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Mörderspiel

Mörderspiel

Titel: Mörderspiel
Autoren: Heather Graham
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wunderbar“, urteilte Brett.
    „Zu realistisch“, meinte Sabrina schaudernd.
    „Aha.“ In Jons goldenen Augen blitzte es belustigt. „Ich würde mich an Ihrer Stelle nicht daran stören, dass Sie so viel Ähnlichkeit mit der Lady auf der Folterbank haben. Ein Künstler namens Joshua Valine hat die Figuren für die Ausstellung geschaffen. Er hat auch eine Menge Bucheinbände entworfen. Er begegnete Ihnen auf der Buchmesse in Chicago und war sehr von Ihnen beeindruckt.“
    „Wohl kaum im positiven Sinn, wenn er mich gleich auf die Folterbank spannt“, bemerkte Sabrina trocken.
    Jon lachte. Es klang tief, leicht rau und sehr angenehm. „Glauben Sie mir, sein Eindruck war sehr positiv. Er nimmt sich immer reale Menschen als Modell, gleichgültig, ob er malt oder in Wachs arbeitet. Und wenn Sie sich umsehen, werden Sie feststellen, dass es nirgends eine angenehme Situation gibt, in der er sie hätte darstellen können. Schauen Sie nur, dort hinten in der Ecke“, fügte er immer noch belustigt hinzu.
    So abgeklärt sie inzwischen auch zu sein glaubte, spürte sie auch jetzt, welche Wirkung sein Charisma auf sie hatte. Andeutungsweise hatte er einen leicht schottischen Akzent erworben, wohl auf Grund der vielen Zeit, die er hier verbrachte. Sein Aussehen, sein Körperbau – sein gesamtes Erscheinungsbild war sehr männlich. Was der schwache Duft seines After Shave noch unterstrich.
    Jon Stuart ist in der Tat ein gefährlicher Mann, dachte Sabrina. Und eigentlich ein Fremder, obwohl ich ihn einmal gut gekannt habe – wenn man das so nennen will.
    „In der Ecke dort hinten“, fuhr Jon fort, „werden König Ludwig XVI. nebst Gattin Marie Antoinette zur Guillotine geführt, und Jeanne d’Arc wird da drüben auf dem Scheiterhaufen brennen. In der nächsten Szene begegnet Anna Boleyn ihrem Henker, und Jack the Ripper ist gerade dabei, Mary Kelly die Kehle durchzuschneiden.“ Er schüttelte gespielt betrübt den Kopf. „Ich fürchte, Joshua mag Susan Sharp nicht besonders. Gehen Sie nur, und schauen Sie sich Mary Kelly an.“
    „Demnach muss ich dankbar sein, dass ich auf der Folterbank gelandet bin? Und stundenlange Qualen erdulden muss, bevor ich sterbe?“ fragte sie ungläubig.
    Jon neigte leicht amüsiert den Kopf. „Tatsächlich ist die schöne Blondine auf der Streckbank das einzige Opfer in diesem Raum, das überleben wird, Miss Holloway. Es handelt sich um Lady Ariana Stuart. Ehe sie gestreckt und ihr Wille gebrochen werden konnte – laut Anklage hatte sie versucht, den Thronfolger Charles an Cromwells Männer zu übergeben, -, intervenierte ihr Bruder selbst bei Charles und beteuerte ihre Unschuld. Der junge König, inzwischen als Charles II. von England inthronisiert, sah sofort, was für eine Verschwendung es wäre, eine so hübsche Dame umzubringen, und beorderte sie aus der Folterkammer direkt in sein Bett. Da er ein charmanter Mann war, machte er sie natürlich zu seiner Geliebten. Sie gebar ihm zahllose illegitime Kinder und erreichte ein hohes Alter.“
    „Wie tröstlich“, bemerkte Sabrina.
    „Sehr romantisch“, fügte Brett schnaubend hinzu. „Ich wette, dass hast du alles erfunden, um Sabrina zu beschwichtigen.“
    „Ich schwöre, es ist die reine Wahrheit“, versicherte Jon.
    „Na ja, jedenfalls hat sich Joshua mit Susan Sharp einen Spaß erlaubt“, stellte Brett boshaft kichernd fest. „Das ideale Opfer für den Ripper. Angeblich ‚unterhält’ sie Männer mit gewissen Gegenleistungen für ihre Dienste.“
    „Das ist Hörensagen“, wehrte Jon achselzuckend ab.
    Sabrina ärgerte sich über Bretts taktlose Bemerkung und applaudierte innerlich Jons Weigerung, schlecht über andere zu reden.
    „Wen hat sich der alte Josh als Modell für Jeanne d’Arc ausgesucht?“ erkundigte Brett sich ungerührt.
    „Meine Assistentin Camy“, erklärte Jon. „Ich glaube, sie ist selbst auch ziemlich sendungsbewusst. Außerdem ist sie eine gute und hart arbeitende Assistentin.“
    „Wie passend. Ich bin einverstanden.“
    Jon grinste. „Bisher noch.“
    Brett stöhnte auf. „Dann gibt es also etwas, das mir nicht gefallen wird?“
    „Vermutlich.“
    „Hat er mich auch benutzt?“
    Jon nickte.
    „Als was?“
    Jon deutete auf den Folterknecht, der soeben den Mechanismus der Streckbank mit der jungen Schönen darauf betätigen wollte.
    „Denk dir mal das ganze Barthaar weg“, schlug Jon mit einem verschmitzten Lächeln vor.
    „Ich sollte ihn verklagen!“ schimpfte Brett.
    Sabrina
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