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Mr Monk besucht Hawaii

Mr Monk besucht Hawaii

Titel: Mr Monk besucht Hawaii
Autoren: Lee Goldberg
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danach würde ich von dieser Hölle in die andere zurückkehren, die mir bestens vertraut war.
    »Und was mache ich, wenn die Wirkung aufhört und Monk wieder er selbst ist?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine das so, dass dies hier eigentlich mein Urlaub sein sollte.«
    »Das müssen Sie und Adrian gemeinsam lösen.« Ich konnte mir vorstellen, wie Kroger in diesem Moment amüsiert lächelte. »Wer weiß? Vielleicht verbringen Sie beide ja gemeinsam eine schöne Zeit.« ich unterbrach die Verbindung und fragte mich, ob Dr. Kroger vielleicht Monk dazu angestachelt hatte, mir zu folgen, um sich auf die Tour an mir zu rächen.
    Als ich unser Gate erreichte, war von Monk nichts zu sehen, ich hatte allerdings auch nicht allzu intensiv nach ihm gesucht. Schließlich wollte ich nicht, dass mir Monk in meinen Urlaub funkte – auch wenn man jetzt wohl kaum noch von Urlaub reden konnte.
    Ein schwergewichtiger polynesischer Mitarbeiter in einem Hemd der Hawaiian Airlines ließ uns wissen, dass wir an Bord unserer Maschine gehen konnten.
    Monk kam zur Schlange der Passagiere gelaufen und trug ein knallgelbes Hawaiihemd mit Hula-Tänzerinnen. In einer Hand hielt er eine Schachtel, aus der er mit Schokolade überzogene Macadamia-Nüsse aß. Hemd und Jacke hatte er in eine große Einkaufstasche gestopft.
    Es muss wohl das erste Mal gewesen sein, dass er in meiner Gegenwart seine Unterarme nicht bedeckt hatte. Normalerweise trug er langärmelige Hemden, die an den Manschetten zugeknöpft waren.
    Ich weiß nicht, was für mich den größeren Schock bedeutete: Dass er seine Kleidung achtlos in eine Tüte gestopft hatte oder dass er ein Hemd in leuchtenden Farben gekauft hatte, bei dem das Muster nicht nach dem Saum ausgerichtet war.
    Ich entschied mich für Letzteres. »Ich kann es nicht fassen, dass Sie dieses Hemd gekauft haben«, sagte ich.
    »Ist es nicht schön?«
    »Doch, es ist sehr schön, aber es passt nicht zu Ihnen.«
    »Wir sind auf Hawaii. Ich fühle den Aloha-Geist. Sie etwa nicht?«
    »Noch nicht.«
    »Sie müssen lockerer werden«, meinte Monk zu mir. »Seien Sie doch nicht so zugeknöpft.«
    »Sie nennen mich zugeknöpft?«
    »Genau das sagt der Monk.«
    Wütend sah ich ihn an. »Hat Dr. Kroger Sie dazu angestachelt? Hat er vorgeschlagen, Sie sollten mich nach Hawaii begleiten?«
    »Nein«, erwiderte er. »Ich wollte einfach mal raus aus dem Alltagstrott. Ich kam mir vor wie eine Ratte in einem Laufrad.«
    »Sie fahren morgens nicht zur Arbeit, Sie müssen nicht in irgendeinem Büro sitzen, und Sie haben kaum mit einem Menschen zu tun«, hielt ich ihm vor. »Was wissen Sie vom Alltagstrott? Oder von Ratten in Laufrädern?«
    »Oh, erst letzte Nacht sah ich zwei Ratten über meinen Zaun laufen«, antwortete er. »Zumindest glaube ich, dass es so war.«
    »Vermutlich war es nur ein Eichhörnchen.«
    »Gemeinhin bekannt als riesige Ratte.« Monk lächelte den Mann am Gate an und hielt ihm die Süßigkeitenschachtel hin. »Möchten Sie auch mal?«
    »Klar.« Der Mann erwiderte das Lächeln, griff in die Schachtel und nahm sich eine Nuss. »Mahalo, Bruder.«
    »Aloha.« Monk aß eine weitere Nuss und machte sich dann fröhlich auf den Weg über die Gangway ins Flugzeug.
    Ich hatte das ungute Gefühl, dass es ein sehr, sehr langes Wochenende werden würde. Und da wusste ich noch gar nichts von den Morden.

4. Mr Monk kommt an
     
    Als wir uns über Kauai befanden und uns dem Lihue Airport näherten, überraschte es mich, wie urtümlich die Insel im Gegensatz zu Oahu wirkte. Ich hatte sie mir ähnlich stark bebaut und voller Bettenburgen vorgestellt wie in Waikiki. Doch das war nicht der Fall. Die Strände sahen fast unberührt aus, und die Hotels waren verstreut errichtete Flachbauten. Den Hintergrund lieferten die Berge mit ihrem dichten Regenwald und den zahlreichen Wasserfällen.
    Das Erste, was mir in dem winzigen Flughafen auffiel, waren die lächelnden Menschen ringsum. Ich glaube, außerhalb von Disneyland hatte ich noch nie so viele lächelnde Gesichter auf einmal gesehen.
    Nur dass hier niemand dafür bezahlt wurde, zu tun, als sei dies der glücklichste Ort der Welt. Hier war jedes Lächeln ehrlich gemeint, weil diese Menschen das Paradies erlebten – oder zumindest im Begriff waren, es zu erleben. Ich weiß es mit Sicherheit, weil ich auch so lächelte – und Monk ebenfalls. Sein Lächeln war noch breiter als alles, was ich bislang bei ihm erlebt hatte. Einen Moment lang war ich sogar fast froh darüber,
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