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Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Titel: Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu
Autoren: P.J. Tracy
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denen Huttinger ständig unterwegs war. Wir vermuten, dass die Internet-Mordserie womöglich dort ihren Anfang genommen hat. Jemand hat da eine richtige Abschussliste veröffentlicht: Die Namen aller Opfer samt Wohnort. Sie wurde noch vor dem ersten Mord gepostet.»
    «Heiliges Kanonerohr! Könnt ihr zurückverfolgen, wer sie gepostet hat?»
    «Nein. Keine Chance.» Sie schwieg einen Augenblick. «Aber … wir sitzen da gerade noch an etwas. Wir sehen uns um neun.»

Kapitel 39
    Seit seinem letzten Führerscheinentzug, den er einem unseligen alkoholbedingten Verkehrsunfall vor ein paar Jahren verdankte, war Richter Jim nicht mehr viel gefahren, doch sein schwerer SUV sprang trotzdem sofort an – was einmal mehr bewies, dass eine gute Batterie ihr Geld wert war. Als er jetzt am Steuer saß, fiel ihm auch wieder ein, wie gern er früher über die Autobahn gebrettert war, alle Fenster heruntergekurbelt und die göttliche Billiganlage so laut aufgedreht, dass einem davon die Ohren klingelten. Er fühlte sich direkt in seine Highschool-Zeit zurückversetzt, als er in den Sommerferien im SmartMart in Bemidji gejobbt und die Waren für die Kunden eingepackt hatte. Er hatte den Ferienjob an dem Tag aufgegeben, als er endlich genug Geld beisammenhatte, um seinen klapprigen grünen AMC Rebel mit dieser Stereoanlage aufzumotzen.
    Heute saß er in einem sehr viel teureren Fahrzeug, das über eine sehr viel teurere Anlage verfügte, doch das Gefühl war immer noch dasselbe wie damals mit sechzehn. Er hatte die Tannhäuser- Ouvertüre zum Leitmotiv des Tages erwählt; sie schien ihm die perfekte Untermalung zu sein für den nahen, endgültigen Sieg über eine grobe Ungerechtigkeit, die dringend korrigiert werden musste.
    Sein einstiger Vorgarten war einigermaßen gut in Schuss, was ihn erstaunte. Es gab sogar ein paar neue Pflanzen in den Beeten. Womöglich opferte Nummer vier tatsächlich einen bescheidenen Teil seiner großzügigen monatlichen Unterhaltszahlungen, um ihre heimische Umgebung ein wenig schöner zu gestalten. Er begriff zwar nicht ganz, was in aller Welt sie zu einer so vernünftigen Entscheidung bewogen haben mochte, hegte aber insgeheim den Verdacht, dass es vielleicht etwas mit Alter und Körperbau des zuständigen Gärtners zu tun hatte, denn sie selbst würde eher tot umfallen, als einen Spaten anzurühren oder sonstwie im Dreck zu wühlen.
    Eine neue Sprinkleranlage hatte sie auch, wie er schmerzlich feststellte, als er im Rahmen seiner Transportaktivitäten über einen der Sprinklerköpfe stolperte.
    Die Liege war schwer, doch in diesem triumphalen Moment eines endgültigen Schlusspunkts hatte er das Gefühl, die ganze Welt auf den Schultern tragen zu können. Als das Möbel endlich an seinem Platz war, gleich vor den Erkerfenstern des Wohnzimmers, sah er mit breitem Lächeln zum Himmel empor. Dann senkte er den Blick mit einem noch viel breiteren Lächeln auf seinen Hosenschlitz, um anschließend seine ganz private Sprinkleranlage in Gang zu setzen.

    «Herr Richter, Sie bringen uns noch ins Grab.»
    «Das ist keineswegs meine Absicht. Kennen wir uns?»
    Der junge Polizist seufzte auf. «Sie mich vielleicht nicht, aber ich Sie schon. Sie machen uns einfach viel zu viel Arbeit.»
    «Das habe ich neulich schon von zwei Detectives gehört, mit denen ich recht gut befreundet bin.»
    «Wie auch immer. Ich kann Sie jetzt also wegen unsittlichen Entblößens verhaften, wegen Urinierens in der Öffentlichkeit, mutwilliger Zerstörung, Hausfriedensbruch, unrechtmäßigen Entsorgens von Gegenständen, Verstoßes gegen den Führerscheinentzug …»
    «Ist das alles?»
    Der junge Mann war sichtlich frustriert, behielt aber die Nerven, was Wild Jim ihm hoch anrechnete.
    «Hören Sie, Officer. Ich begreife Ihre Wut, und ich möchte Ihnen und dem ganzen MPD versichern, dass dies mein letzter Akt kindischer Rebellion war. Das verspreche ich Ihnen hoch und heilig. Der Gerechtigkeit wurde endlich Genüge getan, zumindest in meinem Universum. Falls Sie es über sich bringen könnten, mich zu begnadigen, könnten Sie sich etwa vierzig Stunden Papierkram ersparen.»
    Der Polizist schüttelte den Kopf. «Sie mussten also unbedingt auf den Rasen Ihrer Exfrau pinkeln?»
    Der Richter lächelte. «Genau genommen habe ich auf mein eigenes Grundstück gepinkelt, das ich ihr in meiner unerreichten Großzügigkeit überlassen habe. Und manchmal ist man eben gezwungen, spontan zu urinieren. Sie sind noch viel zu jung, um
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