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Nach alter Sitte

Nach alter Sitte

Titel: Nach alter Sitte
Autoren: Breuer
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hin!«
    »Das verstehst du nicht, mein Engel«, sagte Lorenz. »Dies ist eine Sache zwischen verbrauchten alten Männern.« Langsam ging er auf den Professor zu. Dabei sprach er weiter: »Warum die Ambiorix-Sache? Was ist mit der Grabung?«
    Gräbeldinger lachte. »Dieses Schlachtfeld. Die kleine Gerda war besessen von diesem Ambiorix, genau wie du. Die Funde waren natürlich gefälscht. Meine Studenten waren alle unerfahren genug, das nicht zu merken. Nur diese kleine Schlampe Alveradis, die war gut. Sie musste sterben. Das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden nenne ich das. Und dann diese strenge Katharina, die verehrte Frau Doktor Erkens – die hätte die Grabung am liebsten sofort eingestellt. Das konnte ich natürlich nicht zulassen.«
    »Und der alte Naas?«
    »Der war einfach ein dummer Eifelbauer. Wollte mehr Geld dafür, dass er mitspielt. War lästig, und die Sache lief ja schon.«
    »Und warum musste Gerda sterben? Das würde ich gern noch wissen, bevor hier alles endet. Nicht zu viel verlangt, oder?«
    »Nicht wirklich«, antwortete Gräbeldinger. »Ich will in dieser lauen Sommernacht ja gar nicht so sein. Gerda war eine begnadete Fälscherin, ich habe sie eine Zeit lang benutzt, und dann habe ich sie entsorgt, als sie unbequem wurde und zu viele Fragen stellte. Genau wie die anderen.«
    Lorenz stockte der Atem, er konnte sich nicht vorstellen, wie sinnlos das alles gewesen sein mochte. Doch er beherrschte sich und zwang sich, weiterzufragen: »Und wie war das in dieser Nacht in Köln? Warum da?«
    Gräbeldinger lachte. »Ich wusste, sie war dabei, meinem Einfluss zu entgleiten. Und die Fälscherwerkstatt reizte mich auch schon nicht mehr so wirklich. War mir alles zu einfach. Als sie in den Zug gestiegen war, bin ich auch nach Köln und habe sie am Bahnhof eingesammelt. Wäre fast zu spät gewesen, aber sie stand da wie bestellt und nicht abgeholt. War sehr verständnisvoll von euch, das Mädel da warten zu lassen, bis ich komme. Bei dem ersten Jungen war es noch die reine Notwendigkeit gewesen, den Mitwisser zu töten. Aber dann hat es angefangen, Spaß zu machen. Bei Gerda war es ein reines Vergnügen.«
    »Du verdammtes Schwein. Was hast du mit ihr gemacht?«
    Gräbeldinger winkte ab. »Ach bitte. Keine Details. Ich bin auch nicht mehr der Jüngste, und es ist schon verdammt lange her. Ich könnte es vielleicht verwechseln mit den Dingen, die ich mit Grosjeans Sohn gemacht habe.«
    Alexander schrie kurz auf, und Gräbeldinger sprach gleich weiter: »Ja ja, dich meine ich, mein alter Freund und Kupferstecher. Habe das ja nie verstanden, warum Schwule sich dennoch mit Frauen abgeben und Kinder machen. Haben wohl Sehnsucht nach bürgerlicher Normalität, oder? Solche Probleme haben mich Gott sei Dank nie belastet.«
    »Nein, du hast gelebt wie ein Schwein, und dafür stirbst du auch wie ein Schwein«, sagte Lorenz jetzt mit eiskalter Stimme und kniete vor Gräbeldinger nieder. »Ist es recht so?«
    Der Professor sah irritiert zu ihm herunter. Lorenz hoffte, dass Rita und Paul erkennen würden, wie sie die Ablenkung Gräbeldingers würden nutzen können. Verstohlen musterte er das Seil, das den Mann mit der Halterung verband, von der er gesprochen hatte. Tatsächlich war dort ein Felsbrocken, der durch einen wackeligen Haken am Ende des Seiles gehalten zu werden schien. Er versuchte, hinunter in den Abgrund zu blicken, um vielleicht am Felsfuß Stephan entdecken zu können.
    Gräbeldinger tat es ihm nach und lachte: »Ganz richtig. Dein Sohn ist da unten. Habe ihm so viel Halothan verpassen müssen, dass es für zwei Kühe gereicht hätte.« Er grinste hämisch und wollte noch etwas sagen, doch dazu kam es nicht mehr. Ein Schuss peitschte auf, Lorenz sah, wie es Gräbeldinger ein Bein nach hinten schleuderte und er zusammenbrach. Kaum dass er den Boden berührt hatte, kam ein großer Schatten herangeflogen. Mit einer Schnelligkeit und Geschmeidigkeit, die man dem großen Mann nicht zutraute, war Paul plötzlich da. Gräbeldinger rollte herum und warf sich über die Kante des Felsabsturzes. Paul bekam so gerade noch das Seil zu fassen. Auf dem Boden liegend, hielt er es mit eisernem Griff fest. Das Gewicht des alten Mannes konnte der riesenhafte Kommissar einhändig halten. So vermied er, dass das Seil den Haken herausriss, der den Felsblock in seiner Position hielt. Bevor Lorenz sich überhaupt regen konnte, stand Alexander neben ihnen. Der beugte sich herunter und reichte Gräbeldinger eine Hand. Er
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