Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit
Autoren: Alaya Johnson
Vom Netzwerk:
war es leider nicht verletzt. Ich drehte die Klinge in Rinaldos Körper. Nichts.
    Rinaldo schrie auf wie ein verwundeter Bulle und drehte sich so abrupt um, dass die Klinge in seinem Körper abbrach. Ich ließ den unnützen Knauf zu Boden fallen und taumelte zurück, weg von ihm.
    »Sie schon wieder?«, keuchte er. Mein vorbildlicher Stoß hatte ihn zumindest geschwächt, trotzdem war er auch jetzt noch stärker als jeder andere Vampir im Raum. Wie zum Teufel hatte er überlebt? Jeder Vampir sollte platzen, wenn eine geweihte Klinge diesen Punkt durchdrang.
    »Wenn Sie mich umbringen, werden Sie Ihren Sohn niemals finden«, sagte ich, um ihn hinzuhalten. Was sollte ich tun? Mein anderes geweihtes Messer war unter meinem Rock versteckt, und er würde mich in zwei Hälften reißen, ehe ich danach greifen könnte. Außerdem sah es so aus, als benötigte man ein geweihtes fünf auf zehn Zentimeter starkes Kantholz, um diesen Blutsauger zu töten.
    »Ich bringe Sie um und kann Ihren Geist rufen, um mir sagen zu lassen, wo der Junge ist«, erwiderte er. Dennoch zögerte er.
    Gut. Ich sah, wie Daddy sich an ihn heranpirschte. Würden seine Schwerter mehr ausrichten können als meines? Wir brauchten etwas anderes, etwas Unerwartetes. Rinaldo war ein außergewöhnlicher Vampir, also bedurfte es vielleicht einer außergewöhnlichen Art, ihn zu töten.
    Du benutzt die falsche Klinge.
    Aileens irischer Akzent hallte mit einem Mal so laut in meinen Ohren wider, dass ich einen Moment lang glaubte, sie sei ins Zimmer gekommen. Das war ihre erste Vision gewesen, am Morgen nachdem Dore sie in der Gasse fast getötet hätte. Ich hatte sie damals als Unsinn abgetan. Doch jetzt …
    »Daddy!«, schrie ich.
    Rinaldo wandte sich um, Daddy machte einen Satz zurück. Ich ergriff das Kurzschwert, das von Troy über Amir und Mama bis zu mir gelangt war und die heidnisch geweihte Klinge hatte, die für einen normalen Vampir nicht gefährlicher war als ein Buttermesser, und stieß zu. Der Winkel war ungenau, die Klinge ging seitlich durch seine Rippen und bis in sein Herz. Ich spürte, wie das Schwert auf die Silberklinge traf, die noch immer in Rinaldos Herz steckte, und den süßen Punkt kaum berührte.
    Aber es reichte.
    Seine Haut schien wie bei einer ausgetrockneten Zwiebel zu einer hauchdünnen Membran zu zerfallen, dann ergossen sich Blut und geschmolzenes Fett über meine Strümpfe und mein Kleid. Schweigend sahen wir zu. Plötzlich erhob Nicholas sich und rannte zur Tür. Die drei übrig gebliebenen
Turn Boys
 – Charlie, wie ich erleichtert feststellte, sowie zwei weitere Jungs, die ich nicht erkannte – folgten ihm. Ich hielt sie nicht zurück, und auch Troy rührte sich nicht.
    Amir stolperte aus dem Kreidekreis. Ein paar wankende Schritte, und er war neben mir und dem, was von Rinaldos Körper noch übrig war. Sein Blick war leer, als er auf sein Todesurteil starrte, doch ich sah in seinen Augen keinen Vorwurf, weil ich es getan hatte.
    »Zephyr.« Seine Stimme klang rauh wie die eines sterbenden Mannes.
    »Es tut mir so leid …«
    Er legte seine Hand auf meine. Sie war kalt wie Stein. Er sagte etwas in dieser fremden Sprache, eine Reihe von Wörtern, die ich nicht verstehen konnte, bei denen ich jedoch zu zittern begann.
    »Kardal«, rief er. »Es ist Zeit.«
    Als Amir zusammenbrach, fing ich ihn auf und legte ihn auf den Boden. Seine warme braune Haut war mehr als nur ein bisschen grau. Kardal kam einen Moment später, in einer so festen Gestalt, wie ich ihn bisher nicht gesehen hatte.
    »Kommen Sie bald«, sagte er, als er mir seinen Bruder aus den Armen nahm. Ich nickte, und die beiden verschwanden.
    Daddys Hand auf meiner Schulter holte mich in die Wirklichkeit zurück. Ich blickte auf und fragte mich, warum es so schwierig war, ihn zu erkennen. Er reichte mir ein Taschentuch. Überrascht wischte ich meine Tränen fort.
    »Komm, mein kleines Mädchen«, sagte er rauh. »Jetzt bringen wir dich zurück zu deiner Mama.«

[home]
    9 .
    I n der Notaufnahme des
New York Infirmary
hatten die Ärzte in den vergangenen Tagen bestimmt so manche merkwürdigen Dinge gesehen. Doch die drei Frauen und die sieben Mitglieder der
Defender
, die allesamt mit Vampirblut überströmt waren und an diesem frühen Mittwochmorgen ins Krankenhaus kamen, waren mit Sicherheit einer der seltsameren Besuche. Troy war gezwungen gewesen, einen seiner Männer noch im Tunnel zu pfählen – der
Defender
war im Begriff gewesen, sich zu wandeln, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher