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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde
Autoren: Aufbau
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Polizisten haben immer viel zu tun.
    Die Tasche wurde in den Safe eingeschlossen, und der Nachtportier trat seinen Dienst an. Mutter und Tochter überließen ihm den Empfang und machten sich auf den Weg zum Kutscherhäuschen hinter dem Hotel. Sie hatten das alte Gebäude buchstäblich auf den Kopf gestellt, um in den Genuss der schönen Aussicht auf die Stadt zu kommen. Das bedeutete, dass die Schlafzimmer im Erdgeschoss untergebracht waren und das riesige Wohnzimmer, die Küche und das Bad auf der Etage darüber. So boten sie einen wunderbaren Blick auf Mansardendächer und die grünen Hügel, die die Stadt umgaben.
    Nachdem Honey die durchgeweichten Turnschuhe und Socken von den Füßen gestreift hatte, gönnte sie sich eine heiße Dusche. Genau wie sie kam nun auch das alte Haus allmählich zur Ruhe und machte sich für die Nacht bereit, während immer noch das Wasser über das Dach strömte und gurgelnd durch die uralten Regenrohre rauschte.
    |27| Honey schloss die Augen und kuschelte sich in ihr Kopfkissen. Das tat so gut. Es war tröstlich. Warm. Und doch – sie konnte einfach nicht einschlafen.
    Verärgert rollte sie sich auf den Rücken und starrte zur Zimmerdecke hinauf. Was zum Teufel hielt sie denn wach?
    Sie seufzte. Ihre Gedanken liefen immer im Kreis.
    Warum hatte die alte Dame so plötzlich ins Green River umziehen wollen? War das Hotel, in dem sie wohnte, so schlecht? Es nutzte gar nichts, sich darüber eine schlaflose Nacht zu machen. Morgen früh würde die Lady wahrscheinlich aufkreuzen und ihr eine mehr oder weniger plausible Entschuldigung auftischen. Niemand verschwand einfach so.

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    |28| 5
    Sie fand keinen Schlaf, obwohl der Regen schon längst nicht mehr an ihr Schlafzimmerfenster prasselte. Sie schaute auf die Uhr. Halb zwei morgens. Sie versuchte, die Augen ganz fest zu schließen. Doch ihre Gedanken wirbelten weiter.
    Wie wäre es, wenn du all deine Schritte zurückverfolgtest?
    Das soll wohl ein Witz sein?
    Oder: wie wäre es, all deine Schritte zurückzuverfolgen und dann in den Zodiac Club zu gehen? Wie wäre es, wenn Doherty da auf einem Barhocker säße und auf dich wartete? Dann könntest du ihm von diesem seltsamen Abend erzählen.
    Honey schwang die Beine aus dem Bett und zog sich an. Jeans, Pullover und Slipper, das wäre dem Anlass angemessen. Die durchgeweichten Turnschuhe lagen schon im Mülleimer. Sie suchte ein neues Paar heraus, dazu Jeans und einen roten Angorapullover. Der Regenmantel war noch triefnass. Sie ließ ihn über dem Heizkörper hängen und hoffte, dass sie keinen brauchen würde.
    Nach dem Ende des Regens war das Leben in die Stadt zurückgekehrt. Na gut, es herrschte nicht gerade ausgelassene Partystimmung. Doch die Einwohner von Bath streckten wie nächtliche Lemminge vorsichtig die Nase vor die Tür und nahmen Witterung auf.
    Ein großes, glänzendes Motorrad bremste und fuhr eine Weile im Schritttempo neben ihr her. Sie schaute sich um. Eroberten jetzt Kawasaki und Yamaha die Stadt?
    Da tauchte unmittelbar hinter dem glänzenden Ungetüm ein Polizeiauto auf. Eine kurze Drehung des Gasgriffs, ein dumpfes Röhren, und das Motorrad war weg.
    Das Polizeiauto fuhr ebenfalls langsam. Die Beamten sahen sich die Schaufensterfronten genau an. Dann war auch der Streifenwagen vorbei.
    |29| Honey schaute ihm hinterher. An der Ampel flammten die Bremsleuchten grell auf, ehe das Auto in der Nacht verschwand. Honey war jetzt in der Nähe des Henrietta Parks. Ihr gruselte ein wenig vor den dunklen Schatten der Bäume, und sie blieb auf der anderen Straßenseite. Ein Duft nach frischem Laub lag in der Luft.
    Auf der anderen Straßenseite kamen zwei joggende Gestalten in Sicht. Die sind aber spät dran, überlegte Honey. Leute mit seltsamen Arbeitszeiten wahrscheinlich, zum Beispiel von sechs Uhr morgens bis zwei Uhr nachmittags oder von drei Uhr nachmittags bis elf Uhr nachts, denen fiel es nicht leicht, Zeit für Fitness einzuplanen.
    Da erkannte sie einen der Jogger. Doherty! Beim Joggen? Er war ihr nie wie ein Fitness-Fanatiker oder Sportenthusiast vorgekommen.
    Nun fiel ihr Augenmerk auf seine langbeinige Begleiterin. Das verstand er also unter Sport! Die junge Dame war blond, groß und athletisch gebaut. Sie hatte kantige Schultern und schier endlos lange Beine. Ihr Busen war fest und hüpfte kein bisschen. Entweder hatte man ihr einen Gipsverband angelegt, oder sie trug einen gusseisernen BH.
    Honeys Herz schlug ein paar Purzelbäume. Nein, eifersüchtig war
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