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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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und Tyroler auf, Deserteur.“
    „Solche Frechheiten kannst dir auch nur heut erlauben“, erwiderte Johann, umarmte den Preußen und drückte ihn, so fest er konnte.
    „Muss Liebe schön sein!“, flachste Karl. Hans und Victoria Annabelle kicherten.
    „Setz dich zu uns. Wie gehts dir?“ Leonardus sah den Preußen durchdringend an.
    „Mir gehts verhältnismäßig gut“, antwortete der, „ist ja nicht das erste Mal, dass ich angeschossen worden bin.“
    „Hätte aber dein letztes Mal sein können“, entgegnete der Medikus.
    „War wohl noch nicht so weit“, grinste der Preuße. Dann setzte er sich zum Tisch, seine Bewegungen glichen denen eines Greises.
    „Verhältnismäßig gut, meiner Seel“, murmelte Leonardus.
    Der Preuße musterte ihn grimmig, Johann schob ihm eine Schüssel dampfender Suppe zu. Der Preuße nahm den Löffel, tauchte ihn in die Schüssel und führte die Suppe leicht zitternd zum Mund. Er schluckte, dann verzog er genüsslich das Gesicht. „Und jetzt gehts mir gleich viel besser“, sagte er und begann, schneller zu löffeln.
    Die anderen grinsten.
    Als der Preuße seine Schüssel geleert hatte, legte er den Löffel beiseite. „Und jetzt erzählts. Ich weiß noch, wir hatten es beinahe geschafft, waren fast bei der Zille, da erwischts mich. Ich hab Elisabeth loslassen müssen und –“
    Der Preuße stutzte und sah sich um, in der Hoffnung, die Gesuchte nur übersehen zu haben. „Elisabeth?“
    Von Binden schüttelte den Kopf. Der Preuße blickte Johann an, dessen Augen waren starr geworden.
    „Johann, ist sie –“
    „Tot? Nein, soweit wir wissen nicht“, antwortete von Binden an seiner Stelle.
    „Das versteh ich nicht –“
    „Die Soldaten haben sie erwischt, wir konnten gerade noch dich auf die Zille schleifen, bevor wir ablegen mussten“, sagte Hans.
    „Zu einer schwarzen Kutsche haben sie sie gezerrt, soweit wir das noch sehen konnten“, fuhr Karl fort.
    „Dann – war alles umsonst?“ Der Preuße war fassungslos.
    „Nein, mein Freund, denn sowie es dir besser geht, werde ich Elisabeth suchen – und ich werde sie finden, auch wenn es mich bis in die Hölle hinab und wieder zurück führt.“ Johann sah den Preußen mit einer Bestimmtheit an, die jeden Zweifel im Keim erstickte.
    „Worauf warten wir dann noch?“ Der Preuße stand auf, wankte und musste sich sogleich wieder setzen. Helle Lichtblitze zuckten vor seinen Augen. Er atmete tief ein und aus, dann fühlte er, wie ihm jemand etwas in die Hand drückte. „Trink!“, vernahm er die Stimme des Medikus.
    Der Preuße hob den Krug mit flatterigen Händen und nahm einen Schluck. Es war Wein, und er schmeckte grauenhaft – aber die Blitze vor seinen Augen erloschen.
    „Ein paar Tage werden die Heldentaten schon noch warten müssen“, prophezeite Leonardus, nahm dem Preußen den Weinkrug aus der Hand und trank selbst noch einen kräftigen Schluck.
    „Ja, hör auf den Bader und sei nicht so – bockig “, scherzte Hans und begann zu lachen.
    „Alles schön lammsam “, setzte Karl noch einen drauf und schlug sich auf die Schenkel.
    Der Preuße sah verwirrt zu Johann, der winkte jedoch ab. „Erklär ich dir später.“
    Die Nacht in dem Gehöft war ein Alptraum.
    Die Söldner hatten nach Sonnenuntergang schimmliges Brot, ranzigen Käse und andere Lebensmittel, die die Bauern nicht einmal mehr ihren Schweinen zumuten wollten, verteilt. Aber zumindest konnte jeder der Gefangenen seinen Magen ein wenig füllen. Dann hatten sich die Kranken auf den feuchten Bretterboden legen müssen, zur „befohlenen Nachtruhe“, wie es hieß. Allmählich waren das Gejammer der Leute und das Weinen der Kinder immer leiser geworden, bis nur noch der Wind zu hören war, der durch das Gemäuer heulte.
    Elisabeth hatte stundenlang nicht einschlafen können, die Szene am Ufer der Donau spielte sich immer wieder vor ihr ab und vergrößerte die Sehnsucht nach Johann ins schier Unendliche. Aber sie wusste, dass sie stark sein musste und versuchte, sich Mut zu machen. Johann war dem Teufel schon mehrmals von der Schippe gesprungen; bestimmt war er mit dem Preußen und seinen anderen Freunden bereits auf der Suche nach ihr. Sie vertraute diesem Mann bedingungslos, er würde auch diesmal –
    Vertraust du ihm wirklich? Immerhin hat er dich belogen, um nach Wien zu gelangen. Wärt ihr nicht nach Wien gegangen, wärst du jetzt nicht hier.
    Elisabeth versuchte, die Stimme zu überhören. Johann hatte seine Gründe gehabt, er hatte von
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