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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman
Autoren: Granger Ann
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Kniekissen. Die Kirche hat hübsche bunte Glasfenster und wird sich auf den Hochzeitsfotos bestimmt gut machen. Zu Mikes Familie habe ich den Kontakt völlig verloren. Ich hätte ihn wohl aufrechterhalten sollen, nehme ich an, um Saras willen, aber so, wie die Dinge endeten, habe ich es nicht getan. BITTE KOMM AUF JEDEN FALL!
    »So, wie die Dinge endeten«, wiederholte Meredith. Den Brief in der Hand, blieb sie ein paar Minuten in einer still gewordenen Welt sitzen. Eine Schmeißfliege, die gegen die Fensterscheibe stieß, holte sie in die Gegenwart zurück. Die Fliege lag auf dem Rücken und surrte völlig sinnlos mit den Flügeln. Meredith stand auf, schaufelte sie auf Eves Brief und beförderte sie aus dem Fenster. Ein Schwall warmer Spätnachmittagsluft wehte herein und brachte das Geräusch der Straßenbahnen mit, die einen Block entfernt vorüberklirrten. Plötzlich überkam sie eine überwältigende Sehnsucht nach England und nach einem Heim, das sie nicht auf dem Rücken mit sich trug wie eine Schnecke: die unbestimmte, verlockende Ahnung einer Welt mit Doppeldeckerbussen, Chintzbezügen, Sommerregen, der gegen Fensterscheiben prasselte, und getoasteten Teekuchen.
    Warum sollte sie die Einladung nicht annehmen? Ihr stand noch jede Menge Urlaub zu, und sie brauchte eine Ruhepause. Es wäre schön, mit dabeizusein, wenn Mikes Tochter heiratete. Mike hätte es auch gefallen. Allerdings – wie würde es möglich sein für sie, in der Kirche zu stehen und nicht an jenen anderen Gottesdienst zu denken, an die Fragen und Antworten? Wie sollte sie dann nicht an Mike denken? Denn sie tat es noch immer, öfter, als gut für sie war, und ganz gewiß auch öfter, als es Sinn hatte. Sie schob die Einladung in das Couvert zurück. Die Entscheidung konnte warten. Nicht sehr lange zwar, denn der Hochzeitstermin war nicht mehr allzu weit entfernt, aber gewiß noch eine Woche, bis sie ihre Antwort dem nächsten für England bestimmten Postsack anvertrauen konnte. Es war ein langer Tag gewesen heute, sie fühlte sich unbehaglich und staubig, und ihre eigene Unentschlossenheit lastete zusammen mit einer Vielfalt anderer unbewältigter Gefühle auf ihr. Sie ging ins Bad und drehte die Hähne auf, um alles gründlich von sich abzuwaschen.
    »Ich mag keine Hochzeiten«, sagte Alan Markby energisch. Er spähte zu einem Hängekorb hinauf. »Die Hitze schadet diesem Ding. Ich nehme es lieber weg.«
    »Bißchen spät«, sagte sein Schwager Paul und wendete die Steaks auf dem Grill. »Ich fürchte, die Lobelie ist inzwischen gut geräuchert. Bleibt weg von hier, Kinder.«
    Markbys Schwester Laura stand aus einem Liegestuhl auf, dehnte und streckte sich und dirigierte ihre Brut in eine Ecke, wo sie sich mit Coladosen niederließ und zudem, wie Markby resigniert feststellte, mit scheußlichen roten Eislutschern, die schneller zu tropfen begannen, als die kleinen Münder sie verspeisen konnten, und die Steinplatten seines Patios mit häßlichen scharlachroten Flecken sprenkelten. Er fragte sich, warum er sie eigentlich eingeladen hatte, damit sie ihm nun seinen Sonntagnachmittag verdarben. Schlechtes Gewissen, dachte er.
    Laura, hinter einer riesengroßen Sonnenbrille versteckt, wandte ihr Gesicht der Sonne zu. Sie hatte einen hellen Teint, und ihr blondes Haar verwandelte sich, je weiter der englische Sommer fortschritt, in skandinavisches Weißblond. Sie war mittlerweile gut gebräunt und stellte lange, wohl geformte Beine zur Schau. Markby dachte in einem Anflug von Humor: Ich habe noch nie jemanden gesehen, der weniger nach einer erfolgreichen Anwältin aus einer hochangesehenen, alteingesessenen Anwaltskanzlei ausgesehen hätte.
    »Es ist soweit!« verkündete Paul. »Steaks für uns, Hamburger für die Kinder, Würstchen für alle, die welche haben wollen.«
    Während sie aßen, kamen sie wieder auf die Hochzeitseinladung zu sprechen, die in Markbys Küche mit Reißzwecken an die Tür der Speisekammer geheftet war.
    »Es ist doch schmeichelhaft, wenn man gebeten wird, den Brautführer zu machen«, bot Laura ihre ganze Überredungskunst auf. »Besonders wenn es sich bei der Brautmutter um die berühmte Eve Owens handelt.«
    »Es ist nur schmeichelhaft, wenn man ein alter Freund der Familie ist. Ich kannte Robert Freeman eher flüchtig. Ich habe mit ihm Golf gespielt und einige Male ein Glas mit ihm getrunken. Aber er war gar nicht Saras Vater, nur Stiefvater Nummer zwei, und er ist vor anderthalb Jahren gestorben. Sara selbst habe
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