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Nach zwei Tagen Regen folgt Montag

Nach zwei Tagen Regen folgt Montag

Titel: Nach zwei Tagen Regen folgt Montag
Autoren: A Bojanowski
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Warmzeiten; Völkerwanderungen, Pest und Dreißigjähriger Krieg ereigneten sich in Zeiten rauen Klimas.
    • Mitteleuropa erlebte in der Römerzeit und im Hochmittelalter ähnliche Warmzeiten wie heute.
    • Die Regenmenge in Mitteleuropa schwankte im Altertum und Mittelalter deutlich stärker von Jahr zu Jahr als in der Neuzeit, zudem gab es stärkere Extreme.
    »Den genauen Zusammenhang zwischen Klima und Geschichte müssen Historiker erforschen«, sagt Ulf Büntgen. Die Studie zeigt jedoch auffällige Parallelen zwischen Wetter und Historie. Und vieles, was sich in Deutschland und Europa in den vergangenen 2500 Jahren ereignet hat, lässt sich unmittelbar mit den Daten in Verbindung bringen.
    Es war ein Aufbruch nach der Kälte: Mitte des ersten Jahrtausends vor Christus hatte Europa gerade die frostigste Phase seit der Eiszeit hinter sich, die Jahresmitteltemperaturen lagen um bis zu zwei Grad * tiefer als heute. Es war eine Hochphase der Kriege, die viele Völker in den Untergang trieben, etwa Babylonier und Mykener. Als sich das Klima besserte, es 300 vor Christus allmählich wärmer wurde und gleichzeitig relativ viel Regen fiel, erblühte das Römische Reich. Das Klima half den Römern bei ihrem Aufstieg, wie Historiker festgestellt haben: Die Ernteerträge stiegen, Bergbaugebiete konnten erschlossen werden, Nordeuropa wurde vereinnahmt, sobald der Weg über die Alpen ganzjährig passierbar war. Selbst in England florierte der Weinanbau. Ab dem 4. Jahrhundert nach Christus zeigen die Daten jedoch eine gravierende Klimaverschlechterung: Es wurde kalt und trocken in Mittel- und Südeuropa. Historiker sprechen demnach vom »Klimapessimum der Völkerwanderung«. Sie wissen zwar, dass vor allem die Invasion der Hunnen die Wanderungen der Germanen, Goten und anderer Völker auslöste. Doch fest steht, dass klimatisch bedingte Missernten, Hungersnöte und Seuchen die Wanderungsbewegungen weiter antrieben. Die Temperaturen fielen, aber die Niederschläge ließen nach. Die zunehmende Trockenheit förderte die Erosion des Bodens, die Felder gaben immer weniger her. Im Jahr 375 brachen germanische Stämme nach Süden auf, sie überrannten die Römer. 410 eroberten die Westgoten Rom. Das Ende des Römischen Reiches war gekommen. Das »dunkle Zeitalter« hatte begonnen, ein durchaus zutreffender Begriff, wie sich zeigen sollte. Die Erkenntnisse und Errungenschaften früherer Kulturen gerieten in Vergessenheit. Unwissenheit, Angst und Aberglaube machten sich breit. Zwar setzte der Regen im Lauf des 4. Jahrhunderts wieder ein, aber es blieb kalt und die Gletscher wuchsen.
    Die größte Krise erlebte Europa von 536 bis 546, als die Sommertemperaturen auf ein Rekordtief stürzten. »Unsere Daten zeigen in dieser Zeit eine außergewöhnliche zehnjährige Depression«, berichtet Ulf Büntgen. Frostige Winde und fehlende Sonneneinstrahlung ließen die Ernte verderben. Berichte aus dem Jahr 536 zeugen von dramatischen Geschehnissen: Der Himmel verdunkelte sich für lange Zeit, roter Regen ging nieder. Selbst am Mittelmeer kühlte es dramatisch ab. Die »Mysteriöse Wolke von 536« ging in die Geschichte ein: »Die Sonne leuchtete das ganze Jahr schwach wie der Mond«, schrieb der zeitgenössische Historiker Prokopios, »weder Krieg noch Seuche noch sonst ein Übel, das Menschen den Tod bringt, hörten auf.« Bewohner Roms berichteten, dass ein Jahr lang »eine bläuliche Sonne« selbst mittags keinen Schatten geworfen habe. Ähnliches wurde aus anderen Erdteilen geschildert.
    Die frühmittelalterliche Klimakatastrophe könnte zu gravierenden weltpolitischen Umwälzungen in jener Epoche beigetragen haben, sagen Wissenschaftler: Hochkulturen in Indonesien, Persien und Südamerika verschwanden; Dürre hatte ihnen zugesetzt. Großstädte verfielen, in Byzanz kam es 536 zu andauerndem Vandalismus. Am Meeresgrund vor Australien glauben die Geologen Dallas Abbott von der Columbia Universität in New York und Cristina Subt von der Universität von Texas in El Paso die Ursache der Abkühlung gefunden zu haben: den Krater eines etwa 600 Meter dicken Meteoriten. Sein Einschlag habe die mysteriöse Wolke aufgeworfen. Der Meeresforscher Mike Baillie von der Queen ’s Universität in Belfast, Nordirland, meint sogar, es habe zwei Naturkatastrophen gegeben, einen großen Vulkanausbruch, gefolgt von einem Meteoriteneinschlag. Ein Jahrzehnt lang könnte die Welt von Staubwolken eingehüllt gewesen sein. Würde sich nur eine dieser Katastrophen
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