie geht es dir?«, fragte Cortez, während er sich neben mich setzte.
    Ich brachte ein wackeliges Lächeln zustande. »Es ist ein Gefühl, als müsste ich die Uni-Aufnahmeprüfung, den Führerschein und die Präsentation der Abschlussarbeit auf einmal durchziehen.«
    Er drückte mir die Hand. »Du schaffst das schon.«
    Ich lehnte mich an ihn, und er legte mir den Arm um die Schultern.
    »Was hieltest du davon, in Richtung Küste zu fahren?«, fragte er. »Washington oder Oregon. Es könnte dir gefallen dort. Jede Menge Platz und das Meer. Es ist nicht die Ostküste, aber …«
    »Ich war mal in Portland. Da hat es mir gefallen.«
    »Dann fahren wir doch dort hin.«
    »Dann wirst du also… ich meine, wir haben darüber noch gar nicht…« Ich holte tief Atem und sprach weiter. »Kommst du denn mit? Vorläufig meine ich?«
    »Vorläufig … und so lange ich euch willkommen bin.« Er sandte ein Viertellächeln in meine Richtung. »Wie du unzweifelhaft inzwischen festgestellt hast, wird das Problem weniger darin bestehen, mich in der Nähe zu behalten, als darin, mich loszuwerden.«
    »Damit kann ich leben.«
    Ich beugte mich zu ihm und küsste ihn. Als wir uns voneinander lösten, schob er seine Brille zurecht und sah mich an.
    »Als ich, hm, die pazifischen Nordweststaaten erwähnt habe, war dies keine zufällig getroffene Wahl. Nachdem Kristof im Zusammenhang mit einem meiner Fälle ums Leben gekommen ist, könnte es für mich geraten sein, mich eine Weile im Hintergrund zu halten.«
    »Was wird passieren?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass meine bloße Anwesenheit weder dich noch Savannah gefährden wird. Derlei würde ich nie tun. Die Umstände von Kristofs Tod werden über die etablierten Kabaleninstitutionen geklärt werden. Sollte ich in Gefahr geraten, werde ich davon hören, bevor es akut wird. Mein Vater müsste der Sache gewachsen sein.« Er schüttelte den Kopf. »Es sieht so aus, als könnte ich nicht weit genug von alldem wegkommen – es endet immer damit, dass ich darauf angewiesen bin, dass mein Vater –« Er unterbrach sich. »Entschuldige.«
    »Erzähl’s mir.«
    Er flocht die Finger in meine und lächelte. »Später. Ich wolltenur, dass du weißt, ich werde euch nicht in Gefahr bringen, aber es könnte sich für mich empfehlen, eine Weile außer Sicht zu bleiben. Mein Vater wird mich wahrscheinlich – wird mich mit Sicherheit irgendwann nach Miami bestellen. Ich persönlich wäre gern so weit entfernt wie möglich, wenn das passiert.«
    Savannah platzte aus dem Wald. »Ist es jetzt so weit?«
    Ich nickte. »Warte hier. Ich lege einen Perimeterzauber um die Lichtung.«
    »Wir bauen hier alles auf, bis du zurückkommst«, sagte Cortez, während er den Beutel von der Schulter nahm.
    »Nein, ich mache –« Ich biss mich auf die Lippe. »Wunderbar. Danke.«
    Ich ging, bis
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