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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento
Autoren: P.J. Tracy
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allen Mist abbekommen, der einem so passieren konnte. Es war ein Wahnsinnsglück für ihn gewesen, dass er sich damals in der vierten Klasse mit Tommy angefreundet hatte, als alle anderen Kinder ihn noch windelweich prügeln wollten, weil er so ein gutes Opfer war. Tommy schlug die Rabauken in die Flucht, Toby vergötterte ihn dafür, und so war es eigentlich heute noch, nach so vielen Jahren. Inzwischen waren die Rabauken größer und gemeiner, aber Tommy focht immer noch Tobys Kämpfe für ihn aus, ob es nun um irgendwelche Typen auf der Straße ging oder um die Vorgesetzten bei der Arbeit. Ihm war das ganz recht so. Er spielte gern den Helden, und am besten gefiel ihm die Heldenverehrung, die damit einherging. Letztlich spielte es doch keine Rolle, ob man auf dem Spielplatz, im Krieg oder auf der Straße kämpfte: Immer entstand dabei ein unzertrennbares Band zwischen zwei Männern. Das kapierten Frauen einfach nicht.
    Er hatte sich schon zu lange nicht bewegt, langsam drang die Kälte durch seinen Goretex-Anzug. Gerade wollte er nach Toby rufen, als er schließlich doch noch das Geräusch sich nähernder Skier hörte. Einen Moment lang lauschte er mit gerunzelter Stirn, denn das Geräusch kam nicht von der Loipe hinter ihm, sondern näherte sich von der Seite, aus dem Wald. Gleich darauf sah er den dünnen Lichtschein von Stirnlampen zwischen den dicken Baumstämmen zittern.
    Schnaubend stieß er ein Frostwölkchen aus. Es nervte ihn, dass in ein paar Sekunden noch andere Leute mit auf der Loipe sein würden, und er war unverhältnismäßig wütend darüber, dann nicht mehr der beste, stärkste und schnellste Skiläufer im ganzen Park zu sein. Bei fast dreißig Zentimetern Neuschnee außerhalb der markierten Loipen durch den Wald zu laufen, das erforderte eine Menge Kraft und Ausdauer - sehr viel mehr, als er hatte. Und nichts ärgerte Tommy mehr, als Zweitbester zu sein.
    Er dachte darüber nach, die Loipe entlangzusprinten, solange er noch einen kleinen Vorsprung hatte, doch dann fand er den Gedanken unerträglich, von so starken Läufern überholt zu werden. Das durfte ihm auf keinen Fall passieren. «Ich warte hier, bis mein Freund mich einholt», würde er beiläufig zu ihnen sagen und einfach stehenbleiben, während sie weiterliefen, so als könnte er es jederzeit mit ihnen aufnehmen, wenn er nur wollte.
    Er trat ein Stück von der Loipe herunter, um Platz zu machen, und sah ihnen entgegen. Im Licht seiner eigenen Stirnlampe sah er schwarze Skianzüge und Skimasken, die geradewegs auf ihn zukamen. Stark mochten sie ja sein, dachte er, aber auch ziemlich bescheuert, bei so einer Gewalttour auch noch Masken zu tragen.
    Gut sechs Meter hinter ihm quälte sich Toby mit den Ski-Stöcken über die Loipe und versuchte, in Tommys Spur zu bleiben, um leichter voranzukommen. Er hatte es diesen Winter noch nicht geschafft, sich seine Ski-Beine anzutrainieren, und seine Oberschenkel schmerzten und zitterten nach dem schier endlosen Hang in den Wald hinauf.
    Es überraschte ihn ein wenig, durch das Schneetreiben hindurch weiter vorn mehr als eine Stirnlampe zu sehen, vor allem, nachdem er auf der Loipe nur einer Spur gefolgt war. Als er noch näher herankam, sah er Tommy lässig und entspannt neben der Piste stehen und ein paar anderen Skiläufern entgegenschauen, die aus dem Wald kamen. Toby schüttelte den Kopf über diese todesmutigen Gesellen, die im Dunkeln neben den markierten Loipen liefen, dann stieß er sich ein letztes Mal kraftvoll mit den Skistöcken ab und glitt auf sie zu. Und während er noch dahinglitt, sah er, wie der erste Läufer zwischen den Bäumen hervorkam, ganz nah heranfuhr, Tommy eine Pistole an die Schläfe hielt und abdrückte.
    Immer wieder fiel Toby Myerson zurück in einen süßen Schlummer, und jedes Mal, wenn seine Lider sich flatternd öffneten, hatte sich die Umgebung verändert, als hätte jemand einen Film vorgespult.
    Vorhin war es auf dem großen Rodelhang auf der anderen Seite des Schneefeldes noch zugegangen wie auf dem Freeway beim Berufsverkehr: Überall die bunten Farben zahlloser kleiner Schneeanzüge, die Luft erfüllt vom süßen Klang kindlicher Freudenschreie. Es war eine hübsche Musik, die ihn von innen heraus wärmte.
    Toby fand es wunderbar, diesen kleinen Gestalten zuzusehen, wie sie den verschneiten Hügel hinuntersegelten und unten von ihren Autoreifen, Schlitten und hin und wieder auch einem professionellen Bobschlitten purzelten. Sie kugelten wie Bälle umher und
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