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Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Titel: Mord im Herbst: Roman (German Edition)
Autoren: Henning Mankell
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hätte er eine Dreieinigkeit geschaffen, die auf die eine oder andere Weise in jedem Stück Literatur enthalten ist, heute wie damals, und vermutlich auch in Zukunft.
     
    Ich habe den Roman ohne jeden Gedanken daran geschrieben, dass es mehrere Wallander-Bücher werden könnten. Aber nachdem der Roman herausgekommen war und zudem einen Preis bekommen hatte, begriff ich, dass ich möglicherweise ein Instrument gefunden hatte, auf dem sich weiter spielen ließe. Es kam zu einem weiteren Buch, Hunde von Riga , das davon erzählt, was nach dem Fall der Berliner Mauer in Europa geschah. Ich flog nach Riga und dachte danach immer wieder, ich müsste eigentlich auch ein Buch über diese Wochen schreiben, die ich in Lettland verbracht hatte. Es war eine merkwürdige Zeit. Die Spannungen zwischen Russen und Letten waren noch nicht explodiert. Aber als ich mit einem lettischen Polizisten sprechen wollte, musste dies heimlich in einer spärlich beleuchteten Kneipe geschehen. Viel von der Atmosphäre bekam ich zwangsläufig mit, weil es so schwierig war, sich in einem Land zu bewegen, in dem diese politischen Spannungen schwelten.
     
    Doch auch nach dem zweiten Buch war ich noch nicht davon überzeugt, dass es eine Fortsetzung der Serie über Kurt Wallander geben würde. Aber am 9. Januar 1993 setzte ich mich in meiner kleinen Wohnung in Maputo hin, um mein drittes Buch zu schreiben. Es sollte Die weiße Löwin heißen und von der Situation in Südafrika handeln. Nelson Mandela war einige Jahre zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden. Doch noch immer herrschte große Angst davor, dass ein Bürgerkrieg ausbrechen könnte, der das Land ins Chaos stürzen würde. Man brauchte nicht lange nachzudenken, um zu dem Schluss zu kommen, dass die Ermordung Mandelas das Schlimmste wäre, was jetzt hätte passieren können. Dann wäre ein Blutbad durch nichts mehr zu verhindern gewesen.
     
    Kurz bevor ich mich daransetzte, das Buch zu schreiben, wurde ich sehr krank. Ich hatte mich schon länger kränkelnd durch Maputo geschleppt, müde, bleich und schlaflos. Hatte ich vielleicht Malaria? Aber bei den Tests wurden keine Parasiten in meinem Blut gefunden. Da traf ich eines Tages einen Freund, der mich ansah und sagte: »Du bist ja ganz gelb im Gesicht!«
     
    Ich erinnere mich nicht, wie ich ins Krankenhaus in Johannesburg gekommen bin. Dort wurde eine aggressive Gelbsucht festgestellt, die ich allzu lang verschleppt hatte.
    Ich lag im Krankenhaus und dachte mir nachts die Geschichte aus. Als ich gesund war und nach Maputo zurückfahren konnte, hatte ich sie so weit fertig. Wenn ich mich richtig erinnere, schrieb ich die letzte Seite zuerst. Dort wollte ich hin!
     
    Am 10. April desselben Jahres, als ich das Manuskript bereits an meinen Verleger geschickt hatte, bestätigte sich auf schreckliche Weise, dass ich richtiggelegen hatte. Ein fanatischer Apartheidsanhänger erschoss am Karfreitag Chris Hani, den Sprecher der kommunistischen Partei Südafrikas und zweiten Mann des African National Congress. Ein Bürgerkrieg brach dank Nelson Mandelas kluger Politik nicht aus. Aber ich frage mich noch heute, was geschehen wäre, wenn nicht Chris Hani, sondern Mandela das Opfer gewesen wäre.
     
    Über die Wallander-Romane wird manchmal gesagt, dass sie Ereignissen vorgegriffen haben, die später tatsächlich eingetreten sind. Ich glaube, das stimmt. Ich bin fest davon überzeugt, dass es nicht unmöglich ist, in gewisser Weise die Zukunft zu erahnen. Dass wir es in Schweden und Westeuropa mit einer neuen Form der Kriminalität zu tun bekommen würden, wenn die Sowjetunion zusammenbrach und die Ostblockstaaten geöffnet würden, schien mir selbstverständlich. Und so kam es auch. Dem Roman Der Mann, der lächelte liegt der schlimmste Raub zugrunde, den man begehen oder der an einem begangen werden kann, und das heißt eben nicht, dass jemandem sein Besitz gestohlen wird. Hier wird ein Teil eines Menschen gestohlen, ein Organ, das dann zu Transplantationszwecken weiterverkauft wird. Als ich anfing dieses Buch zu schreiben, wusste ich, dass ein solcher Handel zunehmen würde. Heutzutage ist es eine gut laufende Industrie, die stetig wächst.
     
    Natürlich habe ich mich gefragt, warum Wallander in so vielen verschiedenen Ländern und Kulturen so beliebt geworden ist. Was führte eigentlich dazu, dass er zum Freund so vieler Menschen wurde? Eine eindeutige Antwort gibt es wohl nicht. Aber vielleicht gibt es Teilerklärungen. Hier eine, die mir am
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