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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß
Autoren: Agatha Christie
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könnte.«
    »Also haben Geschäfte Sie hierher geführt?«
    »Teils, teils. Cora bat mich um Rat in einigen Dingen, darunter auch wegen des Hauses, das sie sich hier kaufen will.«
    Und da erfuhr ich von Coras Aufenthalt in unserer Nähe. Wieder sagte ich: »Das wussten wir gar nicht. Wohnte sie im Hotel?«
    »Nein, bei Freunden.«
    »Dass sie auch in diesem Teil der Welt Freunde hat, ist mir neu.«
    »Doch, eine Freundin namens Hard… Moment …Hardcastle.«
    »Claudia Hardcastle?«, fragte ich überrascht.
    »Ja. Sie waren eng befreundet. Cora kannte sie aus ihrer Zeit in den Staaten. Wussten Sie das nicht?«
    »Ich weiß ja so wenig über die Familie.« Und zu Greta gewandt: »Wussten Sie, dass Cora mit Claudia Hardcastle bekannt war?«
    »Ich kann mich eigentlich nicht daran erinnern, dass ich sie je von ihr erzählen hörte«, meinte Greta. »Also deshalb ist Claudia damals nicht aufgetaucht.«
    »Richtig«, fiel ich ein, »sie wollte ja mit Ihnen nach London zum Einkaufen fahren. Ihr wolltet euch am Bahnhof von Market Chadwell treffen…«
    »Ja, und sie kam nicht. Unmittelbar nach meinem Weggang rief sie hier an und entschuldigte sich. Irgendein Besuch aus Amerika sei überraschend eingetroffen, und sie könne deshalb nicht weg.«
    »Ich frage mich«, überlegte ich, »ob dieser Besuch aus Amerika am Ende Cora gewesen sein könnte.«
    »Scheint so«, meinte Reuben Pardoe und schüttelte den Kopf. »Es ist alles so undurchsichtig. Wie ich höre, wurde der Inquest noch vertagt?«
    »Ja«, sagte ich.
    Er trank aus und erhob sich.
    »Ich will nicht länger stören. Falls Sie mich brauchen sollten – ich wohne im Majestic in Market Chadwell.«
    Ich bedankte mich und meinte aber, es gebe wohl nicht mehr viel zu erledigen. Als er zur Tür hinaus war, fragte Greta: »Was der wohl hier wollte? Warum ist er gekommen?« Und mit Verve fügte sie hinzu: »Sie sollen sich doch alle zum Teufel scheren! Da gehören sie hin!«
    »Ob der Mann, den ich im George gesehen habe, wohl wirklich Stanford Lloyd war?«, überlegte ich. »Schließlich hab ich ihn nur ganz flüchtig gesehen.«
    »Aber er war doch mit Claudia zusammen, also war er’s bestimmt. Vielleicht kam er Claudia besuchen, und Reuben besuchte Cora – was für ein Durcheinander!«
    »Gefällt mir gar nicht, dass die alle an dem Tag hier herumlungerten«, meinte ich.
    Aber Greta beruhigte mich, solche Zufälle kämen vor; wie immer betrachtete sie alles vernünftig und gelassen.

22
     
    I n Gipsy’s Acre gab es für mich nichts mehr zu tun. Ich ließ das Haus in Gretas Obhut und nahm ein Schiff nach New York, um dort nach dem Rechten zu sehen und an den Trauerfeierlichkeiten für Ellie teilzunehmen.
    Greta warnte mich vor dem »Dschungel« dort drüben, wie sie es nannte. Sie riet mir, gut auf mich aufzupassen und mir nicht das Fell über die Ohren ziehen zu lassen.
    Und wieder hatte sie recht gehabt: Es war der reinste Dschungel. Das spürte ich sofort, als ich eintraf. In dieser Art Dschungel kannte ich mich nicht aus, ich war in fremdem Revier und wusste das nur zu gut. Das hier ging über meinen Horizont, ich fühlte mich von allen Seiten umstellt wie das Wild von der Meute. Manchmal bildete ich mir das nur ein, manchmal war mein Misstrauen aber auch gerechtfertigt. Zum Beispiel erinnere ich mich an meinen Besuch bei dem Anwalt, den Lippincott mir empfohlen hatte, einem äußerst weltgewandten Mann, der mich behandelte wie ein Arzt seinen Patienten. Man hatte mir geraten, eine Reihe von Minenanteilen abzustoßen, bei denen die Besitzverhältnisse nicht ganz geklärt waren.
    Der Anwalt wollte wissen, wer mir dazu geraten hatte, und ich sagte, das sei Stanford Lloyd gewesen.
    »Na ja, dann wollen wir es uns gut überlegen«, meinte er. »Ein Mann wie Mr Lloyd muss es schließlich wissen.«
    Aber später erklärte er mir: »Mit Ihren Besitzanteilen an den Minen ist alles in Ordnung, und es wäre auf keinen Fall angebracht, sie überstürzt zu verkaufen, wie Mr Lloyd Ihnen anscheinend geraten hat. Nein, geben Sie die nur nicht aus der Hand.«
    Da hatte ich wieder das Gefühl, dass es stimmte, sie hatten es alle auf mein Fell abgesehen. Schließlich wussten sie, dass ich in Finanzdingen völlig unbeschlagen war.
    Das Begräbnis war pompös und in meinen Augen einfach fürchterlich. Ein Meer von Blumen auf dem Friedhof, der wie ein öffentlicher Park wirkte und all die marmornen Attribute gut betuchter Trauer aufwies. Ich wusste genau, Ellie wäre entsetzt
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