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Morganas Wölfe

Morganas Wölfe

Titel: Morganas Wölfe
Autoren: Jason Dark
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Begriffsvermögen. So etwas gab es nur in einem Horrorroman, und er ging davon aus, daß eine derartige Geschichte Wirklichkeit geworden war.
    Wölfe in London?
    Wenn ja, und wenn es nicht nur ein nie mehr wiederkehrender Spuk gewesen sei, dann kam ihm das wie der Anfang vom Ende vor. Der Beginn der Apokalypse, daß die Tiere den Menschen zeigen wollten, wohin der Weg führte.
    Er schwitzte nicht nur, plötzlich fror er auch. So stark, daß seine Zähne aufeinanderklapperten, und er verspürte einen gewaltigen Durst. Seine Kehle war rauh geworden. Wenn sie kamen und ihn verhörten, würde er Mühe haben, überhaupt normal sprechen zu können.
    Zunächst kamen sie noch nicht. Dafür aber erschien Melanie auf der Bühne, begleitet von einem Konstabler, der ihr einen Stuhl anbot.
    Melanie schaute sich um, sah Phils Winken, kam zu ihm und schob den Stuhl, den sie an der Lehne gepackt hielt, bis in seine Nähe, wo sie sich niederließ.
    »Endlich!« flüsterte Phil und faßte nach ihrer Hand. »Endlich bist du da. Und du bist… unverletzt.«
    Melanie lächelte. Phil sah es genau, und er versuchte, das Lächeln zu deuten. Es wirkte weder erleichtert noch verloren, auf ihn machte es einen hintergründigen und zugleich wissenden Eindruck, als hätte sie etwas Bestimmtes erfahren bei dieser Begegnung mit der schönen Fremden. Nur traute er sich nicht, mit ihr darüber zu reden.
    Melanie hatte sich angezogen. Sie trug jetzt ihre enge schwarze Stretchhose und darüber einen grauen, weit fallenden Pullover, der ihr bis zu den Hüften reichte. Ihre Füße steckten in Schuhen mit Blockabsätzen. Das Gesicht sah aus, als hätte sie inzwischen ein leichtes Makeup aufgelegt.
    »War es schlimm, Melanie?«
    Sie hob nur die Schultern.
    Phil Butcher ließ ihre Hand nicht los. Er streichelte sie, als wollte er Melanie beruhigen. Dabei war er es, den dieser Kontakt mit der Tänzerin beruhigte. Melanie hatte den Schock noch nicht überwunden.
    »Weißt du, wo sie sind?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Und die Frau?«
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie war doch bei dir – oder?«
    Melanie senkte den Blick. »Ja, das stimmt. Sie… sie hat mich begrüßt. Aber mehr auch nicht.«
    Die letzten Worte hatten sich angehört, als wollte sie über dieses Thema nicht mehr reden. Phil, der ebenfalls nachdachte, konnte sich vorstellen, daß Melanie und die Fremde innerhalb dieser kurzen Zeit zu Verbündeten geworden waren, aber er traute sich nicht, nachzuhaken.
    Bei diesem Thema würde sich zwischen ihnen beiden eine Mauer aufbauen, davon war er überzeugt.
    Allerdings würde sie sich öffnen müssen, denn die Polizei nahm keine Rücksicht. Zwischen ihr und Melanie existierte auch kein persönliches Verhältnis wie bei Phil, und er sprach sie noch einmal an. »Weißt du, daß ich eine wahnsinnige Angst um dich ausgestanden habe? Ich… ich… saß in der Garderobe und konnte alles beobachten.«
    »Das war nicht nötig.«
    »Aber es hat Tote gegeben, Melanie. Auch Don ist tot. Er lag im Hinterhof. Ich bin über seine Leiche gestolpert.« Sie hob die Schultern.
    Phil war über ihre Reaktion mehr als befremdet. Damit kam er nicht zurecht und fragte: »Tut es dir denn nicht etwas leid?« Er drückte ihre Hand fester, und sie entzog sie ihm. »Wenigstens ein wenig…?«
    »Es war wohl seine Schuld – oder?«
    Butcher war geschockt. »Bitte?« fragte er. »Seine Schuld? Das… das meinst du doch nicht im Ernst?«
    »Warum nicht?«
    »Keiner ist hier schuldig gestorben oder verletzt worden. Das war ein Überfall von Bestien, die von einer Frau angeführt wurden. So etwas ist nicht normal. Wenn ich es in einem Film gesehen hätte, okay, aber doch nicht mitten in London und als Realität. So etwas muß man sich mal vor Augen halten.«
    »Es ist aber passiert, Phil.«
    »Ja, ich weiß, und wir beide leben. Ich möchte auch, daß es so bleibt.«
    Er suchte nach Worten, denn er wollte ihr klarmachen, wie sehr er sie mochte. »Weißt du, Melanie, du bist für mich nicht einfach nur eine Ware, eine Mitarbeiterin, bei der ich kassiere. Ich habe sehr lange nachgedacht, über uns, meine ich, und ich bin zu der Überzeugung gekommen, daß ich für dich mehr empfinde als nur Freundschaft.« Er lachte selbst, als er sagte: »Du kannst mich jetzt auslachen, aber so denke ich über dich. Ich will nicht, daß dir etwas passiert, und ich würde mich freuen, wenn wir beide… na ja, du weißt schon, wenn wir…« Ihm fehlten jetzt einfach die Worte.
    »Du meinst, wir sollten
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