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Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte

Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte

Titel: Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte
Autoren: Robin Cook
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hochentwickelten Westen radikalisierte ultrarechte Terrorgruppierungen aus, deren simplifizierendes nationalistisches Weltbild in einer Ära weltweiter Globalisierung zunehmend zerbricht und die orientierungslos dahindümpeln. Vor diesem Hintergrund hat der Terrorismus weltweit zugenommen. Gerade die Verbindung aus zunehmendem Terror und der gesteigerten Faszination, die Biowaffen auf etliche gewaltbereite Gruppierungen ausüben, macht die derzeitige Situation so kritisch.
    In meinem Roman waren Gerichtsmediziner die ersten, die in Form eines einzelnen Anthraxfalls mit einem Biowaffenanschlag konfrontiert wurden. Da es in dem vorliegenden Roman eine einfache, aber sich nicht bestätigende Erklärung für den Vorfall gibt, stand Bio-Terrorismus auf der Verdachtsliste der Ärzte leider nicht besonders weit oben, so daß sie auf eine gründliche Erforschung des Falls verzichteten. Falls sie der Sache intensiver nachgegangen wären, hätten die Ereignisse, so wie sie sich entwickelt haben, möglicherweise verhindert werden können. Dies ist eine wichtige Lektion. Verlassen wir jetzt das Romangeschehen und begeben uns ins wirkliche Leben: Auch dort ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß Angehörige der medizinischen Berufe die ersten Experten sind, die mit einem eventuellen Bio-Terroranschlag konfrontiert werden. Die Möglichkeit eines solchen Anschlags muß heutzutage Teil jedes medizinischen Denkens sein, und zwar vor allem, wenn Krankheiten diagnostiziert werden, die durch bekanntermaßen kampftaugliches Potential besitzende Erreger verursacht werden.
    Doch die Verantwortung der Mediziner im Hinblick auf Bioterrorismus geht weit darüber hinaus, einen Zwischenfall aufzudecken und deren Opfer zu behandeln. Die Ärzteschaft ist ethisch dazu verpflichtet, die allgemeine Mißbilligung, die derzeit mit dem Einsatz von Biowaffen assoziiert ist, weiter zu verfestigen. Angehörige der medizinischen Berufe aller Nationen müssen darauf bestehen, daß sämtliche in ihren jeweiligen Ländern auftretende verdächtige Krankheitsausbrüche gründlich erforscht und die Ergebnisse dem Weltforum bekannt gemacht werden. Wäre dies zum Beispiel 1979 nach der versehentlichen Freisetzung von Anthrax-Bakterien aus der Biowaffen-Fabrik Biopreparat in Swerdlowsk geschehen, hätten die sowjetischen Ärzte der Welt einen großen Dienst erwiesen: Sie hätten das illegale, offensive sowjetische Biowaffen-Programm offengelegt. Statt dessen wurde die Welt mit sorgfältig ausgeklügelten Falschinformationen des KGB abgespeist, woraufhin Biopreparat seine illegale und ethisch abstoßende geheime Arbeit für weitere zehn Jahre fortsetzen konnte.
    Ein weiterer Grund, warum sich die Ärzteschaft im Zusammenhang mit Biowaffen ihrer ethischen Verantwortung bewußt werden muß, ist der, daß die hinter der Herstellung solcher Kampfstoffe stehende Technologie die ultimative Perversion biomedizinischer Forschung darstellt. Mit Hilfe der boomenden Biotechnik besteht sogar die Möglichkeit, vollkommen neue, Verderben bringende Organismen zu konstruieren. Experten läuft es bei dem Gedanken eiskalt den Rücken hinunter, daß irgendwann womöglich an einem Wirkstoff gebastelt wird, der die Infektiosität des Schnupfens oder sogar der Pocken mit der Pathogenität von Ebola kombiniert.
    Wie auch im Falle der Bedrohung durch nukleare Waffen hat die Öffentlichkeit das Gefühl, wenig tun zu können, um die Entwicklung und den Einsatz von Biowaffen zu torpedieren. Doch das stimmt nicht. Die Öffentlichkeit kann bei dem immer bedrückender werdenden Biowaffen-Alptraum sehr wohl eine Rolle spielen, und zwar insofern, als sie Kenntnis davon hat, welche enorme Gefahr Biowaffen darstellen. Die einzige Methode, mit der Anschläge tatsächlich verhindert werden können, ist eine wirksame Aufklärung und Abwehr durch die entsprechenden Geheim- und Sicherheitsdienste; darüber hinaus sollte jedoch auch die Öffentlichkeit mißtrauisch und auf der Hut sein. Da es durchaus der Wahrheit entspricht, daß kleine Labors und Produktionsanlagen in privaten Häusern, zum Beispiel in Kellern oder Vorratskammern, errichtet werden können, ist es wichtig, in Alarmbereitschaft zu sein und Hinweise wie Gärungsgerüche oder konstante Ventilatoren-Geräusche ernst zu nehmen und den Behörden zu melden. Des weiteren sollte unerwarteter Handel mit oder Diebstahl von Mikroorganismen, mikrobiologischem Equipment, Mikrofermentationsanlagen, Bioschutzkleidung oder Pestizid-Verstäubungsgeräten
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