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München Manhattan #1

München Manhattan #1

Titel: München Manhattan #1
Autoren: Vanessa Vollmann
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das schon seit Ewigkeiten. Sang- und klanglos verlassen? Na ja, Sophie weiß schon sehr genau warum ich sie verlassen habe. OK, die Wohnung habe ich leergeräumt. Das stimmt. Aber ich war damals echt knapp bei Kasse. Ich konnte es mir nicht leisten, alles neu anzuschaffen. Und die liebe Sophie ist ja dank deinem Mann sehr schnell wieder auf die Füße gekommen.“
    Dank ihrem Mann? Wovon redet der Kerl? Die arme Sophie ist in den Fängen dieser irren Charlotte gelandet. Und das hat dann auch alles andere in Gang gesetzt.
    „Ich verstehe nicht ganz was du meinst“, erwidert sie vorsichtig.
    Er schaut sie jetzt sehr aufmerksam an. „Du weißt nicht was ich meine? Das heißt: Du hast keine Ahnung?“
    „Wovon habe ich keine Ahnung?“ Irgendetwas ist hier faul. Dieser Thomas starrt sie jetzt regelrecht an. Kristin wird allmählich ungeduldig.
    Die Stewardess kommt mit den Getränken. Kleine Unterbrechung. Kristin bestellt sich ein Wasser. Sie hat einen ganz trockenen Mund. Sie nimmt einen kräftigen Schluck. „Also jetzt noch mal, wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, ich habe keine Ahnung. Keine Ahnung wovon?“
    „Nee, lass mal“, sagt er. „Ich glaube, ich sollte jetzt nichts mehr sagen. Du scheinst ja wirklich keine Ahnung zu haben. Da halte ich mich lieber raus. Ich habe nur gedacht, wenn Peter ihr so ein feudales Leben ermöglicht, dann wärst du eingeweiht. Ich meine so große Summen lassen sich doch für gewöhnlich nicht an der Ehefrau vorbeischleusen.“
    „Was für große Summen?“
    „Na ja, ihre Wohnung in München wird ja wohl etwas gekostet haben. Und die war bei unserer Scheidung ja schon auf ihren Namen eingetragen. Woher sollte sie das Geld denn sonst gehabt haben?“
    Ach so, jetzt dämmert es ihr. Der Gute weiß gar nichts von Charlotte. Klar, woher sollte Sophie das Geld auch sonst gehabt haben, wenn nicht von Freunden. Familie hat sie ja nun keine mehr.
    Kristin entspannt sich etwas und nippt an ihrem Wasser. Auch Thomas scheint es nicht entgangen zu sein, dass für Kristin jetzt alles klar ist.
    „Ist ja toll, dass du damit klar kommst und eure Ehe das überstanden hat. Hut ab“, sagt Thomas.
    Jetzt ist doch nicht mehr alles klar. Oder doch? Warum sollte ihre Ehe eine finanzielle Zuwendung an eine Freundin in Not nicht überleben? Kristin grübelt vor sich hin und beißt auf ihre Unterlippe. Dieses Gespräch ist mehr als unangenehm.
    Thomas scheint ihr Grübeln zu bemerken. „Hey, tut mir echt leid, wenn ich da alte Wunden wieder aufgerissen habe. Das war wirklich nicht meine Absicht. Ich bin mit der Geschichte durch, aber ich muss zugeben, ich habe da ganz schön lange dran zu kauen gehabt.“
    „Sophie hat da auch ganz schön lange dran zu kauen gehabt. Sie spricht ja noch nicht mal heute davon“, sagt Kristin.
    „Ach komm, Kristin, was hättest du denn an meiner Stelle gemacht?“
    „Ich?“
    „Na ja, hättest du einfach weiter so getan, als ob nichts wäre und den liebenden Vater gespielt? Die Frau hat mich reingelegt, und jetzt sag ich dir mal was: Ich hatte schon einen Verdacht, als sie mit den Zwillingen schwanger war. Ich habe sie damals auch gefragt. Ja, ich habe sie ausdrücklich gefragt: Sind die Kinder von mir, Sophie? Sie hat sich aufgeregt, wie ich ihr überhaupt unterstellen könnte, dass das nicht der Fall sei. Also habe ich ihr geglaubt. Ich wollte ihr ja auch glauben. Ich habe diese Frau echt geliebt. Und die Kinder auch.“
    „Die Kinder sind nicht von dir?“ Kristin starrt ihn ungläubig an.
    „Oh Mann, du hast ja wirklich keine Ahnung.“
    Ein Schock durchfährt sie. Das Wasserglas in ihrer Hand schwankt und fällt auf ihre Hose. Super, alles nass. Was hat ihr ihre Mutter doch immer versucht einzutrichtern? Eine Frau sollte immer einen frischen Schlüpfer in ihrer Handtasche haben.
    Ja, Mutter, super Tipp. Echt blöd, dass ich nie auf dich höre.
    Bei der Aircondition hier oben wird sie ziemlich sicher eine Blasenentzündung bekommen. Aber das ist im Moment ihr geringstes Problem.
    „Willst du damit sagen, dass mein Mann der Vater von Sophies Kindern ist?“
    „Ja, ich dachte das wüsstest du. Oh Mann, was habe ich da gerade angerichtet. Hey Kristin, das tut mir so leid.“
     
    ***

SCHNEETREIBEN VOR VERMONT
    10 MINUTEN SPÄTER
     
    Und nun? Kristin schaut auf ihre Uhr. Wie lange muss sie jetzt hier noch neben ihm sitzen? Ob sie ihren Platz noch tauschen kann? Sie sieht sich um. Die Maschine sieht komplett ausgebucht aus. Warum musste sie gerade neben
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