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Nach all diesen Jahren

Nach all diesen Jahren

Titel: Nach all diesen Jahren
Autoren: Cathy Williams
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miteinander im Bett waren. Im diffusen Licht des Schlafzimmers konnte er den Ausdruck in ihren Augen nicht sehen, und sie musste ihre Liebe nicht verstecken. Einmal – als sie mitten in der Nacht aufstand, um ins Bad zu gehen – nutzte sie die Gelegenheit, ihn nach Herzenslust zu betrachten. Im Schlaf wirkte er viel weicher – nicht wie ein Machtmensch, sondern einfach wie der Mann, den sie liebte, der Vater ihres Kindes. Für einen kurzen Moment gab sie sich der Illusion hin, alles wäre perfekt.
    Raoul entschied sich, die Landstraße zu nehmen, und Oliver wurde ganz aufgeregt, als er plötzlich Kühe und Schafe sah, die auf grünen Weiden grasten. Begeistert kommentierte er alles, was er sah. Eine Stunde später schlief er vor lauter Erschöpfung ein.
    „Ich nehme an, du bist etwas nervös wegen des Treffens mit meinen Eltern“, sagte Sarah, um das drückende Schweigen zu brechen.
    Er biss die Zähne zusammen, da sie wieder diesen höflichen Konversationston anschlug.
    „Habe ich Grund dazu?“
    „Na ja. Ich an deiner Stelle wäre es wahrscheinlich.“ Verstohlen betrachtete sie sein scharf geschnittenes Profil. Nach ein paar Sekunden zwang sie sich, wieder wegzusehen.
    „Dürfte ich den Grund dafür erfahren?“
    „Weil … weil ich einfach nicht weiß, wie sie reagieren werden. Ich meine, ich habe damals nicht gerade ein Loblied auf dich gesungen. Ehrlich gesagt, als ich damals feststellte, dass ich schwanger war … also … eigentlich hätten dir die Ohren klingeln müssen.“
    „Aber inzwischen sind die Karten neu gemischt. Jetzt bin ich da und bereit, die volle Verantwortung zu übernehmen.“
    „Schon. Aber sie haben sicher nicht vergessen, was ich damals alles gesagt habe. Vor allem meine Mutter nicht.“
    „Dann müssen wir es eben darauf ankommen lassen. Aber vielen Dank, dass du dir meinetwegen so viel Sorgen machst. Das ist doch immerhin ein netter Zug.“ Er verzog den Mund zu einem ironischen Lächeln. „Das hätte ich wirklich nicht erwartet.“
    „Kein Grund, so sarkastisch zu sein.“
    „Nicht? Ich hatte nicht vor, gerade jetzt dieses Gespräch mit dir zu führen, aber da du gerade dabei bist, deinem Herzen Luft zu machen … Eines verstehe ich nicht: Ich gehe nachts mit einer heißblütigen Geliebten ins Bett und wache neben einer Person auf, die sich distanziert und kalt verhält! Als wäre sie eine Fremde! Da musst du schon entschuldigen, dass ich mich wundere, warum du dir auf einmal meinetwegen Sorgen machst.“
    Heißblütig? Wenn er wüsste, dass ich mich zwinge, meine Gefühle tagsüber zu verbergen. „Entschuldige … distanziert und kalt?“ Sarah zwang sich aufzulachen. „Also bitte!“
    „Fremde gehen nicht ins Bett miteinander und lieben sich die halbe Nacht. Berühren sich nicht an den intimsten Stellen. Küssen und streicheln sich nicht. Keine Sorge, Sarah! Oliver schläft. Ich sehe ihn im Rückspiegel.“
    Sarahs Wangen brannten. Wie kann er so mit mir reden? Was willst du denn von mir, hätte sie am liebsten geschrien. Das liebevolle Weibchen, das ihren Gatten anbetet?
    „Du solltest doch eigentlich begeistert sein“, stieß sie hervor. „Ich habe doch zugegeben, dass ich dich nach wie vor begehrenswert finde.“
    „Komisch … irgendwie höre ich da ein ‚Aber‘ heraus.“
    „Es gibt kein Aber!“, protestierte Sarah. „Und ich weiß wirklich nicht, was du damit meinst, dass du neben einer Fremden aufwachst! Schließlich essen wir jeden Tag zusammen, leben unter einem Dach …“
    „Stimmt. Und ich bin schwer beeindruckt von deinen Kochkünsten. Weniger begeistert bin ich jedoch von deiner duldsamen Leidensmiene. Sicher, du reagierst auf die entsprechenden Stichworte. Du lächelst, wenn es angebracht ist, du fragst mich pflichtschuldigst nach meiner Arbeit … Mein Gott! Was ist denn mit dieser engagierten Frau passiert, die ihr Herz auf der Zunge trägt? Es kann doch nicht sein, das sie innerhalb von zwei Wochen verschwunden ist!“
    „Entschuldige! Aber wie du selbst gesagt hast: Wir verhalten uns eben verantwortungsbewusst und erwachsen. Ich habe eingewilligt, dich zu heiraten … da muss ich uns doch nicht durch Diskussionen und Streitereien das Leben schwer machen.“
    „Manchmal reinigen Gewitter die Atmosphäre.“
    „Ich bin es leid, mit dir zu streiten. Das führt einfach zu nichts. Außerdem … es gibt keinen Grund dazu. Du stehst zu deinem Wort … ehrlich gesagt, wundert mich das. Du verhältst dich für deine Verhältnisse absolut
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