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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
Autoren: Peter Freund
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erinnern, was sich während der Zeit ihres Verschwindens abgespielt hatte. Sie wusste weder, wo sie sich aufgehalten hatte, noch wer der Vater ihres Babys war. Und woher die beiden Schmuckstücke stammten, die der Säugling und sie selbst trugen, wusste sie natürlich ebenfalls nicht. Obwohl Rieke in der Folgezeit alles Mögliche versuchte, um ihre Erinnerung zurückzuerlangen, und eine lange Reihe von Therapeuten und Spezialisten aufsuchte, konnte sie das geheimnisvolle Geschehen niemals aufklären. Das große Rätsel um Nikos Herkunft war deshalb noch immer ungelöst. Zum Glück war es um vieles leichter, Näheres über die Runen auf den Schmuckstücken herauszufinden. Niko interessierte das brennend, auch wenn er nicht genau wusste, wozu sein Wissen gut sein sollte.
     
    Seine Recherche im Internet hatte bereits nach kürzester Zeit Erfolg. Im Netz gab es massenweise Websites, die sich mit Runen und anderen mythologischen Symbolen beschäftigten, und so erfuhr Niko, dass er die Dagaz-Rune am Hals trug. Obwohl sich die echten oder selbst ernannten Runen-Experten über die Bedeutung des Symbols keineswegs einig waren und sich zum Teil sogar erheblich widersprachen, kam Niko zu dem Schluss, dass die Dagaz-Rune für das Erwachen oder einen Neuanfang stand. Für eine Zeit, in der alle Gegensätze - Dunkelheit und Licht, Freude und Schmerz, Leben und Tod - miteinander verschmolzen. Gleichzeitig kündete sie eine wichtige Nachricht oder Botschaft an. Warum aber ausgerechnet dieses Symbol auf seinem Medaillon eingraviert war oder von wem es stammte, blieb Niko natürlich weiterhin völlig schleierhaft.
     
    Die Ehwaz-Rune auf dem Ring seiner Mutter galt als Symbol für Loyalität und Vertrauen und stand für die harmonische Zusammenarbeit zweier Kräfte, die dasselbe Ziel verfolgten. Gleichzeitig sollte auch sie Neues und Veränderungen ankündigen, was immer damit gemeint sein mochte.
     
    »Weißt du auch, was die Mannaz-Rune bedeutet?«, riss eine dünne Stimme ihn aus den Gedanken.
     
    Niko zuckte zusammen und fuhr herum. Neben ihm stand das aschgraue Männchen in dem verwaschenen Kittel. Während es mit dem knochigen Zeigefinger auf das Buch in seiner Hand deutete, blickte es Niko eindringlich an. Erst jetzt bemerkte der Junge, dass die Augen des alten Mannes die gleiche Farbe hatten wie seine: Sie schimmerten in einem tiefen Smaragdgrün und wirkten trotz seines Alters erstaunlich wachsam.
     
    »Wa-wa-was?«, stammelte Niko verwirrt.
     
    »Entschuldige«, antwortete der Alte freundlich. »Ich hab mich ja noch gar vorgestellt. Mein Name ist Schreiber und ich bin der Inhaber dieses Ladens. Freut mich, dass du mal vorbeischaust.« Damit hielt er Niko seine Hand entgegen.
     
    »Äh... Ich dachte …«, hob Niko an, aber weiter wollte ihm nichts einfallen. Rasch ergriff er die dargereichte Hand und schüttelte sie. Sie fühlte sich so trocken an wie uraltes Papier.
     
    »Und?«, fragte Herr Schreiber lächelnd.
     
    »Was und?«
     
    »Ich hatte gefragt, ob du die Mannaz-Rune kennst«, antwortete der Alte, wartete aber die Antwort gar nicht erst ab. »Sie steht für das Geheimnis des eigenen Ichs«, fuhr er fort. »Sie symbolisiert die Kraft des menschlichen Erinnerungsvermögens, mit dessen Hilfe man dieses Geheimnis ergründen kann. Und sie steht für die zwei, die zu einem werden.«
     
     
     
     
     
    A yani war zu keiner Regung mehr fähig. Mit triefnassem Kleid stand sie wie angewurzelt bis zu den Knien im Wasser und starrte dem Verderben in die schwefelgelben Schlitzaugen.
     
    Der Klauenwolf kam langsam näher. Während er seine Beute beäugte, schob er sich fauchend und tief geduckt über den Holzsteg. Als er auf Sprungweite herangekommen war, verharrte er und fletschte erneut die Zähne. Wieder peitschte sein langer Schwanz über die bemoosten Bretter.
     
    Am ganzen Leibe zitternd, starrte Ayani auf die Bestie, die gerade zum Sprung ansetzen wollte. Aber da schrillte plötzlich ein lauter Pfiff durch die Stille des Waldes.
     
    Was dann geschah, konnte Ayani im ersten Moment gar nicht begreifen: Der Klauenwolf, dessen sichere Beute sie eben noch gewesen war, wandte sich von ihr ab und sprang winselnd zu dem Mann, der zwischen den Bäumen am Ufer stand.
     
    Ayanis erster Blick fiel auf den Eichenstock in seiner linken Hand, der ihn um mehr als Haupteslänge überragte. Ein grauer Umhang verhüllte seinen gedrungenen Körper, und eine Kapuze bedeckte sein Haupt, sodass sein Gesicht im Dunkeln lag und kaum
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