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Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain
Autoren: Wolf Paul
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haben, ich will mit dir teilen. Und ich erwähle dich zu meinem Gefährten, um nicht das bittere Los der Einsamkeit mit anderen Mächtigen teilen zu müssen. Du und ich, Mythor…«
    »Gib es auf, Vilge«, sagte ich. »Ich habe andere Pläne. Vielleicht mache ich mich eines Tages auf die Suche nach den anderen Bausteinen des DRAGOMAE. Aber vorher werde ich den mir auferlegten Pflichten nachkommen.«
    »Als Diener der Zahda?« hielt sie mir entgegen. »Glaubst du, ich habe nicht erkannt, daß sie dich vor ihren Ballon gespannt hat? Sie hat dich damals, am Gorgan-Tor, im magischen Schlaf zu ihrem willfährigen Handlanger gemacht. Und das genügt dir?«
    »Ich bleibe bei meinem Entschluß!«
    Sie seufzte.
    »Laß es mich noch einmal versuchen, dich zu überzeugen, Mythor«, bat sie. »Du siehst, mir liegt überaus viel an einer Zusammenarbeit mit dir. Bevor das letzte Wort in dieser Angelegenheit gesprochen ist, möchte ich dir noch etwas zeigen. Komm mit.«
    Sie begab sich zum hinteren Teil des Gewölbes, an eine Mauernische. Als ihre Finger über den Rand des Bogens glitten, wich die Rückwand der Nische zur Seite. Dahinter lag Dunkelheit.
    »Tu mir den Gefallen und folge mir.« Mit diesen Worten verschwand sie in der Dunkelheit.
    Ich folgte ihr zögernd. Aber obwohl ich auf allerlei Hinterlist gefaßt war, kam es doch überraschend für mich, als ich plötzlich einen Stoß erhielt und in das Dunkel geschleudert wurde.
    Ich hörte Vilge noch triumphieren:
    »Jetzt gehörst du mir, Mythor. Du wirst noch darum betteln, daß ich dich zu meinem Gefährten mache.«
    Dann glitt die Geheimtür zu, und Dunkelheit hüllte mich ein.
    Ich tastete um mich, bis ich gegen eine Wand stieß. Irgend etwas Haariges kratzte über meine Hand, und ich wollte sie zurückziehen. Aber kleine Haken bohrten sich in meine Haut, und ich hatte das Gefühl, daß etwas mit vielen, dünnen Beinen meinen Arm hinaufkletterte. Ich streifte das Ding ab. Doch kaum hatte ich mich davon befreit, als ein anderes auf meinem Kopf landete. Gleichzeitig krabbelte etwas meine Beine hoch.
    Spinnen! durchzuckte es mich.
    Ein dünner, klebriger Faden legte sich über mein Gesicht. Ich wischte ihn fort. Doch da spürte ich, daß sich eines dieser Spinnentiere in meiner Rechten verbissen hatte. Ich hatte einen pochenden Schmerz in der Hand, als das Spinnengift zu wirken begann. Alles Gefühl wich aus meinem Arm. Ich war nicht mehr in der Lage, das Schwert zu ziehen. Statt dessen spürte ich, wie mein rechter Arm wie an einer Seilwinde hochgezogen wurde. Im Geiste sah ich, wie große häßliche Spinnen meinen Arm in ihr Gespinst hüllten und ihn an den Fäden ihres Netzes nach oben zogen.
    Ein Stich in meinem linken Bein ließ mich vor Schmerz aufschreien.
    Gleich darauf fühlte ich auch mein Bein gefühllos werden. Mit der linken Hand bekam ich einen prallen Körper zu fassen und spürte das Zappeln der Spinnenbeine. Ich schleuderte das Tier gegen eine Wand und vernahm das platzende Geräusch, als der Spinnenkörper aufprallte.
    Aber da waren bereits weitere Tiere heran. Als ich mit der Linken neuerlich eine Abwehrbewegung machte, blieb ich plötzlich damit an einem Spinnennetz kleben. Ich zerrte mit aller Kraft daran, bekam die Hand jedoch nicht mehr los, verstrickte mich nur noch mehr in dem klebrigen Netzwerk.
    Wieder schrie ich, doch mein Schrei wurde von Fäden erstickt, die mir den offenen Mund verschlossen. Ich spuckte und versuchte, die Fäden mit den Zähnen zu durchbeißen. Doch meine Kiefer erstarrten, der Mund blieb mir weit aufgesperrt. Das Spinnengift durchsetzte bereits meinen Körper.
    Ich ahnte es mehr als daß ich es spürte, wie die Spinnen meinen Körper umwoben und ihn allmählich in ihr Netz hüllten.
    Ich fürchtete nicht den Tod, denn Vilge wollte mich gewiß lebend haben. Aber ich sah eine lange, qualvolle Gefangenschaft auf mich zukommen, in der ein Heer häßlicher Spinnen meine Wächter waren.
    Vilge tauchte in meinem umnebelten Geist auf. Sie würde mich oft besuchen kommen, mich Hilflosen füttern oder durch eine ihrer Truten ernähren lassen. Und Vilge würde mir vorschwärmen, wie es erst wäre, wenn wir gemeinsam in einem Ballon zur Schattenzone flogen, um der Fährte des legendären Mannes Caeryll zu folgen und die einzelnen Bausteine des DRAGOMAE zu finden.
    Nein! Nein! schrie alles in mir.
    Aber Vilge würde geduldig sein, mich mit sanfter Beharrlichkeit nach ihrem Willen zu formen versuchen, bis mein Widerstand gebrochen
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