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Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Emmy Laybourne
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zusammenbleiben. Kapiert? «
    Jetzt war mir klar, warum Mrs. Wooly die Jüngeren weggeschickt hatte. Sie wollte ihnen nichts über Krawalle erzählen.
    » Eine Frage noch « , meinte Jake. » Was, wenn die Leute vom Greenway kommen? « Er deutete auf den zerbeulten Bus, der zwischen den leeren Einkaufswagen im Eingangsbereich stand. » Die werden ganz schön angepisst sein. «
    » Ihr sagt ihnen, dass es ein Notfall war und dass die Schulbehörde für alle Schäden aufkommt. «
    » Ich könnte uns notfalls Mittagessen machen « , sagte Astrid. » Ich kenn mich mit den Öfen im Pizza Shack aus. Hab letzten Sommer hier gejobbt. «
    Das wusste ich schon. Keine Ahnung, wie viele Streifzüge ich im vorigen Sommer durch den Greenway unternommen hatte. Es waren viele.
    » Ein warmes Mittagessen! « , rief Mrs. Wooly. » Das ist doch mal ein Wort. «
    Die Kleinen kehrten mit einem Stapel Brettspiele zurück. Mrs. Wooly machte sich startklar.
    Währenddessen ging ich zu den Büroartikeln, schnappte mir einen Acht-Dollar-Kugelschreiber und suchte mir das schönste, teuerste, edelste Notizbuch im Angebot aus. Ich hockte mich hin, wo ich war, und schrieb. Ich musste den Hagelsturm zu Papier bringen, solange die Erinnerung noch frisch war.
    Ich habe schon immer geschrieben. Egal was passiert, ich muss es nur aufschreiben, und schon ist es okay. Ich setze mich völlig wirr und gestresst hin und lege los – wenn ich wieder aufstehe, ist alles da, wo es hingehört.
    Am liebsten schreibe ich mit der Hand in ein Spiralnotizbuch. Ich weiß selbst nicht, warum, aber auf einem Blatt Papier kann ich besser denken als auf einem Tablet. Dabei kritzelt eigentlich kein normaler Mensch noch etwas Längeres als schnelle Notizen von Hand. Wir haben alle im Kindergarten gelernt, mit zehn Fingern zu tippen.
    Brayden blieb stehen und sah mir einen Moment zu. » Schreibschrift, Geraldine? Wie retro. «
    Alle stellten sich am Eingang auf, um Mrs. Wooly zu verabschieden. Der Himmel war zu seinem Normalzustand zurückgekehrt, einem knackigen, klaren Blau. » Der Himmel über Colorado ist immer noch der schönste « , hätte meine Mom dazu gesagt.
    Auf dem Parkplatz lagen etwa dreißig Zentimeter Hagel. Wo der Asphalt abschüssig war, waren die Eisklumpen runtergerutscht und hatten sich in gewaltigen Dünen gesammelt.
    Ich weiß, das klingt nach einem genialen Spielplatz – als hätte sich die Außenwelt in ein einziges Bällebad verwandelt. Doch die großen Hagelkörner hatten Beulen und Auswüchse, da steckten Steine und Zweige und anderes Zeug drin. Die Dinger waren scharfkantig und schmutzig. Keiner wollte rausgehen und spielen. Wir blieben lieber drinnen.
    Die paar Autos auf dem Parkplatz waren wahnwitzig eingedellt und zermalmt, als wären sie von einem Riesen mit einem Riesenhammer weichgeklopft worden. Sie hatten deutlich mehr abgekriegt als Mrs. Woolys Bus.
    » Wenn alle Autos in der Stadt so aussehen « , sagte Alex zu mir, » müssen wir nach Hause laufen. «
    Nach Hause laufen? Warum eigentlich nicht? Sobald Mrs. Wooly weg war, könnte ich mich einfach auf den Weg machen. Aber sie hatte gesagt, dass wir bleiben sollten, und ich hielt mich an Anweisungen. Außerdem war Astrid Heyman im Greenway und nicht in unserer langweiligen Billighütte in der Wagon Trail Lane.
    In unserer Siedlung hießen alle Straßen so ähnlich: Wagon Gap Trail, Coyote Valley Court, Blizzard Valley Lane …
    Ich bin unsere Straße wirklich oft runtergelaufen, aber ich habe sie kein einziges Mal mit einem Feldweg durch eine Wild-West-Prärie verwechselt. Keine Ahnung, wie die Baufirma auf die Schwachsinnsidee gekommen ist.
    In der Ferne waren Sirenen zu hören. An ein paar Stellen stieg Rauch auf. Auch über unserem ausgebrannten Bus hing eine Rauchsäule. Deshalb konnte ich mir in etwa ausrechnen, woher der andere Rauch kam.
    Ich weiß noch, was ich mir damals dachte: Unsere Stadt hat ganz schön was eingesteckt. Ich fragte mich, ob wir staatliche Katastrophenhilfe bekommen würden. Nach dem Erdbeben von ’21 waren Bilder aus San Diego ausgestrahlt worden, wo Kisten voller Kleidung, Spielzeug und Nahrung verteilt worden waren. Vielleicht würden diesmal wir Geschenke kriegen, und die Medien würden unsere Stadt belagern.
    Mrs. Wooly schlüpfte in kniehohe Gummistiefel und steckte eine billige Schachtel Zigaretten ein. Sonst nahm sie nichts mit.
    » Mrs. Wooly. « Brayden trat einen Schritt vor. » Mein Dad arbeitet bei NORAD. Wenn Sie ihm irgendwie Bescheid sagen
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