Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mondgefluester - Ladies and Legends Trilogie

Titel: Mondgefluester - Ladies and Legends Trilogie
Autoren: Jayne Ann Krentz
Vom Netzwerk:
unter großem Stress gestanden, wie meine Freundinnen behaupten. Leute, die unter Stress stehen, sind unberechenbar und gefährlich. Man weiß nie, was sie tun werden.“ Sie machte noch eine Aufnahme.
    Der kleine Mann fluchte und hob eine Hand vors Gesicht. „Hören Sie auf, mich zu fotografieren. Geben Sie mir endlich diese verdammte Tasche.“
    „Na gut. Wenn Sie darauf bestehen.“ Kate ließ den Fotoapparat los. Dann stellte sie die Flugtaschen auf den Boden und griff nach dem Riemen der Handtasche. „Dies war die schlimmste Reise meines Lebens“, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Dabei hat sie kaum angefangen. Ich kann es gar nicht erwarten, wieder nach Hause zu kommen und meinen Freundinnen zu erzählen, was sie mir angetan haben. Hier! Sie wollen meine Tasche? Bitte.“ Kate drehte die vollgestopfte Tasche um, und der gesamte Inhalt lag auf dem Boden.
    Der Möchtegerndieb fluchte wieder. „Sie sind verrückt, Lady. Wissen Sie das? Verrückt!“
    „Gestresst, nicht verrückt. Das ist ein Unterschied. Wenn ich verrückt wäre, würde ich dies womöglich genießen.“ Die Tasche war nun leer. „Komm und hol es dir, du mickriger Zwerg.“
    Der kleine Mann kam vorsichtig und langsam auf sie zu. „Zurück. Los, zurück.“
    „Können Sie von so was gut leben?“ Kate sah zu, wie der Mann nach ihrer Brieftasche griff, die auf dem Boden lag.
    „Seien Sie still. Seien Sie einfach still, ja? Halten Sie nie Ihren verdammten Mund?“ Er bückte sich.
    Kate wartete bis zur letzten Sekunde und trat dann nach der Hand, die das Messer hielt.
    Der Dieb verlor das Gleichgewicht, ließ das Messer fallen und taumelte zur Seite. Kate trat ihn noch einmal. Diesmal erwischte sie ihn an einer wesentlich empfindlicheren Stelle.
    „Sie sind eine echte Irre!“ Er krümmte sich. Dann sprang er plötzlich auf. Seine Augen flackerten. Sie waren auf einen Punkt hinter Kate gerichtet. Er fluchte, drehte sich um und rannte davon.
    „Richtig so“, schrie Kate hinter ihm her, die Hände in die Hüften gestemmt. „Rennen Sie nur, Feigling, der Sie sind! Sie erinnern mich an meinen Exmann, Sie miese Flasche.“
    Aber der Mann war schon weg. Kate kniete sich hin, um ihre Sachen aufzusammeln. Das war nicht ganz einfach, weil ihre Finger zitterten.
    „Sind Sie mit Ihrem Exmann auch so umgesprungen?“, fragte eine tiefe männliche Stimme belustigt hinter Kate.
    Kate schnellte herum. Ein Mann stand am Eingang der Gasse. Er war sehr groß und hatte breite Schultern. Er wirkte wesentlich gefährlicher als der Mann mit dem Messer. Sein unverschämtes Grinsen milderte diesen Eindruck nicht gerade.
    Aber am meisten beunruhigte Kate, dass ihr der Fremde auf unheimliche Weise bekannt vorkam. Trotzdem war sie sicher, ihn noch nie in ihrem Leben gesehen zu haben. Sie hätte diese kühlen silbergrauen Augen bestimmt nicht vergessen.
    „Wer sind Sie? Etwa der Komplize dieser Niete?“ Aber schon während Kate das fragte, wusste sie, dass dieser Mann nicht von der Hand in den Mund lebte, indem er Touristen beraubte. Falls er sich für eine Verbrecherkarriere entschieden hätte, würde er im großen Stil vorgegangen sein. Er wäre ein Juwelendieb oder ein Gangsterboss. Vor zweihundert Jahren wäre er wohl Pirat gewesen.
    „Die kleine Niete hat keine Komplizen.“
    „Sie kennen ihn?“
    „Der scharfe Arnie und ich sind uns im Laufe der Jahre einige Male begegnet. Wir sind nicht gerade befreundet.“
    „Oh.“ Kate verzog das Gesicht. „Ist er davongelaufen, weil er Sie gesehen hat?“
    „Ich glaube, er ist geflüchtet, weil er bei dem Versuch, sich Ihre Brieftasche zu schnappen, in den Boden gestampft worden wäre.“
    „Ich habe jedenfalls mein Bestes getan. Manche Leute haben wirklich Nerven. Sollten wir nicht die Polizei benachrichtigen?“
    „Man wird sich schon um den scharfen Arnie kümmern. Keine Sorge. Dies ist eine kleine Insel.“
    „Ich würde gern Anzeige erstatten.“
    „Bemühen Sie sich nicht. Wir sind hier nicht so förmlich. Ich schätze, ich helfe Ihnen besser, das Zeug da aufzuheben, sonst hängen wir hier den ganzen Tag fest.“
    Der Mann löste sich von der Wand, an der er lehnte, und kam auf Kate zu. Sein lässiger Gang verriet Entschlossenheit und Kraft. Er trug ausgebleichte Jeans und ein altes Khakihemd mit offenem Kragen. Kate ertappte sich dabei, dass sie auf das dunkle Haar auf seiner Brust starrte. Sie riss sich zusammen, als der Mann nach ihren Sachen greifen wollte. „Einen Moment mal. Wer sind
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher