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Mord Im Garten Eden

Titel: Mord Im Garten Eden
Autoren: Faye Kellerman
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Stecker der Brotmaschine aus der Steckdose und säuberte sie von den Krümeln und Körnern vom Vortag. Dann steckte ich den Stecker wieder in die Dose. Nachdem alles erledigt war, wartete ich, bis die Käufer aus den Startlöchern kamen.
    Unsere erste Kundin kam ein paar Minuten nach neun, kurz nachdem wir aufgesperrt hatten. Sie war vierzig plus - Jüdin, wie viele unserer Kunden -, die meine Backwaren genau in Augenschein nahm. Ich sah, wie sie meinen hübschen Obstkuchen beäugte. Die fast schon künstlich roten Kirschen, die dottergelbe Zitronenfüllung, die Blaubeeren und die Äpfel.
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ich nehme den«, verkündete sie.
    Mein Vater schaute mir über die Schulter, als ich den Kuchen von der Platte hob, in eine pinkfarbene Tortenschachtel setzte und mit Bäckergarn verschnürte.
    »Bingo, diese Kugel ist versenkt!«, flüsterte er mir zu.
    Den Ausdruck hatte ich bis dahin noch nie von ihm gehört. Und auch danach nicht mehr. Aber ich vergaß ihn nie.
    Ich beschloss, in meinen Sommerferien ganztags in der Bäckerei zu arbeiten. Es war eine ziemliche Schufterei. Ich war die meiste Zeit auf den Beinen und arbeitete Vier- bis Achtstundenschichten. Um Mitte Juli herum hatte ich so etwas wie eine Erleuchtung. Das hier wollte ich bestimmt nicht mein ganzes Leben lang machen, mich mit miesepetrigen Kunden herumschlagen, mit unzuverlässigen Verkäufern, mit den Macken mechanischer Apparaturen und mit Senkfüßen. Ich traf die Entscheidung, eine weiterführende Ausbildung zu beginnen. Obwohl ich damals die Schriftstellerei noch nicht ins Auge gefasst hatte - ich war nie so verwegen gewesen, davon zu träumen, ein Buch zu veröffentlichen -, standen mir viele Möglichkeiten offen. Ich konnte alles werden, was ich wollte. Aber vor allem wollte ich eine interessante Arbeit, und zwar im Sitzen .
    Eines Morgens, kurz nachdem wir das Geschäft geöffnet hatten, ging ich auf die Toilette und erschrak fürchterlich. Dann dämmerte es mir, dass ich zum ersten Mal meine Menstruation bekommen hatte. Peinlich berührt, wusste ich nicht, was ich machen sollte. Heimlich schlich ich mich davon und rief von einer Telefonzelle aus meine Mutter an. Sie kam sofort und holte mich ab. Zu jener Zeit gab es noch keine modernen Slipeinlagen. Wir Mädels wurden in die umständliche Welt von Monatsbinden eingeführt. Nachdem dieses Problem gelöst war, brachte Mama mich wieder zur Arbeit.
    Sie musste etwas zu Dad gesagt haben. Mit verdattertem Gesicht kam er auf mich zu.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er mit der Besorgnis jener Männer, die mit Frauengeschichten nichts zu tun haben wollen.
    »Alles bestens, Dad.«
    »Sicher?«
    »Sicher.«
    »Ich glaube, du hast eine Kundin.«
    »Ist gut, dann geh ich mal rüber.«
    Nach diesem Vorfall wurden Frauengeschichten nie wieder angesprochen. Wir waren einfach nur zwei Leute, die sich ehrliches Geld verdienen wollten.

Verlagsgruppe Random House
    Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier Munken Print liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.
     
     
    1. Auflage
    Deutsche Erstveröffentlichung Juli 2008
    Copyright © 2006 by Faye Kellerman
    Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 by btb Verlag
    in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
    Umschlagmotiv: akg-images, unter Verwendung des Gemäldes
    »Kain erschlägt Abel« von Tizian
    UB · Herstellung: BB
    eISBN : 978-3-641-01738-5
     
    www.btb-verlag.de
    www.randomhouse.de
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