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Morganas Wölfe

Morganas Wölfe

Titel: Morganas Wölfe
Autoren: Jason Dark
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aufstehen, zu ihr hinrennen und ihr helfen, aber er schaffte es nicht. Statt dessen schrie er sie an, obwohl sie nichts hören konnte. »Verdammt noch mal, komm doch! Komm her! Flieh von der Bühne! Beeil dich!«
    Melanie blieb stehen, als hätte sie auf die Wölfe gewartet. Sie war zwar noch immer dieselbe, aber trotzdem eine andere. Wie ein bleiches Denkmal stand sie auf der Bühne, inmitten des Chaos, und sie kümmerte sich nicht um die Bodyguards, die an ihr vorbeihuschten und das Weite suchten.
    Für einen Moment erschien auch der Besitzer des Lokals, Carl Wiskowsky, in Butchers Blickfeld. Er trug einen hellen Anzug, dessen Jacke bereits in Fetzen an seinem Körper herabhing, weil die Wölfe ihn angefallen hatten.
    Aber er wollte nicht aufgeben. Es war sein Lebenswerk, das dort angegriffen wurde, und so bahnte er sich mit rudernden Armbewegungen einen Weg, was genau das Falsche war.
    Plötzlich waren zwei Wölfe in seiner Nähe. Er sah sie zu spät. Sie sprangen ihn an.
    Butcher stöhnte auf, als er sah, wie der Mann unter den beiden Körpern begraben wurde. Er zuckte noch, auch die Bestien bewegten sich, und als sie die Köpfe hoben, da sah Phil die blutigen Schnauzen. Er bemerkte nicht, daß er sich bekreuzigte. Dieser Horror wollte kein Ende nehmen, und die ersten Tiere befanden sich bereits in der Nähe der Bühne.
    Noch zwei Sprünge, dann hatten sie das Podest erreicht, auf dem die Stripperin stand.
    »Hau ab! Hau doch ab!« Phils Stimme überschlug sich, aber Melanie hörte ihn nicht. Oder sie reagierte nur nicht.
    Dann huschten die Bestien auf die Bühne. Ihre kalten Augen waren auf die nackte Frau gerichtet, eine Beute, die sich nicht wehren konnte, und auch Phil Butcher konnte nicht mehr länger hinschauen. Deshalb schlug er die Hände vor sein Gesicht und schloß zusätzlich noch die Augen. Für ihn war Melanie verloren.
    Draußen vor der Tür hörte er ebenfalls die Schreie und das Gepolter der flüchtenden Personen. Es war auch seine Chance, in den Hinterhof zu rennen, dort über eine Mauer zu klettern und sich irgendwo zu verstecken.
    Er tat es nicht.
    Er dachte an Melanie, und er wußte plötzlich, daß er die Frau liebte und über ihren Tod erschüttert sein würde. Die Hände hielt er noch immer vor sein Gesicht, aber er bewegte plötzlich seine Finger, so daß kleine Zwischenräume entstanden.
    Durch die Lücken schaute er nach vorn gegen die Scheibe und auch wieder in das Lokal hinein.
    Die zweite Hälfte, wo die Zuschauer gestanden hatten, interessierte ihn nicht. Auch nicht, daß zahlreiche Männer am Boden lagen, etwas anderes war viel wichtiger.
    Er blickte auf die Bühne, und er sah Melanie. In diesem Augenblick kam sie ihm wie eine Göttin vor, denn sie war unverletzt. Kein Blutstreifen zeichnete ein Muster auf ihren Körper. Die makellose Haut glänzte wie Marmor.
    Doch das war nicht alles. Sie war nicht mehr allein. Er war so aufgeregt, daß er die Wölfe nicht zählen konnte, die in ihrer Nähe standen. Es waren sicherlich ein halbes Dutzend, und keines der Tiere bewegte sich oder traf nur im Ansatz Anstalten, Melanie anzuspringen. Sie standen um sie herum wie vierbeinige Leibwächter, als wären sie erschienen, um auf sie achtzugeben.
    Eine ungewöhnliche Ruhe war eingetreten. Viele Gäste hatten es geschafft, das Lokal zu verlassen. Sicherlich würde die Polizei gleich eintreffen. Das war nur ein Nebengedanke, der Phil durch den Kopf huschte. Er sah auch nicht mehr zu den Verletzten oder Toten, ihn interessierte eine andere Person, die erschienen war.
    Eine Frau!
    Nicht so blond wie Melanie und auch nicht nackt. Sie war in dunkles Leder oder Stoff gekleidet, das ihren Körper umschloß. Und sie bewegte sich mit der Sicherheit einer Siegerin auf die Bühne zu, wobei sie noch von einem besonders großen Wolf begleitet wurde, dessen Maul offenstand, damit die Zähne sichtbar waren. Eine prächtige, eine schöne Frau, mit rötlichblonden Haaren, die lang wuchsen und trotzdem wirr ihren Kopf einrahmten. Als sie in das Licht der Scheinwerfer geriet, da erhaschte Phil Butcher einen Blick auf ihre Augen, und er sah dort für einen Moment das grünliche Funkeln, als bestünden die Pupillen aus scharf geschliffenen Diamanten. Wer war diese Frau?
    Jedenfalls schienen ihr die Wölfe zu gehorchen, sie war so etwas wie ihre Herrin.
    Es gab an der rechten Bühnenseite eine Treppe, über die die Rotblonde hochstieg.
    Sie geriet voll in das Licht der Scheinwerfer, und sofort regten sich die Wölfe
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