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Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor

Titel: Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
Autoren: Robin Cook
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mit denen ich gesprochen habe«, sagte Janice.
    »Gibt es irgendwelche Ergebnisse aus dem mikrobiologischen Labor?«
    »Nichts. Heute morgen um vier waren die Blutkulturen negativ. Er ist letztendlich an akutem Lungenversagen gestorben (also ARDS, dem sogenannten ›acute respiratory distress syndrome‹). Allerdings waren die Sputumkulturen ebenfalls negativ. Lediglich die Gram-Färbung des Sputums ist positiv ausgefallen. Und wir haben gramnegative Bakterien gefunden. Deshalb liegt ein Verdacht auf Pseudomonas vor, der aber noch nicht bestätigt wurde.«
    »War womöglich das Immunsystem beeinträchtigt?« fragte Jack. »Hatte er Aids, oder ist er mit Antimetaboliten behandelt worden?«
    »Das konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen«, sagte Janice. »In seiner Krankenakte sind lediglich der Diabetes und die üblichen Folgeerscheinungen vermerkt. Aber das können Sie alles in meinem Bericht nachlesen.«
    »Wieso soll ich es mühsam nachlesen, wenn ich es auch aus berufenem Munde erfahren kann?« scherzte Jack. Dann bedankte er sich bei Janice und ging zum Fahrstuhl. »Du wirst ja wohl hoffentlich deinen Mondanzug anziehen«, ermahnte Vinnie ihn. Der Mondanzug war ein vollkommen abgedichteter, undurchlässiger Kunststoff-Overall mit einem durchsichtigen Plastikvisier vor dem Gesicht; er sollte höchste Sicherheit gewähren. Durch einen batteriebetriebenen Ventilator im Rückenteil gelangte Luft in den Anzug, die gefiltert und dann in das Kopfteil transportiert wurde. So war zwar für ausreichend Sauerstoff zum Atmen gesorgt, doch in dem Anzug war es heiß wie in einer Sauna. Jack haßte diese Ausstaffierung. Er hielt den Mondanzug für unhandlich, viel zu eng, unbequem und überhaupt für überflüssig. Als er noch Assistenzarzt gewesen war, hatte er nie einen Schutzanzug übergezogen. Jetzt stand er allerdings vor dem Problem, daß sein New Yorker Chef, Dr. Harold Bingham, angeordnet hatte, die Anzüge seien unbedingt zu tragen. Und dessen Stellvertreter, Calvin Washington, hatte sich in den Kopf gesetzt, diese Vorschrift mit allen Mitteln durchzusetzen. Jack hatte deshalb schon diverse Maßregelungen über sich ergehen lassen müssen.
    »Heute könnte es in der Tat zum erstenmal angebracht sein, den Anzug zu tragen«, sagte Jack zu Vinnies Erleichterung. »Bevor wir nicht wissen, mit welchem Erreger wir es zu tun haben, müssen wir sämtliche Vorsichtsmaßnahmen treffen. Schließlich könnten wir auf den Ebola-Virus oder so etwas stoßen.« Vinnie blieb stehen. »Glaubst du wirklich, das wäre möglich?« fragte er mit weit aufgerissenen Augen. »Nein, auf keinen Fall.« Jack klopfte seinem Kollegen auf den Rücken. »Sollte ein Witz sein.«
    »Gott sei Dank«, seufzte Vinnie und setzte sich wieder in Bewegung.
    Sie betraten den Umkleideraum. Während Vinnie in seinen Mondanzug schlüpfte und schon in den Sektionssaal voranging, nahm Jack sich noch einmal die Akte Nodelman vor. Sie bestand aus einem Blatt mit persönlichen Daten, einem erst zur Hälfte ausgefüllten Totenschein sowie einer Liste, auf der sämtliche den Fall betreffende medizinisch-rechtliche Beweise aufgeführt waren; ferner gab es zwei Seiten für Autopsievermerke, eine in der vergangenen Nacht abgefaßte Telefonnotiz über den Eingang der Todesmeldung, einen ausgefüllten Identifikationsbogen, den Ermittlungsbericht von Janice, einen Vordruck für den Autopsiebericht und schließlich einen Laborzettel für die HIV-Antikörper-Analyse.
    Obwohl er das Wesentliche bereits von Janice erfahren hatte, las Jack sich ihren Bericht noch einmal gewissenhaft durch. Als er fertig war, betrat er den Raum neben den Kiefernsärgen. Dort streifte er sich seinen Schutzanzug über. Er nahm das Belüftungsgerät von der Ladestation und befestigte es an seinem Anzug. Dann erst ging er hinüber zur anderen Seite der Leichenhalle, wo sich der Sektionssaal befand.
    Während er an den 126 Leichen-Gefrierfächern vorbeiging, verfluchte er den Anzug. Er bekam jedesmal schlechte Laune, wenn er sich in dieses Plastikmonstrum quetschen mußte. Mißmutig musterte er seine Umgebung. Die Leichenhalle war irgendwann einmal auf dem neuesten Stand der Technik gewesen, doch inzwischen gab es hier jede Menge zu erneuern und zu reparieren. Mit den blaugefliesten Wänden und dem fleckigen Zementboden hätte der Raum eine gute Kulisse für einen altmodischen Horrorfilm geboten. Es gab zwar direkt vom Flur einen Eingang zum Sektionssaal, doch der wurde nur noch benutzt, um die
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