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Mythor - 095 - Die Zaubermütter

Mythor - 095 - Die Zaubermütter

Titel: Mythor - 095 - Die Zaubermütter
Autoren: Terrid Peter
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dieser Ahnung ferner Größe.
    Eine unnennbare Stimmung lag über der Runde. Scotia zählte bei einem kurzen Rundblick mindestens fünfzig Hexen der Zahda, jede einzelne konzentriert und gesammelt.
    »Der Kontakt ist hergestellt«, sagte Zahda. »Scotia!«
    Hastig sprang die Hexe auf.
    Mit sanfter Stimme sprach Zahda:
    »Geh nach draußen, Scotia. Du wirst dort zwei Menschen finden. Du wirst sie hereinführen, und dann, Scotia, wirst du diesen Raum wieder verlassen, und du wirst es nicht als Demütigung oder Schmach empfinden!«
    Scotia zuckte zusammen. Hart traf diese Anordnung, aber Scotia war gewohnt, das zu tun, was Zahda ihr befahl, mochte es ihr passen oder nicht, wie in diesem Fall.
    Scotia verließ die Halle.
    Draußen standen in der Tat zwei Menschen.
    Es waren eine junge Frau und ein Mann - seltsam genug, wie Scotia sofort dachte. Ein Mann im Zentrum der Macht einer von Frauen befehligten Welt, das war außergewöhnlich.
    Der Mann schien sich dieser Einmaligkeit nicht sehr bewußt zu sein. Er sah gefaßt aus - offenbar eines der seltenen Stücke, das sich eine Portion Mut bewahrt hatte.
    Die Frau hingegen sah ein wenig weichlich aus. Keine Narbe zierte ihr schmales Gesicht, und fast schien es, als sei sie sogar der bleichen Furcht zugänglich.
    Scotia kam allerdings nicht dazu, diesen Gedanken weiterzuverfolgen. Sie nahm den Mann bei der Hand.
    »Kommt!« sagte sie.
    Die drei schritten über die Schwelle. Es war still in der Halle.
    Zahda sah den Eintretenden entgegen. Die Neugierde auch der anderen Hexen konnte Scotia deutlich spüren, und sie empfand auch, daß die anderen es kaum erwarten konnten, daß Scotia den Raum endlich verließ.
    Es schmerzte dennoch, als Scotia hinausging. Sie wäre lieber in der Halle gewesen, bei jenem unerhörten Wagnis, für das Zahda all ihre Macht und dazu die Kraft und Magie ihrer erlesensten Hexenschar zusammengeführt hatte.
    Scotia stellte fest, wie spät es war.
    Zahdas Mond war gerade angebrochen.
    Scotia drehte sich um. Am Ende des langen, stumpfschimmernden Korridors sah sie die Tür aus dunklem Eis, die den Blick in die Halle versperrte.
    Was geschah in diesem Augenblick hinter der Tür? Wie sah Zahdas gewagtes Vorhaben aus?
    Der Boden schien unter Scotias Füßen zu zittern.
    Deutlicher aber war der magische Eindruck, den Scotia empfing. In dem großen Raum wurde Magie vollführt - Magie in einer Vollkommenheit und Stärke, die Scotia fast unvorstellbar erschien.
    Sie spürte die Kraftentfaltung körperlich und über ihre der Magie zugewandten Sinne. Scotia versuchte, sich taub zu stellen, aber der überwältigende Eindruck blieb.
    Was immer dort drinnen geschah, es überstieg alle Erfahrungen, die Scotia jemals gemacht hatte.
    Brodelnde Leidenschaften wurden dort auf magische Weise verstärkt und hochgepeitscht.
    Scotia bekam davon nur die Ausläufer mit, aber das genügte völlig. In den gräßlichen Sekunden, in denen das Grauen sie würgte, begriff sie, warum Zahda sie nicht dabei haben wollte - Scotia wäre unter diesem Ansturm der Gefühle zusammengebrochen, hätte den Verstand verloren, vielleicht gar den Tod gefunden.
    Der furchtbaren Angst folgte, unerklärlich, übergangslos und entsetzlich stark ein Gefühl der Trauer. Tief in Scotia wühlte dieser Schmerz. Tränen liefen ihr über die Wangen, sie krümmte sich, schluchzte haltlos.
    Scotia versuchte sich davonzumachen. Sie ertrug dies nicht länger. Es war eine Trauer, die menschliches Maß überstieg - und die war mit einem Schlag verschwunden.
    Scotia begann zu lachen.
    Laut gellte ihr Gelächter. Tief aus dem Bauch kamen die Lacher und schallten durch den Gang, wurden vom Widerhall zurückgeworfen, bis alles auf dem langen Gang zu lachen schien, zu kichern, zu glucksen…
    Scotia lehnte sich mit schmerzenden Bauchmuskeln gegen die Wand, preßte die Hände auf den Magen. Dieses Gelächter war fast so schwer zu ertragen wie zuvor die Traurigkeit.
    Langsam nur wich das Gefühl. Es machte einer sanften inneren Wärme Platz, die immer weitere Teile von Scotias Körper erfaßte und wohlig durchströmte. Tiefer innerer Friede hatte Scotia erfaßt, erfüllte sie mit Freude und Gelassenheit.
    Noch immer begriff die Frau nicht, was eigentlich mit ihr geschah - aber sie war mit dem Ergebnis sehr zufrieden, und daher kümmerte sie sich wenig um die Mittel.
    Ihre Neugierde reichte allerdings aus, sie auf dem Gang festzuhalten - Scotia wollte unbedingt wissen, was das Ergebnis dieses geheimnisvollen Versuchs war,
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