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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden
Autoren: PJ Tracy
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wirklich niemals lose in der Tasche ­ hat der Kurs mich klar verstanden? Nun ja, Grace hatte ihn sehr wohl verstanden, aber manchmal musste man sich auch mal auf ein kleines Risiko einlassen, weil ansonsten aus Vorsicht Paranoia wurde und schließlich das Leben beherrschen konnte. In ihrem Bademantel auf ihrem eigenen Hinterhof sitzen zu können gehörte zu den Dingen, die ihrer Ansicht nach ein gewisses Risiko wert waren. Aber natürlich nicht ohne Waffe ­ so dämlich war sie auch wieder nicht.
    «Es war sehr nett hier mit dir, aber ich muss zur Arbeit.» Charlie jaulte kurz und rutschte mit seinem Hintern auf dem Stuhl hin und her. Er wirkte dabei wie ein alter Mann in einem Pelzmantel.
    «Bemüh dich nicht. Ich finde allein hinaus.» Sie brauchte fünf Minuten, um sich anzuziehen. Jeans, TShirt, ein schwarzer Staubmantel aus Leinen, der allen Wetterunbilden trotzte, und natürlich die englischen Reitstiefel.
    Wer erfahren hatte, dass sie im ganzen Leben noch nie auf einem Pferd gesessen hatte, hielt es für eine Modelaune. Nur fünf Menschen auf der Welt wussten es besser.
    Vielleicht auch sechs.
    Auf der Fahrt zur Arbeit sah sie mehrere Streifenwagen am Rand des River Parkway stehen. Ein toter Jogger am Flussufer, dachte sie automatisch.
    Es war eines jener außergewöhnlichen Jahre, in denen die Herbstfarben am Mississippi einem beinahe den Atem raubten.
    Das Laub des Sumachs flammte rot, der Ahorn glühte in überirdischen Tönen von Rosa und Orange, und die zarten Blätter der Espen schimmerten wie Goldlamé an einer Drag Queen.
    Detective Leo Magozzi war noch bei der Fußstreife eingesetzt, als er die Farben das letzte Mal so intensiv erlebt hatte. Obwohl er damals so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen war, dass er sonst kaum etwas von seiner Umwelt wahrnahm ­ eine der Ursachen des Durcheinanders in seinem Leben. Trotzdem war ihm in jenem Herbst das Farbenspiel des Laubs nicht entgangen.
    Aquarellfarben können das nicht wiedergeben, dachte er, als er den West River Boulevard entlangfuhr. Dafür brauchte man unbedingt Ölfarben. Vor sich sah er die Blaulichter von mindestens acht Streifenwagen und dem Einsatzwagen der Kriminaltechniker vom Bureau of Criminal Apprehension. Bis jetzt noch kein TV-Übertragungswagen, Gott sei Dank, aber er hätte seine Pension verwettet, dass es nur noch Minuten dauern würde, bis die Presse auftauchte.
    Ein junger Cop mit Babyface regelte den Verkehr und hielt dabei auch ein wachsames Auge auf ein Grüppchen Gaffer, das in der Morgenkälte bibberte und hoffte, vielleicht doch noch einen Blick auf das Unglück eines Mitmenschen erhaschen zu können. Magozzi war überrascht, dass es nicht mehr waren ­ in Minneapolis war Mord eigentlich immer eine Nachricht, die sich blitzschnell herumsprach, aber in diesem Viertel war es wirklich ein Riesenereignis.
    Er fuhr langsam an den Randstein und zeigte Baby Cop seine Marke, der vergeblich versuchte, seinen Namen richtig auszusprechen.
    «Guten Morgen, Detective … Mago-zee?»
    «Mago-tsee. Mit ts wie in Tsetsefliege.»
    «Oh. Wie in was?»
    «Vergessen Sie's. Ist Detective Rolseth schon da?»
    «Rolseth … etwas kleiner, helle Haare?»
    «Hört sich gut an.» Magozzi musste Baby Cop Diplomatiepunkte zubilligen, weil er auf einige der deftigeren Ausdrücke verzichtet hatte, die er zur Beschreibung seines Partners immer wieder hörte, wie zum Beispiel «Wampe» und «Halbglatze». Der junge Bursche war vielleicht nicht das allerhellste Licht, aber zum Polizeichef reichte es möglicherweise doch noch.
    Baby Cop zeigte mit dem Finger auf eine Reihe riesiger und teurer alter Häuser, die hinter ansteigenden manikürten Rasenflächen hoch über der Straße thronten. «Er ist mit ein paar von den Jungs auf Tür-zu-Tür-Vernehmung gegangen, bevor die Leute zur Arbeit fahren müssen.» Magozzi nickte, stieg dann über das gelbe Absperrband und stapfte durch das herumliegende Laub. Dabei schob er seine Hände tiefer in die Trenchcoattaschen, um sie vor der Kälte des Windes zu schützen, der vom Fluss kam.
    Die Kriminaltechniker vom BCA waren über einen Grasstreifen zwischen Boulevard und Flussufer ausgeschwärmt, markierten die Umgebung des Tatorts und schritten ein Raster aus Hilfslinien ab. Er grüßte die wenigen von ihnen, die er kannte, im Vorübergehen mit einem Kopfnicken und strebte dann auf den Uferrand zu, wo sich ein hoch gewachsener, schlaksiger Mann in einem olivgrünen Mantel über eine Leiche beugte. Obwohl er Magozzi
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