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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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mit
ausgreifender Geste auf seine Uhr »- genau zweiundzwanzig Uhr dreiunddreißig
und dreißig Sekunden. In sechsundzwanzigeinhalb Minuten, also um dreiundzwanzig
Uhr, öffne ich beide Türflügel, und ihr begebt euch auf direktem Weg zu euren
Eltern oder Erziehungsberechtigten. Keiner von euch wird auch nur ein Wort
darüber verlauten lassen, was hier passiert ist. Wenn ihr gefragt werdet, sagt
ihr, dass ihr Spaß hattet, aber jetzt müde seid und ins Bett wollt, gute Nacht.
Also, was sagt ihr?«
    »Hahspahmühguhnacht«,
murmelte die Zombiehorde kläglich.
    »Gut. Ihr
zieht euch jetzt an. Auf mein Kommando begebt ihr euch in Zehnerblocks,
beginnend auf dieser Seite bei dir, Riesenameise, geordnet zu euren Kostümen.
Im Falle, dass ihr sie nicht findet -«
    Er brach
ab. Nahe der Tür war ein sehr dünnes, nur mit einem olivbraunen BH und
abgeschnittenen Khakihosen bekleidetes Mädchen aus der Reihe gewankt und hielt
sich den Bauch.
    »Auf mein Kommando, Fräulein!«,
rief der Automator. Doch das Mädchen achtete nicht auf ihn. Sie krümmte sich
und stieß einen langen, gequälten Seufzer aus. Lautes Füßescharren war zu
hören, als ihre zweihundert Altersgenossen sich anders hinstellten, um besser
sehen zu können. Das Mädchen hüstelte, als wollte es etwas bekanntgeben, und
dann - nach einem endlos sich dehnenden und doch unerbittlich dem Ende
zustrebenden Moment - ergoss sich der unvermeidliche vielfarbige Sturzbach aus
ihrem Mund.
    »Iiiiiiiiiü«,
riefen die Zombies angewidert.
    »Lass
das!«, befahl der Automator. Aber sie konnte es nicht lassen, und sogleich
füllte sich die Halle mit dem beißenden Pesthauch von Magensäure, Alkohol und
zu stark gesüßter Fruchtbowle. Wangen blähten sich entlang der Reihe,
Brustkästen hoben sich. »Okay, vielleicht gehen wir besser an die frische
Luft«, sagte der Automator eilig. »Howard, machen Sie die Tür -«
    Aber es
war zu spät. In Abständen erst, dann im Sekundentakt, in Massen und mit einem
Geräusch, wie Howard es noch nie vernommen hatte, schienen sich alle
zweihundert Teenager zu übergeben: bleiche, halb nackte Leiber in
unterschiedlichen Posen der Austreibung, eine Höllenflut, die sich über den
Boden ergoss ...
     
    »All das
Erbrochene ...«, erinnert sich der Automator jetzt im sicheren Hort seines
Büros.
    »Ja«, sagt
Howard kleinlaut. Er ist derjenige gewesen, der das meiste aufgewischt hat:
zwei Stunden mit schmerzendem Rücken; der Automator stumm und grimmig am
anderen Ende der Halle, sonst nur ein einsamer schwarzer Luftballon zur Gesellschaft.
Miss Mclntyre ist kurz nachdem sie die Kinder entlassen hatten gegangen,
wortlos und aschfahl im Gesicht, er selbst ist, als die Turmuhr eins schlug,
allein in seinen Wagen gestiegen und hat eine Stunde lang kompliziert
ausgeklügelte Runden durch die dunklen Vororte gedreht, bis er hundertprozentig
sicher sein konnte, dass Halley zu Bett gegangen war; dann hat er in der aseptisch
riechenden Küche vor einem Glas Wasser gesessen, ohne zu trinken, die Flächen
um ihn herum, vertraut und zugleich insgeheim verändert, haben ihm
verschwörerisch zugefunkelt, und er hat den Kopf gesenkt, als wüsste er nicht,
was sie damit sagen wollten.
    »Ich weiß
nicht, was passiert ist, Greg«, sagt er so aufrichtig wie möglich. »Die haben
sich plötzlich irgendwie ... verwandelt. Ich kann's auch nicht erklären. Ich
weiß nicht, ob es überhaupt eine Erklärung gibt.«
    »Es gibt
immer eine Erklärung, Howard. In diesem Fall ist die Erklärung die, dass die
Bowle getuned war.«
    »Getuned?«
    »Die Bowle
war blau verfärbt, also waren wahrscheinlich irgendwelche Schlaftabletten
drin, das Standardprogramm für Gelegenheitsvergewaltigungen.« Der Automator
inspiziert nachdenklich seine Fingernägel. »Der Laborbefund liegt noch nicht
vor, aber den Symptomen nach - Verlust der Hemmungen und der motorischen
Kontrolle, gefolgt von akuter Übelkeit - tippe ich auf große Mengen
Benzodiazepin.«
    »Laborbefund
...?«
    »Ein paar
Ehemalige sind bei der Polizei, Howard. Simon Stevens, Jahrgang 85, Tom Smith,
Jahrgang 91 - vielleicht erinnern Sie sich an Smithie, paar Klassen über Ihnen,
guter Rugbystürmer, viel Potenzial, hat's aber nie ganz geschafft. Die hab ich
heute früh eingeschaltet. Ging nicht anders. Da braucht nur ein einziger Vater
rauszukriegen, was hier los war, schon hagelt's Klagen. Und dann sollten wir
vorbereitet sein.« Er dreht sich auf dem Absatz um, beginnt im Kreis zu laufen
und tippt sich
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