Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moskito

Moskito

Titel: Moskito
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
Tisches. Drähte hingen aus der glatten Metallhaut. »Dieses Ding ist unser schlimmster Alptraum. Und wir haben keinerlei Fortschritte damit gemacht.«
    Vierundzwanzig Agenten starrten das Objekt an, und alle wußten, was es war. Es kostete etwa 1200 Dollar und wurde völlig legal über Versandhäuser für elektronische Geräte vertrieben. An ein Mobiltelefon gekoppelt, gestattete es Kriminellen, mit ein paar Tastendrucken ihre Handy-Nummer alle drei oder vier Minuten zu ändern und machte somit jeden Versuch einer Anzapfung völlig wirkungslos.
    »Das verdammte Ding ist daran schuld, daß ich immer noch keine Bandaufnahme habe, die für einen Haftbefehl für Carlo di Benedetto reicht«, sagte Alex Vallone vom Büro in Wilmington.
    »Wißt ihr, wie die Kerle es nennen? ›Zauberpott‹«, warf Marie Mooney vom Büro Hyattsville, gleich außerhalb von Washington, D.C., ein.
    »Sogar die Unteroffiziere bei der Armee haben sie schon«, sagte John Stoneham. »Ich war so nah dran an einer verwendbaren Aufzeichnung in dieser Waffendiebstahlssache auf dem Versuchsgelände Aberdeen.« Er hielt Daumen und Zeigefinger hoch; sie waren einen Zentimeter voneinander entfernt. »So nahe!«
    »Die Zentrale sagt, man arbeitet daran«, sagte Dunbar. Abfälliges Gewieher rund um den Tisch. Dunbar erstarrte; er hatte wenig Sinn für Humor.
    Cavanaugh griff nach seinem Notizbuch und skizzierte das Kästchen. Er verlieh ihm Hörner und einen hämisch-schadenfrohen Gesichtsausdruck.
    »Robert«, erkundigte sich Marie freundlich, »sind Sie bei Ihren radikalen Gruppen schon auf Probleme mit diesem Zauberpott gestoßen?«
    »Nein«, sagte Cavanaugh und bemühte sich, den Neid aus seiner Stimme herauszuhalten. Er war nicht einmal noch auf irgendwelche radikalen Kreise selbst ›gestoßen‹, obwohl sie im südlichen Teil von Maryland üppig gediehen: hausgemachte Milizen, Verfechter der Überlegenheit der weißen Rasse, Neonazis, religiöse Fanatiker. In den tiefen Wäldern, an den schlammigen Straßen der Wohnwagenstädte und in den Salzwassersümpfen wucherte solch radikales Gedankengut wie Schlingpflanzen in Georgia. Dank der Unterlagen aus der Zentrale wußte Cavanaugh, welche Gruppierungen existierten und wo sie zu Hause waren, aber in letzter Zeit verhielten sie sich alle ruhig oder inaktiv oder – in Anbetracht all der Gelegenheiten zum Einschreiten, die sie ihm vorenthielten – wie tot.
    Er nannte seine Zeichnung ›DES ZAUBERS SPOTT‹.
    Die Konversation lief weiter: Recherchen zur Aufklärung von terroristischen Aktivitäten in Dover. Eine Entführung in Baltimore. EVOK-Statuten, Einsatzkommandos, Haftbefehle, Informanten, Zeugenladungen. Cavanaugh sagte nichts. Er zeichnete eine etwas zusammengequetschte Kappe in einem perfekten Kreis. Dann eine zweite. Und das ganze noch mal.
    Überwachungen, Bombenteams, Fortbildungslehrgänge in Quantico.
    Noch ein paar Striche, und die Kappen in den Kreisen wurden zu Rädern eines Polizeiwagens.
    Sabotage, Geldwäsche, Bankbetrug, Schwierigkeiten bei der Koordination mit den örtlichen Polizeibehörden.
    Diese Zeichnung nannte er: ›UNGESTOHLENE RADKAPPEN‹.
    »Also, ich denke, das wäre soweit alles«, sagte Agent Dunbar. »Braucht jemand Hilfe bei irgend was? Robert?«
    Diese Woche habe ich eine Diskriminierung bei der Unterbringung in einem Seniorenheim und einen ›Patenschaft-für-eine-Schule‹-Vortrag vor einer achten Klasse. Willst du mir dabei helfen? »Nein«, sagte Cavanaugh, »nicht nötig, danke.«
    Er konnte nicht rasch genug aus Baltimore hinauskommen, und zugleich war ihm zutiefst zuwider, daß er wegmußte.
     
    Auf dem Weg zurück nach Leonardtown blieb Cavanaugh beim Dellridge-Krankenhaus in La Plata stehen, um dort mit der Direktorin zu sprechen, einer Frau Mitte Fünfzig, an der alles sachlich und kühl war – mit Ausnahme ihres Akzents, der eine weiche, magnolienduftende Wärme versprach, die von ihrem Auftreten nicht gehalten wurde.
    »Ich muß sagen, daß mir immer noch nicht klar ist, weshalb Sie gekommen sind, Agent Cavanaugh«, stellte Frau Doktor Lawrence fest, nachdem er ihr zehn Minuten lang erklärt hatte, weshalb er gekommen war. »Stellt sich Ihnen die Frage, ob es diese Todesfälle infolge Gehirnschlages an den angegebenen Tagen tatsächlich gegeben hat? Ich kann das selbstverständlich nachprüfen lassen.«
    »Nicht unbedingt«, sagte Cavanaugh. »Ich frage mich vielmehr, ob solche Schlaganfälle – ein so gehäuftes Auftreten von Gehirnschlägen zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher