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Mordsmöwen

Mordsmöwen

Titel: Mordsmöwen
Autoren: Sine Beerwald
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Machen können wir sowieso nix. Wenn Knut hinüber ist, dann isser hinüber.«
    »Erst mal was essen geht klar«, meint Grey. »Wo gibt es was im Angebot?«
    »Witzbold!«, schimpft Suzette. »In Westerland finden wir nichts zu essen. Was glaubst du, warum Ahoi so zerrupft aussieht?«
    »Ach, ich dachte, er macht auf Bad Hair Day, um dich zu beeindrucken.«
    Danke, Grey, denke ich. Vielen, vielen Dank. Ja, okay, ich gebe es zu, dass ich in Suzette verliebt bin. Ich meine, so richtig bis über beide Flügel. Aber muss mir ausgerechnet dieser Grünschnabel das ansehen? Suzette ist die erste Möwe, mit der ich mir mehr als eine Saisonehe vorstellen könnte. Meine letzten Beziehungen waren ziemliche Zweckgemeinschaften und hielten nicht länger als das Nest. Suzette jedoch ist so … wie soll ich das sagen, so … lieb, fürsorglich und … ach, was soll das Drumherumgerede, ich bin schließlich auch nur eine Möwe: Sie sieht einfach geil aus.
    »Habt ihr Saugnäpfe an den Füßen, oder was ist los?«, frage ich, um mich elegant aus der Nummer zu stehlen. »Wir fliegen zu Knuts Haus. Sofort!«
    Kurz darauf laufen wir durch den verwilderten Garten und entdecken auf der Rückseite des Hauses tatsächlich ein gekipptes Fenster. Aber durch den Spalt kommt nicht mal Grey hindurch. Suzette, die Schlankste von uns, schafft es immerhin bis zum Bauch. Dann steckt sie fest.
    »Helft doch mal nach!«, schreit sie, und ich bin natürlich als Erster zur Stelle. »Aber wehe«, setzt sie hinzu, »einer von euch berührt meinen Hintern. Und außerdem: Augen zu!«
    Ich seufze verhalten aufgrund des dargebotenen Anblicks und überlege für einen verbotenen Moment, sie noch ein bisschen so stecken zu lassen. Dann siegt der Verstand über meinen Fortpflanzungstrieb. Mit geschlossenen Augen (okay, das linke ist ein klitzekleines bisschen geöffnet) stelle ich mich auf die Fensterbank und lege die Flügel an ihre schlanke Taille, um zu schieben.
    »Nicht so, das bringt nix!«, kreischt sie.
    Herrgott, wie soll man es den Frauen auch recht machen?, denke ich.
    »Geh mal zur Seite«, sagt Jonathan, der die Szene mit etwas Abstand betrachtet hat. Er nimmt Anlauf und fliegt mit Karacho gegen Suzette, sodass sie wie ein Korken aus dem Flaschenhals schießt und ins Haus katapultiert wird.
    »Du bist ein Held, Jonathan!«, ruft Suzette von drinnen.
    Na toll, denke ich, ausgerechnet Jonathan. Der registriert meinen eifersüchtigen Blick aber gar nicht.
    Als wir alle drei auf der Fensterbank sitzen, erkennen wir es: Grey hatte recht. Das Chaos sieht ganz nach einem Einbrecher aus. Da jedoch die Haustür und die Fenster unversehrt sind, kombinieren wir, dass der Täter entweder einen Schlüssel hatte oder unser Dealer ihn selbst hereingelassen hat.
    »Hoffentlich lebt Mensch-Knut noch«, flüstert Jonathan.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit gibt uns Suzette ein Zeichen, zum Hauseingang zu kommen. Dort erwartet sie uns an der offenen Tür, deren Klinke sie von innen hinunterdrücken konnte.
    In den zwei halbdunklen Zimmern sind Schränke und Schubladen durchwühlt worden, Mensch-Knuts Sachen liegen auf dem Boden, und wahrscheinlich wurde das, was die Menschen wertvoll nennen, gestohlen. Von ihm selbst fehlt allerdings jede Spur.
    Unschlüssig wandern wir in dem Chaos hin und her, ich natürlich immer in der Nähe von Suzette, sodass sich hin und wieder unsere Gefieder streifen. Balthasar und Jonathan inspizieren die offenen Schubladen, und ich werde den Eindruck nicht los, dass sie etwas zu essen suchen. Wo ist Grey eigentlich abgeblieben?
    Ich finde ihn in der Küche. Auf der Arbeitsplatte steht ein Eimer, an dessen Rand er sich festgekrallt hat. Gerade eben so die Balance haltend, fixiert er den Inhalt.
    »Grey!«, protestiere ich, um ihn von seinem weiteren Vorhaben abzubringen.
    Unsere Jungmöwe schreckt hoch, schwankt wie ein Fahnenmast im Sturm und kippt dann, Schnabel voran, in den Eimer.
    »Verdammt, Grey!« Ich ziehe ihn schwungvoll an den Schwanzfedern heraus, sodass er auf seinem Hintern landet und einmal über die Küchenplatte schlittert, bis er mit einem satten Plong! im Spülbecken landet.
    »Ey hallo, was soll denn das?«, fährt mich Grey an. Der Crêpes-Teig trieft zäh von seinem Gefieder herab.
    »Das frage ich dich, du Grünschnabel! Von dem rohen Teig kriegst du doch nur Bauchweh und Dünnschiss.«
    »Bist du mein Vater, oder was? Dann nimm doch eine Pfanne und back einen Crêpe, du Oberlehrer! Für mich bitte mit Marmelade. Viel
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