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Mord

Mord

Titel: Mord
Autoren: Hans-Ludwig Kröber
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westdeutsche politische Polizei an ihm interessiert und vernahm ihn mehrere Tage. Dann durfte er weiterziehen, nach Hamburg, entschied er.
    In Hamburg lernte er Evi kennen, die ein Jahr jünger war als er und aus Heidelberg, wo sie im Wienerwald arbeitete. Er fuhr erst mal wieder nach Berlin. Dann nach Wiesbaden, probierte aus, ob man davon leben konnte, wenn man das geklaute Geld in die Spielbank trug. Von Wiesbaden aus besuchte er Evi in Heidelberg, nicht zuletzt, wenn es ihn in der Hose drückte. Sie verschaffte ihm eine Stelle als Volontär im Wienerwald an der Heiliggeistkirche, da schlief er erst auch, später nahmen die beiden eine eigene kleine Wohnung am Markt.
    13  Tage nach Arbeitsbeginn unterschlug er 3079   DM , fuhr damit nach Frankfurt, mit dem Flugzeug ging’s weiter nach Berlin und von dort mit der Bahn nach Stockholm. Eine Woche später war er wieder in Heidelberg und stellte sich. Nach zehn Monaten und vorzeitiger Entlassung war er im April 1968 zurück bei Evi.
    Er stotterte das Geld ab und durfte wieder im Grill arbeiten. Der Chef war ein Filou, der ihn irgendwie mochte. Dann wurde er zum Wienerwald nach Mannheim geschickt, die Gaststätte im Jungbusch, das war ein bisschen wie am Stutti. Dort wurde er zum Sicherheitsbeauftragten des Restaurants ausgebildet; mit Sicherheit kannte er sich ja aus. Nebenher besserte er sein Gehalt mit Einbrüchen auf, fand auch einen neuen Hehler. Geburtstagsfeiern wurden traditionell im Puff in Frankfurt abgehalten.
     
    Dann kam Katanga. 1968 lief der Film
Katanga
in den Kinos, vielleicht war das der Auslöser. Die rohstoffreiche Provinz Katanga hatte sich 1960 unter Moïse Tshombé vom Kongo losgesagt, was in einen Krieg mündete, in dem auch deutsche Söldner kämpften. Schließlich sorgten UNO -Truppen 1963 für die Wiedereingliederung in die Demokratische Republik Kongo. Es kam aber auch danach immer wieder zu Kämpfen mit Rebellen. Wolkow erzählte, dass er sich 1968 auf ein Inserat hin als Campkoch in Katanga beworben hatte. Was er im Wienerwald gelernt hatte, sagte er sich, konnte im Urwald nicht falsch sein. Und er verdiente dort gut, 2000  Dollar im Monat.
    Geblieben ist er dann aber nur sechs Wochen, denn der Job war Stress pur: Er sei die ganze Zeit nur am Flüchten gewesen, die Soldaten hätten alles plattgemacht. Er sei 170  Kilometer marschiert, habe mächtig gelitten. Dann habe er auch noch eine starke Furunkulose bekommen, erzählte er, was ganz schlecht sei, wenn man unten im Kongo sei und laufen und laufen müsse. Er habe dort gesehen, wie dünn die Decke der Zivilisation sei. Man könne sich kaum vorstellen, wie da ganze Dörfer in Schutt und Asche gelegt worden sind, nur weil noch irgendwelche Rebellen darin vermutet wurden.
    Schließlich ist er mit dem Roten Kreuz nach Zürich ausgeflogen worden. Das ist eine seiner Fluchten gewesen, gottlob war sie zu Ende. Er kehrte nach Heidelberg zurück, zu Evi und dem Hähnchengrillen. Im Grunde genommen war Katanga bloß eine Episode, sagte er.
     
    In Heidelberg feierten derweil Angehörige der US Army den Sieg von Richard Nixon bei den Präsidentschaftswahlen, der im Januar als Nachfolger von Lyndon B. Johnson vereidigt wurde. Im Februar 1969 wurde Wolkow mit Evi Vater einer Tochter und arbeitete wieder im Wienerwald. Im Juli 1969 nahm er dort nach einer Zechtour 8037   DM aus einem Wandtresor, fuhr damit nach Frankfurt und weiter nach Hamburg, von wo er schließlich bei Evi anrief. Wie sollte man den Mann begreifen? Evi jedenfalls verstand ihn nicht, blieb aber bei ihm.
    Mit 7435   DM kehrte er zurück; erhielt Bewährungsstrafe. Bis Mai 1970 arbeitete er in der «Mainzer Brathendl-Station». Evi zog mit nach Mainz, aber die Beziehung wurde ihm langsam lästig, Sex hätte ihm eigentlich gereicht, und jetzt waren sie eine Familie. Also ging er allein nach München und schickte Evi und das Kind nach Berlin zu seiner Mutter, die zusah, dass sie die beiden rasch wieder loswurde. Daraufhin zog Evi zu ihrer eigenen Mutter nach Franken.
    Er selbst arbeitete in München als Kellner und Griller im Malteser, musste zwischendurch eben mal für drei Monate in Haft nach Stadelheim, weil er eine Geldstrafe aus Heidelberg nicht bezahlt hatte. Dann kehrte er im April 1971 nach Berlin zurück, für immer, was er da aber noch nicht wusste. Auf dem Weg nach Berlin besuchte er noch mal für eine Woche Evi und seine Tochter, dann war dieses Kapitel beendet, und im Mai standen bereits wieder neue Einbrüche und
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