Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
Juicy Fruit.
    »Einen heißen Fudge Sundae«, wiederholte er geduldig. »Und stell ihn in die Mikrowelle, damit er auch wirklich heiß ist.«
    Sie warf kopfschüttelnd einen Blick auf ihre Uhr – es war fünf nach acht morgens, eine merkwürdige Zeit für einen heißen Fudge Sundae –, bevor sie aufstand und in den vorderen Teil der Kneipe trottete. Lyle Mack folgte ihr, schloss die Tür und wandte sich Joe zu.
    »Ihr Trottel«, blaffte er. »Hätte bloß noch gefehlt, dass ihr einen Bullen erschießt. Ihr Vollidioten.«
    »Das war der verdammte Mikey«, wehrte sich Joe Mack. »Ich glaube nicht, dass es viel nützt, wenn du uns zu Eddie’s schickst. Wie oft hast du die Geschichte gehört, wie Shooter den Nigger in Kalifornien umgebracht hat?«
    Lyle Mack winkte ab. »Und deswegen sollen sie auch nicht zu Eddie’s.«
    »Nein?«
    »Uns bleibt keine andere Wahl, Joe. Der alte Mann hat Mikey gekratzt. Das heißt, die Bullen haben DNS von ihm. Weißt du noch, wie Mikey diese Highschool-Göre in Edina gebumst hat? Da musste er ’ ne Speichelprobe abgeben. DNS. Die kommen in null Komma nichts auf ihn.«
    Joe Mack überlegte einige Sekunden lang stirnrunzelnd. »Wenn du meinst, dass wir sie töten müssen, vergiss es. Ich bringe niemanden um. Das kann ich nicht. Ich würd’s versieben.«
    Lyle Mack nickte. »Ich auch, Joe Mack. Wir müssen Cappy holen.«
    »O Mann.«
    »Geht nicht anders«, sagte Lyle Mack, lauschte in Richtung vorderer Teil der Kneipe und fügte hinzu: »Erzähl Honey Bee nichts davon. Sie mag die Jungs; es würde sie aus der Fassung bringen.«
    »Und was, wenn Cappy … Ich meine, Shooter und Mikey sind seine Kumpel.«
    »Ich glaube, Cappy hat keine Kumpel«, erwiderte Lyle Mack. »Nur sich selber.«
    Draußen im TransAm sagte Haines: »Hoffentlich hat Honey Bee ’ ne Satellitenschüssel.«
    »Wir müssen zuerst nach Hause«, erklärte Shooter.
    »Lyle hat gesagt …«
    »Lyle ist mir nicht geheuer«, sagte Chapman. »Ich hab gesehen, wie’s in seinem Gehirn rattert. Der macht sich Gedanken wegen uns.«
    »Wegen uns?« Haines blickte fragend drein.
    »Er fürchtet, wir könnten ihn verraten. Deswegen schickt er uns raus zum Haus von Honey Bee. Das ist so weit draußen, dass nicht mal ein Traktorvertreter uns finden würde. Warum? Vielleicht will er uns allein haben, uns um die Ecke bringen.«
    »Aber er hat gesagt, wir dürfen uns nicht blicken lassen«, jammerte Haines. »Wir sollen zu Eddie’s.«
    »Wir gehen kein Risiko ein. Fahren wir nach Hause und holen wir unsere Waffen. Wenn wir einen Monat zu Eddie’s wollen, sollten wir zumindest die Heizung runterdrehen und die Sachen aus dem Kühlschrank nehmen. Das dauert keine zwei Minuten.«
    Der metallic-gelbe TransAm geriet in der Kurve ins Schlittern. Im Sommer war das ein toller Wagen, aber mit dem geringen Reifenprofil taugte er nicht für winterliches Eis.
    Lucas zog sich fertig an und sah in den Spiegel: anthrazitgrauer Anzug, weißes Hemd, zu seinen Augen passende blaue Krawatte.
    »Mir ist gerade was eingefallen«, bemerkte Weather. »Als ich in die Parkgarage gefahren bin, ist mir ein Van entgegengekommen. Wir wären fast zusammengestoßen.«
    »Du warst nicht wieder zu schnell unterwegs, oder?« Natürlich war sie das, dachte Lucas. Zum Geburtstag hatte er ihr ein dreitägiges Renntraining in Las Vegas geschenkt, und das machte sich bemerkbar.
    »Der Mann auf dem Beifahrersitz sah aus wie ein Holzfäller«, fuhr Weather fort, ohne Lucas’ Frage zu beachten. »Hellbraune Segeltuchjacke. Lange blonde oder braune Haare bis zu den Schultern und Bart. Wie ein Biker. Große Nase. Es war ungefähr …« Sie rieb sich die Stirn. »… ungefähr die Zeit des Überfalls.« Sie hob den Blick. »Gott, was, wenn es diese Typen waren? Der Fahrer hatte Ähnlichkeit mit dem Beifahrer. So genau konnte ich ihn nicht erkennen, aber er hatte auch einen Bart …«
    Lucas setzte sich mit seinem Handy aufs Bett und wählte eine Nummer. Kurz darauf sagte er: »Ja, ich bin’s, aber ich kann nicht offen reden, weil meine Frau einen halben Meter von mir entfernt steht.«
    »Hallo, Marcy«, rief Weather. Marcy Sherrill, Spitzname Titsy, war Deputy Chief bei der Polizei von Minneapolis.
    »Könntest du mir sagen, wann genau der Überfall passiert ist?«, fragte Lucas.
    »Ich glaube, das ist kein Fall fürs SKA«, erwiderte Marcy.
    »Verrat es mir trotzdem. Dann verrate ich dir, warum ich’s wissen will.«
    Er lauschte kurz, bevor er sich Weather zuwandte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher