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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)
Autoren: Brigitte Kanitz
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haben ja Humor, werteste Kollegin«, sagte Fritz Westermann.
    »Hören Sie gefälligst mit der Rumschleimerei auf«, fuhr Hanna ihn an, und zum ersten von vielen Tausend Malen dachte sie: Westermann, dich bring ich um.
    »Kinder, nun gebt euch brav die Hände und kommt rein«, meldete sich Luise vom Fenster her. »Der Hase wird sonst trocken. Die jungen Kartoffeln sind auch schon ganz matschig.«
    »Ich tu immer, was Luise sagt«, meinte Westermann, schon wieder mit diesem unerträglichen Grinsen auf dem Gesicht, und streckte die Hand aus.
    Hanna ging an ihm vorbei ins Haus. Etwas hielt sie davon ab, ihm die Hand zu geben.
    Etwas, das sie nicht verstand.

3
    Pünktlich um acht Uhr betrat Hanna am nächsten Morgen die Polizeiwache von Hasellöhne. Hämmernde Schmerzen in ihrem Kopf erinnerten sie an einen ihrer ersten Einsätze vor mehr als zehn Jahren in Altona. Bei der Stürmung eines besetzten Hauses war ihr ein Ziegelstein gegen den Kopf geflogen. Trotz Schutzhelm war sie zu Boden gegangen und hatte danach tagelang heftiges Kopfweh gehabt.
    Als sie vor einer Stunde aus dem Bett gesprungen war, wäre sie auch fast wieder zu Boden gegangen. »Luise«, hatte sie geflüstert. »Für deinen Wacholderschnaps brauchst du einen Waffenschein.«
    Erst nach einer ausgiebigen Dusche hatte sie sich wieder einigermaßen lebendig gefühlt. Nur das Kopfweh blieb und ließ sich auch mit zwei Aspirin nicht vertreiben. Immerhin stellte sie noch fest, dass sie es bei Luise gut getroffen hatte. Gestern Abend war sie dazu nicht mehr in der Lage gewesen. Die kleine Wohnung unter dem Dach war spärlich, aber geschmackvoll eingerichtet. Keine Spur von Eiche rustikal und röhrenden Hirschen, die Hanna so halbwegs erwartet hatte. Helle, moderne Kiefernmöbel ließen die Räume größer erscheinen, als sie waren. Hier und da gab es ein paar Farbtupfer dank hellblau schimmernder Lampenschirme und lachsfarbener Vorhänge. An den Wänden hingen Drucke von Fotos aus dem modernen Berlin. Und es blieb Platz für ein paar eigene Möbel. Hätte auch nach Kreuzberg gepasst, eine solche Woh nung.
    Hanna fühlte sich wohl – trotz Kopfschmerzen.
    »Moin, Frau Kommissarin!«, dröhnte ihr Westermann ins Ohr, kaum dass sie die Tür zur Wache geöffnet hatte. Er stand hinter einem schmalen Tresen und grinste ihr entgegen.
    In Hannas Stirn hallte ein schmerzhaftes Echo wider.
    »Müssen Sie so brüllen?«
    »Bitte um Vergebung!«, schrie Westermann.
    Sie sah, wie er sich diebisch freute, als sie sich die Fingerspitzen an die Schläfen legte.
    »Muss man abkönnen, den Schnaps von Luise, ne? Keiner weiß, wie viele Prozente der hat, die Schätzungen gehen von sechzig bis neunzig. Der Hase war übrigens auch reichlich damit getränkt. Und so’n scharfes Zeug verdampft beim Kochen nicht.«
    Vier Sätze in der Lautstärke eines Stadionsprechers.
    Hanna atmete tief durch, ließ die Hände sinken und sah Westermann in die Augen. »Lassen Sie das dumme Geschrei. Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass mich ein kleiner Kater vom Dienst abhalten kann.«
    »Nee?«
    »Nein. Wie alt sind Sie eigentlich? Zwanzig, einundzwanzig?«
    Westermann wirkte beleidigt. »Achtundzwanzig.«
    Nur vier Jahre jünger als sie selbst.
    »Ziemlich kindisch für Ihr Alter.«
    In seinen Augen blitzte etwas auf, und Hanna ahnte, dass die Fronten nun endgültig verhärtet waren.
    Pech. Diplomatie war nicht ihre Stärke. Sie schob die Hände in die Hosentaschen und schwieg den Mann so lange an, bis er den Blick senkte. So was konnte sie gut. Schweigen, starren, warten. Dabei ignorierte sie ihren Herzschlag, der sich plötzlich beschleunigte. Musste eine Nachwirkung der gestrigen Wacholdersause sein. Sie versuchte, sich an besondere Vorkommnisse beim Abend essen mit Luise und Westermann zu erinnern. Es ge lang ihr nicht. Schien es nicht gegeben zu haben. Offenbar hatten sie ganz friedlich zusammengesessen, vielleicht mit dem Wissen, dass sie und Westermann unter anderen Umständen gute Freunde hätten werden können. Gute Freunde?
    Ihr Herzschlag legte noch einmal an Tempo zu. Hanna widerstand der Versuchung, ratlos die Stirn zu runzeln. Hätte wehtun können.
    Sie beschloss, dass sie Westermann lange genug niedergestarrt hatte.
    »Wo ist mein Büro?«
    Er zeigte hinter sich auf eine schmale Tür.
    Hanna würdigte ihn keines Blickes mehr, öffnete die Tür, trat ein – und kam nicht weit. Das Büro war ungefähr so groß wie die Abstellkammer einer Hobbithöhle im Auenland. Der
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