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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman
Autoren: Röschen-Verlag
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schleifte er mich in diesen Keller. Und da fand ich das verlorene Stück.“
    Von Lichtenhagen griff nach dem Glas Wasser und nahm einen Schluck.
    „Sie meinen Maries Kopf.“
    „Genau. Er stand auf einem leicht erhöhten Tisch. Links und rechts von ihm stand je eine Vase mit weißen Lilien drin. Obwohl es im Nachhinein eine gruselige Vorstellung ist, einem toten abgeschnittenen Kopf gegenüber zu stehen, so strahlte er eine gewisse Schönheit aus. Trotzdem war es natürlich ein Schock. Wusste Michael, dass ich Marie den Kopf abgetrennt hatte? Ich fragte ihn, wo er den Kopf her habe und warum der hier steht. Michael sah mich mit einem verklärten Gesichtsausdruck an und erzählte, er habe ihn zufällig in einem Heuschober gefunden. Dort habe er auf dem Boden gelegen. Er wisse nicht, wo er hergekommen sei und wo sich der Rest des Körpers befinden würde. Aber das sei ihm auch egal, denn er habe jetzt den Kopf und Marie sei nun für immer bei ihm. Er gestand mir, dass er sie schon seit einiger Zeit liebte, sie aber seine Zuneigung nicht erwidert hätte. Jetzt könne sie aber nicht mehr fortlaufen. Jetzt könne er ihr beweisen, dass er immer für sie da sei. Bewundernd stand er vor dem Kopf und himmelte Marie an. Es war eine gruselige Situation.“
    „Das kann ich mir vorstellen.“ Bohlan konnte vor Fassungslosigkeit keinen sinnvollen Satz sagen.
    „Ich versuchte zunächst, meine Gedanken zu sortieren. Es gab mehrere Dinge abzuwägen. Sollte ich ihm raten, den Kopf zur Polizei zu bringen? Natürlich würde Pergande dann als Hauptverdächtiger gelten und ich wäre einstweilen aus dem Schneider gewesen. Andererseits würde es zu Ermittlungen kommen und möglicherweise würde auch ich in den Fokus geraten. Da Marie zu diesem Zeitpunkt nicht als vermisst galt, entschied ich, die Sache einfach laufen zu lassen. Ich bestärkte Pergande darin, dass er sich nun um Marie kümmern müsse, und versicherte ihm, dass ich niemanden etwas erzählen würde. Tatsächlich wuchs Gras über die Sache. Aber ich versuchte, den Ort so schnell es ging zu verlassen und nahm mein Studium in Frankfurt auf. Was Michael mit dem Kopf gemacht hat, weiß ich nicht. Die Leiche, beziehungsweise deren Einzelteile, wurden erst Jahre später im Wald entdeckt. Die weiteren Ermittlungen verliefen im Sande, aber das haben Sie sicher längst herausgefunden.“
    Bohlan nickte. „So weit, so gut, aber was hat das alles mit der jetzigen Mordserie zu tun?“
    „Ich hatte das alles völlig verdrängt, bis ich Rektorin der Willy-Brandt-Schule wurde. Die Begegnung mit den beiden erweckte viele alte Erinnerungen zu neuem Leben. Nicht nur die an den Tod. Auch die schönen kamen wieder hoch. Die Gefühle für Andreas waren immer noch da. Er hatte sich kaum verändert. Natürlich war mir klar, dass man die Zeit nicht zurückdrehen konnte. Aber als ich herausfand, dass mein Mann ein Verhältnis mit seiner Frau hat, hoffte ich, eine Chance zu haben. Doch meine Hoffnungen wurden schnell enttäuscht. Ich fand heraus, dass Andreas etwas mit einer Schülerin hat. Doch so leicht wollte ich mich nicht geschlagen geben. Ich traf mich mit ihm und konfrontierte ihn mit meinem Wissen. Zunächst wirkte er wie versteinert. Doch als ich den Namen des Mädchens nannte, mit dem er nach meinen Vermutungen ein Verhältnis hatte, lachte Andreas mich aus. Heute weiß ich, warum. Ich hatte mich in der Person getäuscht. Damals glaubte ich, es sei Lea. Nachdem Andreas alles abgestritten hatte, wollte ich der Sache auf den Grund gehen. Ich lauerte ihm vor dieser Gartenhütte auf. Und da geschah das Unfassbare. Es tauchte tatsächlich Lea auf und verschwand in der Hütte. Ich saß draußen im Gebüsch und wartete. Dann, es dauerte vielleicht eine Stunde, kam sie wieder heraus. Sie wirkte vergnügt. Ich folgte ihr und stellte sie zur Rede. Sie stritt ab, mit Andreas ein Verhältnis zu haben und behauptete, ein Gespräch mit ihm als Vertrauenslehrer geführt zu haben. Als sie sich umdrehte, um zu ihrem Roller zu gehen, zückte ich ein Messer. Sie sank zusammen. Panik erfasste mich und ich zog sie ins Gebüsch und trennte ihren Kopf ab, den ich in meinem Auto verstaute. Die Leiche drapierte ich am Nidda-Ufer. Anschließend fuhr ich zur Schule, um Leas Kopf zu konservieren.“
    „Aber warum haben Sie das gemacht? Sie hätten den Kopf doch auch einfach irgendwo entsorgen können.“
    „Ich wollte, dass es eine Parallele zu damals gibt.“
    Bohlan nickte. „Und weiter, warum musste Natascha
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