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Mord Im Garten Eden

Titel: Mord Im Garten Eden
Autoren: Faye Kellerman
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nichts anders war als sonst. Sie durchquerte das Esszimmer, stellte die Kekse auf den Tisch und ging in die Küche. Vielleicht war Cecily plötzlich irgendwohin gerufen worden. Rina wusste, dass die alte Frau zwei erwachsene Töchter und mehrere Enkel hatte. Cecily hatte sie beiläufig erwähnt, nicht gerade eingehend, aber auch nicht so, dass man auf ein gespanntes Verhältnis hätte schließen können.
    »Cecily?« Rina durchquerte Küche und Waschküche und ging dann durch die Hintertür in den Garten. »Cecily, bist du zu Hause?«
    Es war Mitte Mai, und der Garten stand in voller Blüte, ein Rausch von Farben, durchdrungen von schweren Düften. Cecily hatte ihr Grundstück mehrmals unterteilt und auf diese Weise Ökosysteme und Mikroklimata geschaffen, die nahtlos mit Wegen und Pfaden verbunden waren. Sie hatte ihren Rosengarten, ihren Garten mit den Blumenzwiebeln und den mit den Schnittblumen so platziert, dass es Sonne im Überfluss und stellenweise Schatten gab. In einer hinteren Ecke hatte sie den Zen-Garten angelegt, mit einem Pavillon und einem kleinen Fischteich, den sie kaum sichtbar mit einem Netz überdeckt hatte, um Raubtiere - streunende Katzen, Eichhörnchen, Waschbären und Reiher - fernzuhalten. In der anderen Ecke stand ein Gewächshaus. Der restliche Platz gehörte einem Obstgarten mit riesigen Avocadobäumen, die ihrerseits aromatischen Zitrusbäumen Schatten spendeten. In der Mitte des Gartens stand der seltene chinesische, heilige Baum. Ein Jahr zuvor hatten Cecily und ihr Gärtner eine Bank um seinen Stamm herumgebaut. Es war einer ihrer Lieblingsplätze, wenn sie lesen oder sich ausruhen wollte.
    Und dort fand Rina die Leiche.
    Sie schnappte nach Luft, rannte hin und tastete nach einem Puls - nach irgendeinem Lebenszeichen -, aber sie wusste, dass es hoffnungslos war. Es gab keinen Herzschlag und keine Atmung. Die Pupillen waren geweitet und leblos, die leeren Augen starrten unverwandt in die Sonne. Trotzdem wählte Rina die Notrufnummer. Dann rief sie ihren Ehemann an.
     
    Die Leichenbeschauerin hieß Gloria, war Mitte dreißig und erst kürzlich zu diesem Beruf gekommen. Sie trug dunkle OP-Klamotten mit dem grellgelben Schriftzug CORONER’S INVESTIGATOR, erhob sich aus ihrer knienden Stellung und streifte sich die Latexhandschuhe von den Fingern. Sie schaute Rina an. »Wissen Sie, ob sie irgendwelche gesundheitlichen Probleme hatte?«
    Rina schüttelte den Kopf.
    Decker fragte: »Irgendwas Wesentliches gefunden, mal abgesehen von der Prellung an der linken Schläfe?«
    »Fehlanzeige. Und die Prellung hat sie sich wahrscheinlich beim Fallen zugezogen, als sie mit dem Kopf auf der Erde aufschlug. Nichts, was auf äußerliche, stumpfe Einwirkung schließen ließe. Sie war eine alte Frau. Bestimmt hatte sie einen Hausarzt.«
    »Henry Goldberg«, sagte Decker. »Er ist Kardiologe. Eine von Cecilys Töchtern hat mir den Namen gegeben. Er ist auf dem Weg hierher.«
    »Super«, sagte Gloria. »Ich glaube, ich bin hier fertig. Sie können die Leiche jetzt haben, wenn Sie wollen, aber ich denke doch, dass sie eines natürlichen Todes gestorben ist. Wenn Dr. Goldberg den Todesschein so unterschreiben will, spricht aus meiner Sicht auch nichts dagegen. Dann können die Angehörigen sich mit dem Beerdigungsinstitut in Verbindung setzen und die Leiche abholen lassen. Wenn nicht, lassen Sie sie in die Pathologie bringen, dann wird einer unserer Ärzte sie freigeben.«
    »Keine Autopsie?«, fragte Rina.
    »Nein, außer ihr Hausarzt oder ihre Kinder verlangen eine.«
    »Danke«, sagte Decker.
    »Keine Ursache, Lieutenant.«
    Nachdem Gloria fort war, drehte Decker sich zu seiner Frau um. »Was wolltest du mir noch unbedingt sagen?«
    Rina knabberte an ihrem Daumennagel. »Wahrscheinlich ist das dumm von mir.«
    »Wahrscheinlich nicht. Was beschäftigt dich?«
    »Cecily sperrt normalerweise die Gartentür auf, wenn sie weiß, dass ich komme. Ich sage ihr zwar immer, dass sie das nicht tun soll, aber sie tut es trotzdem. Diesmal war die Gartentür zugesperrt... aber die Haustür war unverschlossen . Das kommt mir komisch vor.«
    Decker musste ihr recht geben: »Was weißt du von ihrer Familie?«
    Rina schüttelte den Kopf: »Zwei Töchter. Die ältere ist verheiratet und hat Kinder.«
    »Edwina Lettiger.«
    »Ja, Edwina, das ist die eine. Ich kannte ihren Familiennamen nicht. Cecily hat gelegentlich von ihr gesprochen, meistens in Zusammenhang mit ihren Enkeln. Die jüngere Tochter heißt Meredith.
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