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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman
Autoren: Röschen-Verlag
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tote Nutte aus dem Osten wäre mir lieber gewesen.“
    „Dafür könnte ich dir eine scheppern.“ Steinbrecher fuhr herum. Im Türrahmen stand Julia Will, deren Kommen niemand bemerkt hatte. „Echt widerlich.“ Sie knallte ihren Rucksack neben den Schreibtisch und ließ sich in ihren Stuhl fallen. Ohne nochmals aufzublicken, schaltete sie den Computer ein und starrte auf den Bildschirm.
    „Jetzt hab dich nicht so. Ich wollte doch damit nur zum Ausdruck bringen, dass es mir lieber wäre, wenn es nicht ein junges Mädchen aus der Nachbarschaft …“
    „Schweig lieber, bevor du dich noch weiter reinreitest“, zischte Will. „Du wolltest sagen, dass es weniger schlimm ist, Nutten umzubringen. Warum diese Frauen auf den Strich gehen, ist dir egal. Von den Schleuserbanden einmal ganz zu schweigen.“
    „Das eine ist so schlimm wie das andere. Können wir uns darauf verständigen?“ Bohlan stellte Will eine Tasse Kaffee und die Zuckerdose auf den Tisch. Will blickte ihn düster an.
    Will blickte in ihre Tasse. „Ja“, sagte sie knapp, bevor sie einige Löffel Zucker in den Kaffee rührte. Bohlan blickte auffordernd zu Steininger.
    „Von mir aus“, druckste er achselzuckend heraus.
    „Ich habe übrigens gestern Abend noch einige Gedanken zu Papier gebracht“, sagte Will nach einiger Zeit. „Interesse daran?“
    „Natürlich, an deinen Gedanken immer“, sagte Bohlan.
    „Okay, wenn wir davon ausgehen, dass es Lea Schuster ist, dann gibt es folgende Ansatzpunkte …“ Will war an das Whiteboard getreten und pinnte ein Bild von Lea Schuster an die Wand. Nach einem kurzen Blick auf die Unterlagen, die sie sich gestern Abend während des Gesprächs mit Leas Eltern gemacht hatte, fuhr sie fort: „Erstens: die Willy-Brandt-Schule. Ein Gymnasium mit, unter anderem, französischer Ausrichtung. Es liegt nur wenige hundert Meter von Leas Wohnort entfernt. Lea besuchte dort die zwölfte Klasse. Nächstes Jahr hätte sie Abitur gemacht. Zweitens: Natascha Weller, Leas beste Freundin seit Kindergartentagen. Sie wohnt in der gleichen Siedlung. Drittens: der Tennisclub Rot-Weiß. Einer der renommiertesten Clubs der Stadt. Früher war er im Palmengarten beheimatet, bis man ihm das heutige Gelände neben der Bowling-Bahn zugewiesen hat. Dort spielte Lea Tennis. Übrigens genauso wie Natascha Weller.“
    Bohlan schaute nachdenklich an das Whiteboard.
    „Fällt dir noch etwas ein?“, fragte Will.
    „Wir sollten das Schwimmbad und den Fußballclub nicht außer Acht lassen. Immerhin liegt beides in unmittelbarer Nähe zum Fundort.“
    Will nickte und schrieb diese beiden Punkte ebenfalls an das Board.
    „Was ist eigentlich mit unserem Finder?“, wollte Steinbrecher wissen.
    „Seine Aussage haben wir. Scheint ein integrer Mann zu sein“, antwortete Will. „Ein pensionierter Anwalt. Klug genug, um sich nicht in die Öffentlichkeit drängeln zu wollen.“
    Gegen halb zwölf betrat Klaus Gerding, eine Akte unter dem Arm tragend, das Kommissariat. Sein Gesicht war düster, als er sich an den Besprechungstisch setzte und an die Decke schaute. Der Chef der Mordkommission war ein kleiner Mann mit rundem Bauch und wilden Locken auf dem Kopf, der immer dann auftauchte, wenn es besonders brenzlig wurde. Sein Kommen, noch dazu ohne Voranmeldung, verhieß nichts Gutes. Wortlos setzten sich die Kommissare zu ihrem Chef, der immer noch Löcher in die Luft zu starren schien. Er atmete laut und vernehmlich ein und aus, bevor er den Stapel Zeitungen zur Seite schob und die mitgebrachte Akte aufschlug. Es vergingen einige Sekunden, die Gerding lesend zu verbringen schien.
    „Kannst du bitte anfangen, Klaus?“, platzte es schließlich aus Bohlan heraus. Gerding hob den Kopf und schaute nochmals auf die Armbanduhr.
    „Würde ich gerne, aber wir warten noch auf Staatsanwältin Maurer. Sie müsste jeden Moment hier sein.“
    Will stöhnte hörbar auf. „Was will die denn schon wieder hier? Das wird echt lästig.“
    „Sie nimmt ihren Job eben sehr ernst“, entgegnete Gerding. Weder seiner Stimme noch seinem Gesicht war eine Gefühlsregung zu entnehmen. Bohlan wusste aber, dass allzu aufdringliche Staatsanwälte für Gerding ebenso ein Groll darstellten, wie für ihn selbst. Kluge Staatsanwälte ließen die Kommissare das tun, was diese für notwendig hielten. Bei Staatsanwältin Maurer war sich Bohlan noch nicht so sicher, ob er sie zu den guten oder den aufdringlichen ihrer Spezies zählen sollte. In diesem Moment wurde die Tür
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