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Mordsmäßig fit

Mordsmäßig fit

Titel: Mordsmäßig fit
Autoren: C. K. Cambray
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stand auf, drehte sich um. Ohne zurückzublicken, verließ sie das Büro. Sie hoffte, sie hatte den Eindruck hinterlassen, daß sie wütend war, aber sie wußte, sie hatte das Feld geräumt, weil sie, angesichts seiner Hartnäckigkeit, nachgegeben hätte.
    »Komm sofort zurück! « rief er.
    Sie flüchtete, versuchte, ihre Würde zu bewahren und nicht zu rennen. Trotzdem würde sie sich verstecken, bis Peters kochender Ehrgeiz nur noch köchelte. Sie ging in die dritte Etage. Zum Raum mit dem Schild: Massage. Nur mit Termin. Sie klopfte. Jeff Bently rief: »Herein.« Er saß in einer Yogastellung in der Mitte des Raums, verbogen wie eine Wurzel. Mit über 1,80 Meter mußte er eine Menge biegen und entbiegen. »Unterbreche ich etwas?« fragte Dawn lächelnd.
    »Den Fluß wiederherstellender, lebensnotwendiger Strömungen; den Anstieg sich ausgleichender Körpersäfte.«
    »Vielleicht sollte ich einen Regenmantel anziehen.«
    Jeff setzte sich jetzt in den Schneidersitz. Er hatte eine John-Lennon-Brille auf der Nase, und sein braunes Haar fiel ihm auf seine Schultern. Er war etwas über vierzig. »Das ist nicht nötig. Wir sprechen hier von ei nem internen Prozeß. Kein Schmutz, kein häßliches Saubermachen.« Er deutete mit einer Hand auf eine Matte. »Mach’s dir bequem. Halt’ dich an einem Strohhalm fest.«
    »Die Geschichte meines Lebens, Jeff.«
    »Das bezweifle ich.«
    Sie setzte sich. Warum sie gerade hierher gekommen war, wußte sie nicht genau. Um sich zu beschäftigen, sagte sie sich. Um Peters Ehrgeiz und Hectors Sehnsüchte zu vergessen.
    »Wie läuft’s denn so?« Sie machte eine weite Handbewegung. Der Raum war mit anatomischen Tabellen ausstaffiert, in der Hauptsache Skelette, Organe, Streßpunkte und der Fluß von Energien - alles nach chinesischen Prinzipien der Medizin. Die Tür zum kleineren Nebenraum war einen Spaltbreit offen. Auf dem Schild stand: Bitte warten. »Wird das hier ein Erfolg?«
    »Ich habe zwei Einstunden-Termine für heute morgen. Beide zum zweitenmal. Hast du meine Prospekte gesehen?« Sie nickte. »Habe ich selber entworfen. Ich mache ein bißchen Kunst nebenbei. Und jetzt, wo ich so einen zentralen Standort habe, werde ich ein paar Anzeigen in Zeitungen aufgeben, bei denen es nichts kostet.« Er lächelte. »Könnte ja sein, daß es klappt.«
    »Darüber bin ich froh. Das gibt dem Club eine zusätzliche Attraktion.«
    Er erhob sich. »Das mit Eloise tut mir leid. Willst du darüber reden, Dawn?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß es SHAPE schaden wird. Obwohl es eine schreckliche Tragödie ist.« Er sah sie prüfend an. »Ich glaube, du hast mehr zu sagen, als du rausläßt.«
    Von seinem Einfühlungsvermögen war sie total überrascht. Als sie antworten wollte, wurde sie durch einen Ruf über die Gegensprechanlage unterbrochen. Telefon war noch nicht installiert.
    »Muß gehen«, sagte sie. »Wir reden später weiter. Versprochen.«
    »Nur wenn du versprichst, dich mehr zu öffnen.«
    Auf dem Weg zur Sprechanlage im Nautilus-Bereich erkannte sie, daß ihr Ausflug ins Jeff-Land nicht so gut gelaufen war. Sie wußte nicht, was sie eigentlich von dem Mann erwartet hatte. Der Dienstag war mit Sicherheit kein guter Tag. Der Mittwoch erwies sich nur als wenig besser. Dann erfuhr sie gute Neuigkeiten. Der Anrufer war Officer Griffin, der sie über Eloises Tod ausgequetscht hatte. Er sagte, der Polizeiarzt habe die Leiche untersucht: Wasser in der Lunge, keine Beulen, Blutergüsse oder Prellungen. »Die Frau hatte zu viel Hitze und ist untergegangen. Niemand war da, um sie rauszuziehen.«
    »Sie hätte nicht alleine reingehen sollen. Das war ein Verstoß gegen die Regeln.«
    »Wie alle Dinge im Leben, die Spaß machen«, sagte Griffin. »Schönen Tag noch.«
    Wie schnell es drei Uhr war! Sie war sich nicht sicher, ob sie sich vor ihrem Rendezvous mit Hector fürchtete oder es sehnsüchtig erwartete. Sie stand in ihrem Parka in der Eingangshalle. Ihr Herz klopfte. Von Zeit zu Zeit wischte sie mit ihrem Ärmel die beschlagene Fensterscheibe, damit sie eine klarere Sicht auf den Parkplatz hatte. Punkt drei Uhr fuhr die Limousine vor, offensichtlich immun gegen die Elemente. Sie war weiß, elegant, sicher sogar für ein paar Eiszapfen, die von den Stoßstangen hingen. Die Fenster waren beschlagen. So konnte sie Hector erst sehen, als die Tür aufschwang. Sie schlüpfte hinein, neben ihn. »Meine Süße!« Er umarmte sie. Als sich sein Mund ihr näherte, dachte sie für
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