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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz
Autoren: Ann Aguirre
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um unseren Gefangenen hineinzuschmuggeln. Wird schon klappen. Ich kann es mir nicht leisten, daran zu zweifeln.
    Dina und Hammer werden maximal vierundzwanzig Stunden auf uns warten. Wenn wir innerhalb dieser Zeitspanne nicht auftauchen, haben sie Befehl, zum Schiff zurückzukehren und schnellstmöglich zu verschwinden. Ich hoffe, sie halten sich daran, denn ich will auf keinen Fall das Leben noch weiterer Crewmitglieder riskieren.
    Wenn ich Velith für diesen Einsatz nicht unbedingt bräuchte, wäre er gar nicht hier. Ich wünschte, ich könnte es allein durchziehen, aber das kann ich nicht. Mit dem Implantat kann ich zwar Ithorianisch verstehen, aber ich habe keinen Stimmgenerator, mit dem ich die Sprache imitieren könnte. Außerdem bin ich kein so versierter Hacker wie er.
    Der Zug hat keine Fenster, und die Beleuchtung flackert ab und zu. Regungslos stehen wir da wie die anderen Wachen auch, die jedoch keinen Gefangenen zu transportieren haben. Wahrscheinlich wurden sie in die Minen zwangsversetzt. Wem die wohl auf den Schlips getreten sind, um sich so eine Strafe einzuhandeln?
    Die Fahrt kommt mir vor wie eine Ewigkeit, doch irgendwann wird der Zug endlich langsamer. Ein rotes Symbol leuchtet auf, und ich muss nicht erst auf Vels Aufforderung warten, um zu wissen, dass wir hier rausmüssen. Mit erstaunlicher Leichtigkeit legt er sich Jael über die Schulter. Natürlich würde sich Jael spätestens jetzt nach Leibeskräften wehren, aber das kann er nicht, denn die Fesseln, die wir ihm angelegt haben, lähmen seine Muskeln mit leichten elektrischen Impulsen. Ich bin aufrichtig begeistert von Vels Kopfgeldjägerausrüstung. Wie Hammer prophezeite, hat Jaels Körper das Gift in Rekordzeit neutralisiert, aber uns blieb trotzdem genug Zeit, ihn dauerhaft außer Gefecht zu setzen.
    Vel wartet erst mal ab, wie sich die anderen Wachen verhalten, und ich tue dasselbe. Als wir schließlich aussteigen, gehen wir auf eine Rampe zu, an deren Ende uns ein massives Metalltor erwartet. Daneben steht ein Scanner, offensichtlich dazu gedacht, die Identität jedes Neuankömmlings zu überprüfen. Aber sobald der erste Ithorianer durch ist, folgen ihm die anderen einfach durch das geöffnete Tor, ohne sich der Prozedur unterziehen zu müssen. Ein Glück für uns, denn wir haben nichts, womit wir uns ausweisen könnten, und jetzt ist es zu spät, um irgendein Dokument zu fälschen.
    Wir reihen uns am Ende der Schlange ein und folgen den anderen Wachen eine weitere, spiralförmige Rampe hinauf, bis wir eine Art Appellplatz erreichen, wo sich die anderen in alle möglichen Richtungen verteilen. Das hier muss der Zugangsbereich sein. In der einen Richtung geht es zu den Minen, in der anderen zum Gefangenenflügel. Glaube ich. Vel hat so viel über diesen Ort recherchiert, wie er konnte, bevor wir aufgebrochen sind, aber es waren nicht allzu viele Informationen aufzutreiben, und er konnte sich nicht von außen in das System einhacken.
    Ich folge ihm einen Korridor entlang, dessen Boden aus einem dunklen, stumpfen Metall besteht. Auf den rauen, obsidianfarbenen Wänden glitzern kleine Punkte wie Sterne im All – wahrscheinlich das Zeug, das sie hier abbauen. Vel scheint keine Notiz von unserer Umgebung zu nehmen, aber ich bin sicher, er weiß, wohin wir müssen.
    Die Anlage ist unglaublich groß und weit verzweigt, aber vergleichsweise wenig bewacht. Wir müssen als Erstes zu den Zellen, wo man die Gefangenen erst einmal bricht, bis sie fügsam genug für die Sklavenarbeit sind. Außerdem bekommen sie ein Band um den Fuß, das ein Signal aussendet, sobald sie den ihnen zugewiesenen Bereich verlassen.
    Mein Herz schlägt wie eine Klasse-P-Trommel. Jeden Moment rechne ich damit, dass wir aufgehalten werden. Aber die Arbeiter scheinen keinerlei Notiz von uns zu nehmen. Sie blicken nicht einmal auf, als wir an ihnen vorbeikommen. Die meisten sehen dünn und abgezehrt aus und so, als hätten sie jede Hoffnung verloren. Noch nie habe ich Ithorianer mit so stumpfen Augen gesehen. Es ist, als wären sie blind.
    Velith biegt zackig um eine Ecke, als könnte er Jael noch stundenlang so tragen, dann stehen wir vor einem verlassenen Wachhäuschen. Glücklicherweise waren die Informationen, die er gefunden hat, zumindest in dieser Hinsicht korrekt. Früher einmal war der Posten besetzt. Die Gefangenen wurden auf Schritt und Tritt beobachtet, um sie einzuschüchtern, doch mittlerweile haben sie effektivere Methoden gefunden, die Arbeiter gefügig zu
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