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Mordkommission

Titel: Mordkommission
Autoren: dtv
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derzeit fünf
     Mordkommissionen. Nach und nach gehen jedoch auch kleinere Polizeiverbände vermehrt dazu über, Mordkommissionen dauerhaft
     zu installieren.
    Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Leiter des Mordkommissariates als »Leiter der Mordkommission« bezeichnet, was aber
     nicht zutreffend ist. Als Kommissariatsleiter hat man mit der eigentlichen Sachbearbeitung, also der Aufklärung von Tötungsdelikten,
     so gut wie nichts zu tun. Dafür sind ausschließlich die einzelnen Mordkommissionen zuständig. Für die Inhalte und die Durchführung
     einer Ermittlung ist dabei in erster Linie der jeweilige Sachbearbeiter verantwortlich, der von seinem Kommissionsleiter für
     den Fall eingeteilt und rechtlich und fachlich unterstützt wird. Der Kommissariatsleiter hingegen ist vor allem mit Verwaltungsaufgaben
     betraut, von der Postverteilung über die Personalführung und -weiterbildung bis letztlich hin zur Materialbeschaffung. Natürlich |230| unterstützt der Kommissariatsleiter die einzelnen Kommissionen immer dann, wenn diese aus eigenen Kräften nicht mehr in der
     Lage sind, eine Ermittlung allein zu bewältigen − beispielsweise durch Zuordnung weiterer Beamter aus anderen Kommissionen
     oder durch Anforderung von Unterstützung aus anderen Polizeiverbänden. Der Kommissariatsleiter kann bei der Gründung einer
     Sonderkommission zumindest in der Anfangsphase deren Leitung übernehmen. Er vertritt die Belange der Dienststelle nach außen
     und informiert vorgesetzte Dienststellen und andere Behörden. Besonders gern vermeldet er natürlich die erfolgreiche Aufklärung
     schwieriger, aufsehenerregender Mordfälle, vor allem auch der Presse gegenüber. So entsteht in der Öffentlichkeit oftmals
     der Eindruck, dass ein Kommissariatsleiter einen Fall geklärt hat, auch dann, wenn er in keiner Weise damit befasst war. Andererseits
     schützt er dadurch die Beamten, die den Fall tatsächlich bearbeitet haben. Deren Namen bleiben so in der Öffentlichkeit unbekannt,
     was sie unter Umständen vor möglichen Racheaktionen bewahrt.
    Jede unserer fünf Kommissionen hat einen Leiter beziehungsweise eine Leiterin, deren offizieller Titel »Leiter/Leiterin der
     Mordkommission« lautet. Zudem arbeiten drei bis fünf Sachbearbeiter in jeder Kommission. Seit der Reform der Kriminalpolizei
     Ende der Neunzigerjahre werden überwiegend Beamte des gehobenen Dienstes als Sachbearbeiter bei der Kriminalpolizei eingesetzt,
     wodurch es leider vorkommt, dass auch unerfahrene Beamte zum Zug kommen, wenn es darum geht, freie Stellen nachzubesetzen.
    Die einzelnen Mordkommissionen in München versehen turnusmäßig und wochenweise Bereitschaftsdienst. Das bedeutet, dass der
     Kommissionsleiter oder sein Vertreter und zwei Sachbearbeiter von Montag ab Dienstbeginn um 7.15   Uhr bis zum darauf folgenden Montag, 7.15   Uhr, Mordbereitschaft haben. Während der Kommissionsleiter in der Regel zehn bis zwölf Mal pro Jahr Bereitschaft hat, werden
     die Sachbearbeiter, wenn die Personalstärke innerhalb der |231| Kommission dies erlaubt, nur bei jeder zweiten Bereitschaft der eigenen Kommission eingesetzt. Bei fünf Kommissionen wird
     die eigene Kommission demnach alle fünf Wochen zur Bereitschaft eingeteilt, was für den einzelnen Sachbearbeiter fünf bis
     sechs Bereitschaften pro Jahr bedeutet. Dank dieser Regelung ist es möglich, über das laufende Kalenderjahr hinaus Urlaub
     oder Freizeitausgleich zu planen. Denkbar ist allerdings, dass diese Reihung aufgrund besonderer Ermittlungsfälle aufgegeben
     werden muss, etwa dann, wenn eine ganze Kommission durch die Bildung einer Soko längere Zeit für die normale Bereitschaft
     nicht zur Verfügung steht. Dann wird der Turnus beispielsweise auf vier Wochen verkürzt.
    So viel in Kürze zur Struktur und zu den Abläufen in einer Mordkommission. Bleibt noch die Frage, wie man sich überhaupt dafür
     qualifiziert.
     
    »Du, wie wird man Mordkommission?«
     
    Diese Frage eines kleinen Jungen – in Anlehnung an eine Werbekampagne der Polizei »Du, wie wird man Polizei?« – ist gar nicht
     so leicht zu beantworten. Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um sich für die Arbeit bei der Mordkommission zu qualifizieren?
     Als ich das erste Mal mit dem Gedanken spielte, mich auf die Stelle eines Leiters der Mordkommission zu bewerben, ging mir
     diese Frage natürlich auch durch den Kopf. Spontan fiel mir dazu die Antwort eines Kriminalistiklehrers während meines Studiums
    
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