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München - 2030

München - 2030

Titel: München - 2030
Autoren: Alexander Golfidis
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noch ihre langen blonden Haare offen, genauso wie damals als sie sich kennengelernt hatten, und nur vereinzelt sah man ein paar graue Strähnen darin. Aber sogar die standen ihr ausgezeichnet. Sie war etwa 168 groß und hatte noch immer eine tolle Figur. Doch am besten war ihr Hintern, da war sich Victor sicher, keine Frau konnte mit einem solchen Hinterteil aufwarten – sie hatte einen richtigen Knackarsch, und er bereute den Fauxpas mit der Masseurin zutiefst.
                »Ist ja schön, dass du dir wenigsten noch Sorgen um mich machst – beinahe wäre es aus mit mir aus gewesen«, klagte Victor uns setzte eine ernste Miene auf. »Zuerst bin ich diesem Brenninger über den Weg gelaufen und es hätte noch ein Haarbreit gefehlt, dass er mich ins Gefängnis verfrachtet hätte. Und kaum war ich ihm entkommen, bin ich Frau Schmerling in die Arme gelaufen. Ein Scheißtag ist das heute!«
                »Jetzt schimpf nicht so über meine Cousine. Sie ist ganz nett, wenn man sie zu nehmen weiß. Ich hab dich auch nur gesucht, weil das Wasser im Bad nicht abläuft«, erklärte Susann zickig und ließ Victor ratlos im Gang zurück. Victor sah noch ihrem aufreizend wackelnden Hinterteil nach, bis sie in ihr Zimmer verschwunden war.
    Sobald Susann zornig war, wirkte sie noch attraktiver.
                »Den Frauen kann man’s einfach nicht recht machen«, seufzte er und ging in die Küche.    
                Inzwischen war Charly wieder zurück. Er hatte sich im Supermarkt eine Packung MONSANTO-Shit besorgt. Charly hatte Asthma und das Inhalieren half ihm ein wenig sein Leiden zu lindern. Er schabte mit dem Messer über die fingerbreite Platte, welches wie ein Rippchen Schokolade aussah, und als er ein kleines Häufchen davon abgeschabt hatte, gab er es in den Vaporizer. (Das war ein batteriebetriebener Inhalator der auch Verdampfer genannt wurde). Doch kaum hatte er sich das Inhalationsgerät zum Mund geführt und daran gezogen begann er zu husten.
     
                »Du verträgst das Zeug nicht«, bemerkte Victor, »sobald du nur einmal daran ziehst, beginnst du schon zu husten. Das ist mir schon öfter aufgefallen.«
    Doch Charly war gar nicht mehr in der Lage eine Antwort zu geben, so sehr peinigte ihn der Hustenanfall.
     
                Nachdem Charly auf sein Zimmer gegangen war, nahm Victor eine am Tisch liegende Zeitung zur Hand. Ein Bericht hatte seine Neugier geweckt. Es war ein dreiseitiger Artikel über ein Interview mit einem Sozialforscher, dem Direktor des Instituts für Vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften.
    Das Thema des Interviews war die Überalterung. Ein Problem, das in den Medien immer wieder Erwähnung fand. Doch diesmal war es die Süddeutsche Zeitung, die berichtete. Ein Umstand, der Victor zum Lesen der Zeitung veranlasste. Auch hatte er von dem Sozialforscher, einem Professor schon gehört. Er genoss den Ruf von jemand, der kein Blatt vor den Mund nahm. Überdies galt er als kultiviert, couragiert und aufrichtig.
    Der Forscher erklärte, der Wandel sei nach und nach passiert und hatte sich zunächst für weite Teile der Bevölkerung unbemerkt vollzogen.
                (Das konnte Victor bestätigen, er hatte die Veränderungen erst richtig mitbekommen, als er plötzlich nur noch alte Menschen in den Straßen wahrnahm.)
    Jetzt schilderte der Wissenschaftler die verschieden Abläufe, die vorangegangen waren: Er führte die Geburtenraten an, die immer weiter gesunken waren, während zur gleichen Zeit die Lebenserwartung gestiegen war. Als Nächstes erwähnte er die geburtenreichen Jahrgänge der sechziger und siebziger Jahre. Bereits 2020 seien in manchen Regionen auf 100 Personen im Erwerbsalter 50 Personen im Rentenalter gekommen. Im Vergleich lag der Altenquotient 1970 noch bei mageren 25 Prozent, und jetzt lag er im Süden bei 100 Prozent. Schon 2020 seien die Rentenkassen leer gewesen. Doch die Hauptschuld für die derzeitige Situation lastete der Wissenschaftler eindeutig der Politik an.
                (Victor gefiel es, dass endlich einmal Klartext geredet wurde.)
    Die Politik hatte viel zu spät reagiert und letztendlich mit ihren Schritten – welche die Katastrophe hätten verhindern sollen – sie noch vorangetrieben. Zuerst hatten sie, um die Rentenkassen zu entlasten, das Rentenalter auf 80 Jahre angehoben und die Beiträge der Rentenversicherung erhöht. Doch die Strategie hatte nur
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